Wir sind zurück in Norman, unseren Minivan haben wir in Oklahoma City zurückgegeben, und die Abrechnung ist gemacht. Wir haben insgesamt etwa 4500 Meilen, also über 7200 Kilometer, zurückgelegt. Aber der Reihe nach.
Ich habe zuletzt von Mittwoch, unserem Tag in Los Angeles berichtet. Am Donnerstagmorgen sind wir zunächst nach Malibu im Westen von Los Angeles gefahren, weil Emilies Freund ihr gesagt hatte, dass sie dort unbedingt hinmüsse. Dort angekommen haben wir immerhin einen Fotographen getroffen, der uns über die dort ansässigen Vögel (Pelikane, Reiher und Möven) aufklären konnte, aber der Strand selbst war wenig spektakulär.
Death Valley ist ein beeindruckender Ort. Beim Anblick dieses majestätischen Tals mitten in einer der Wüsten Kaliforniens versteht man auch ohne die im Sommer vorherrschenden mörderischen Temperaturen, warum man dem Tal diesen Namen gegeben hat. Trotz der Einsamkeit und Leere des Tals finden sich dort aber erstaunlich viele Camper und sogar eine Tankstelle, die man auf Grund der horrenden Preise aber besser meidet.
Natürlich ist das Adjektiv "horrend" in dem Kontext ziemlich relativ. Eine Gallone Benzin kostete an der Tankstelle etwa 4,40$. Beim aktuellen Wechselkurs (im Moment etwa 1,48$/€) sind das etwa 80 Euro-Cents pro Liter, für deutsche Verhältnisse also spottbillig. Aber in Oklahoma bekommt man Benzin durchaus schon mal für 2,90$ pro Gallone oder weniger - kein Wunder, dass das Verhältnis zu Autos hier ein anderes ist. Weiter westlich wird das Benzin übrigens generell teurer, da zusätzlich zum Bund auch die Bundesstaaten Benzinsteuer erheben, und Oklahoma im Vergleich wenig verlangt.
Am frühen Abend, was zu dieser Jahreszeit leider schon Dunkelheit bedeutet, sind wir in Las Vegas angekommen. Nach dem Motel in Los Angeles hatten wir beschlossen, nur eine Liste möglicher Motels zu besorgen und vor Ort die Wahl zu treffen. So fanden wir ein passables Motel am Nordende des Strips und zogen von dort aus los um die diversen Hotels und Casinos zu erkunden.
Las Vegas, oder besser gesagt, der kleine Teil von Las Vegas an den jeder denkt, wenn man Las Vegas erwähnt, wirkt unwirklich. Gigantische, unglaublich dekadent eingerichtete Gebäude säumen den Las Vegas Boulevard, und ganz ohne Hemmungen versuchen die Baumeister der Hotel-Casinos die Außenanlagen so beeindruckend wie möglich zu gestalten. Auch wenn die Gebilde natürlich hauptsächlich aus Plastik sind ist es schwer, davon nicht beeindruckt zu werden. Trotzdem hat sich mir die Frage gestellt, was man in Las Vegas eigentlich will. Denn nachdem man den Strip gesehen hat bleibt nicht mehr viel übrig außer unglaublich teuren Shows und Casinos, und meine Meinung über Casinos hat sich in Las Vegas definitiv nicht geändert.
Nachdem wir am Vorabend über den Strip gelaufen waren wäre ich am nächsten Tag am liebsten direkt weitergefahren, aber besonders Phoebe war ganz anderer Meinung und hat lieber über 400$ in irgendwelchen Läden ausgeben. Irgendwann in Las Vegas hat sie übrigens gesagt, ich verhalte mich wie ein alter englischer Gentleman, nur die Pfeife fehle mir. Irgendwo ist da wohl ein Kompliment versteckt.
Es war also leider schon später Freitagnachmittag, als wir Las Vegas verlassen haben. Daher haben wir vom Hoover Dam an der Grenze zu Arizona nicht mehr viel gesehen. Wenigstens sahen wir harmlos genug aus und wurden vom Polizisten bei den Sicherheitskontrollen einfach durchgewunken.
Unsere Fahrt nach Williams, auf der ich die ganze Zeit das Steuer hatte, war unspektakulär. Dort angekommen hatten wir zum ersten Mal ein Problem mit vollen Motels, und das, obwohl der ganze Ort subjektiv gesehen nur aus Motels und Souvenirläden besteht. Aber es war nunmal Wochenende, und der Grand Canyon ist scheinbar von allen National Parks der touristischste. Er ist vermutlich auch der einzige, der schon in über 200 Meilen Entfernung ausgeschildert ist.
Wir haben trotzdem noch kurz vor Mitternacht ein Motel gefunden, das gewissermaßen als Bonus noch eine Reihe internationaler Flaggen auf dem Hof präsentierte. Interessanterweise war auch als einziger US-Bundesstaat Oklahoma mit einer Flagge vertreten. Nach der eisigen Kälte draußen waren wir durch und durch glücklich, in unser großes und angenehm warmes Zimmer zu stürzen.
Am nächsten Morgen haben wir uns alle dick eingepackt, ich habe in weiser Voraussicht noch Schokolade in verschiedenen Formen gekauft, und dann fuhren wir die letzten etwa 60 Meilen bis zum Südeingang des Grand Canyons. Das erstaunliche an dieser Route ist, dass das Land verdammt eben ist. Irgendwann sieht man in der Ferne einen Streifen, der einen den Abgrund vermuten lässt, aber bis zu dem Punkt, an dem man tatsächlich vor dem Abgrund steht, ist das Gelände einfach nur platt.
Die Vegetation um den Grand Canyon herum ist eigenartig. Sie sieht aus wie die niedrigen Gewächse, die man sonst im Gebirge findet, nur dass sie zu richtigen Bäumen heranwächst. Der Canyon selbst wirkt dagegen zumindest auf den ersten Blick eher kahl, abgesehen von den winzigen grünen Flecken, die man tief unten am Colorado River sieht. Beim Anblick des riesigen Canyons hat mich das Verlangen gepackt, dort hinunterzusteigen und zu zelten. Denn leider kann man am Grand Canyon nicht all zu viel tun, wenn man nicht die Ausrüstung hat um unten zu übernachten. Der Höhenunterschied zwischen Kante und Fluss beträgt über 1600m, und wir sind zwar - abgesehen von Theresia, die sich den Fuß verstaucht hatte - den ersten Abschnitt des Bright Angel Trails nach unten gelaufen, aber wir waren natürlich noch weit vom Boden des Canyons entfernt als wir angesichts der sich neigenden Sonne umgekehrt sind. Mit Phoebe würde ich keine ernsthaften Wanderungen unternehmen, nicht nur wegen ihrer Phobie, aus Wasserflaschen anderer zu trinken.
Nachdem wir keinen Ort gefunden haben, an dem das Beobachten des Sonnenuntergangs besonders vielversprechend wirkte - die Sonne geht nunmal im Südwesten unter - war es an der Zeit, den Grand Canyon in Richtung Osten zu verlassen. Die Fahrt über die Highways Arizonas war furchtbar langweilig, und ich war froh, als ich von Olivier abgelöst wurde. Wir hatten unsere Pläne noch einmal geändert und übernachteten in Albuquerque in New Mexico, um am nächsten Tag noch etwas Sightseeing einzuschieben. Wie heißt es so schön: What happens in Albuquerque stays in Albuquerque? Leider ist das nicht immer der Fall.
Wie dem auch sei, am nächsten Morgen hatte Phoebe zwar genügend Energie um Theresia und mir die Haare zu flechten, aber niemand hatte mehr so richtig Lust, etwas zu unternehmen. Daher sind wir nonstop nach Norman gefahren, was uns richtig freundlich mit Regen und zähflüssigem Verkehr dank Unfällen empfangen hat. Schweren Herzens haben wir alle vom Urlaub Abschied genommen, und auf merkwürdige Weise auch voneinander, denn so dicht wie die vergangenen 11 Tage werden wir nicht mehr aufeinanderhocken. Es war absolut toll, mit diesen Jungs und Mädels unterwegs zu sein - auch wenn Phoebe und Tim irgendwann angefangen haben, ein idiotisches Lachen nachzuahmen, dass sie in irgendeiner Fernsehserie aufgeschnappt hatten... sowas gehört zu der ganzen Erfahrung eben dazu.
Am Montag bin ich ein letztes Mal mit dem vollkommen zugebröselten Van gefahren, um ihn in Oklahoma City abzugeben. Amandine, Olivier und Tim waren auch noch dabei, und Nicholas hat uns zurück nach Norman gefahren - vielen Dank! Und jetzt hat uns die Realität leider endgültig wieder. Aber zunächst habe ich noch ein paar Bilder für euch.
Unser Minivan beim Tanken irgendwo in Colorado
Und nochmal von außen, am zweiten Tag im Berlin-Ichthyosaur State Park in Nevada (der Regen am Ende hat alles weggewaschen)
Ein typisch amerikanischer Highway
Was Mathematiker ohne Tafel tun
Der Beweis, dass die Golden Gate Bridge nicht immer vom Nebel verhüllt wird
Der Strand von oben
Geburtstagskuchen am Pazifik
Jack und ich vor Grauman's Chinese Theatre
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