Donnerstag, November 01, 2007

Homecoming

Meine Güte, die Zeit vergeht aber auch zu schnell. Ich wollte eigentlich schon länger von noch so einer Tradition berichten, die es in Deutschland nicht gibt. Vor zwei Wochen war hier am Wochenende allerlei geboten, auch wenn es nicht ganz so ausgeartet ist wie anderswo.

Das sogenannte Homecoming ist eine der vielen Gelegenheiten, bei denen die Universität sich selbst feiert. Der Begriff kommt daher, dass Alumni zurück an ihre Schule oder Uni kommen, um alte Bekannte zu treffen und zu feiern. Und, nicht zu vergessern, um sich von ihrem Reichtum, sofern vorhanden, etwas erleichtern zu lassen. Natürlich sollen auch die Prä-Alumni darauf eingestimmt werden, sich irgendwann bereitwillig erleichtern zu lassen. Damit das alles klappt, wird so viel veranstaltet, dass zur Beschreibung eigentlich Tabellen statt Prosa nötig wären. Ich will es trotzdem mit Letzterer versuchen.

Das eigentliche Homecoming war am Wochenende, wobei als Dreh- und Angelpunkt ein Footballspiel diente (als ob das erwähnenswert wäre...). Aber schon während der gesamten Woche zuvor war die Uni spürbar lebendiger als sonst. Dazu muss man wissen, dass einige Gruppen von Studenten zu Homecoming an einem Wettbewerb teilnehmen, der wie eine Art Zehnkampf des Campuslebens aus verschiedenen Disziplinen besteht, in denen sie sich messen. Die Gruppen sind zum großen Teil, aber nicht ausschließlich, Kooperationen von Fraternities und Sororities. Dazu verfolgt jede dieser Gruppen ein Motto, das zum Übermotto "Dynamic Duos" passt. So waren zum Beispiel an einem Tag Skulpturen von Mario und Luigi, War and Peace, Calvin und Hobbes, Good and Evil und anderen auf dem South Oval zu sehen. Dummerweise hatte ich an dem Tag meine Kamera nicht dabei. Wer bringt schon seine Kamera mit an die Uni?

An einem anderen Tag ging es darum, Kreidezeichnung auf dem South Oval zu schaffen. Hier präsentieren sich zum Beispiel Road Runner und Coyote.

Kleine Anmerkung am Rande: Viel plakatiert wird hier nie. Stattdessen folgt man den Kreidehinweisen am Boden, die leider nicht immer ganz klar sind:


Am Freitagabend war dann Stepshow angesagt. Ich habe schon einmal über diesen Wahnsinn berichtet, aber dieses Mal habe ich für euch ein Video herausgesucht. Genau diese Shows, die zum Teil richtig beeindruckend sind, haben wir uns im Volleyballstadion angeschaut. Die Musik hört man vor Ort übrigens deutlich besser, aber das Publikum kreischt wirklich so durchgedreht.

Während dieser Veranstaltung wurde auch der "Homecoming Court" vorgestellt. Vermutlich aus dem Bedürfnis heraus, künstlich Besonderes und "Persönlichkeiten" zu schaffen (an dieser Stelle ein Gruß an el Presidente und andere Figuren), werden zu Homecoming eine Homecoming Queen und ein Homecoming King gewählt. Beide sind Seniors (d.h. Undergraduates in ihrem nominell letzten Jahr; ja, das erlaubt tolle Wortspiele), die von irgendwelchen Studentenorganisationen vorgeschlagen wurden. Alle Kandidaten zusammen bilden den Homecoming Court. Dass das ganze Theater nicht alle glücklich macht ist eins der Standardthemen amerikanischer Fernsehserien.

Die Vorstellung des Homecoming Courts war definitiv das interessanteste Erlebnis des Abends. Brav nach Geschlechtern getrennt wurden zunächst die Männer einzeln vorgestellt, danach die Frauen. Während die Männer jeweils aufs Feld liefen und sich die Hände schüttelten, würdigten sich die Frauen keines Blickes. Nur die letzte Kandidatin hat den anderen kurz zugewinkt, dann ihren offensichtlichen Fauxpas bemerkt und sich hastig in deutlichem Abstand von mindestens zwei Metern zur nächsten Rivalin eingereiht - wie alle ihre Vorgängerinnen. Die Männer, die zu diesem Zeitpunkt das Feld gemäß der Zeremonienplanung bereits verlassen hatten, waren direkt nebeneinander gestanden...

Am Freitagabend sind wir übrigens auch über die obligatorische Gruppe Pinguine gestolpert, die auf dem Weg zur Erleichterung waren.

Am Samstag fand dann die Homecoming Parade statt, ein Umzug durch ein kleines Stück von Norman. Der ganze Umzug wurde von einem hyperaktiven Kommentator begleitet, der um Größenordnungen enthusiastischer war als die Mehrheit der Zuschauer. Tatsächlich war der Umzug eine eher langweilige Angelegenheit, was für Umzüge ja nicht weiter ungewöhnlich ist. Ein paar coole Wagen zu den "Dynamic Duos" gab es aber doch zu sehen.


Hier ist noch der Wagen von Good and Evil, mit dem Pferd von OU und dem Tiger von Missouri, denn schließlich sollte ja noch ein Footballspiel folgen. Wie es sich gehört hat dann auch das Gute gewonnen...

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