Mittwoch, April 08, 2009

Trilinguales Kinovergnügen

Es ist eine Herausforderung, in einem Land zu leben, dessen Sprache man nicht souverän beherrscht. Etwas Absurdes erhält diese Herausforderung für mich dadurch, dass ich mich zwar in einem französischsprachigen Land befinde, aber größtenteils nicht in einem französischsprachigen Umfeld. Tatsächlich besteht unsere Arbeitsgruppe zwar aus einer recht vielseitigen Mischung verschiedener Nationalitäten, doch findet sich darunter - wenn man von der Sekretärin absieht - weder ein Schweizer noch ein Francophone (französischsprachige Schweizer sind also quasi doppelt ausgeschlossen).

Das hat zur Folge, dass ich de facto den ganzen Tag meist nur Englisch und Deutsch spreche. Eine Ausnahme dazu bietet die Lehre. Diese betreiben wir zwar im Wesentlichen auf Englisch, wenn aber Studenten eine Frage auf Französisch stellen, ist das auch in Ordnung. Dennoch ist die Folge davon, dass ich nun zwar bald ein halbes Jahr in Lausanne sein werde (wie die Zeit vergeht!), mein Französisch aber nach wie vor deutlich zu wünschen übrig lässt. Die außeruniversitären Aktivitäten, bei denen tatsächlich die Landessprache gesprochen werden, fallen eben im Vergleich zum Alltag oder zu Aktivitäten, bei denen andere Doktoranden dabei sind, die gar kein Französisch sprechen, recht gering aus.

Aber eigentlich wollte ich über ein anderes Phänomen berichten, das mich in diesem sprachlich gespaltenen Staat vergnügt hat. Es ist zu beobachten bei Kinobesuchen, zuletzt übrigens von Watchmen, einem meines Erachtens unnötig gewalthaltigen Film, der während eines großen Teils seiner beträchtlichen Laufzeit recht ziellos umhermäandert hat (Letzteres hat mich zugegebenermaßen etwas überrascht).

Nun habe ich zwar schon halbwegs erfolgreich französische Filme gesehen, aber erstens erfordert das noch viel anstrengende Konzentration und zweitens fand der Kinobesuch in einer Gruppe, die noch weniger im Französischen bewanderte Mitglieder umfasste, statt, also fiel die Wahl von VO (Anm.d.Ü.: OmU) nicht schwer. Vermutlich gibt es aber für die Schweiz minus den italienischsprachigen Teil nur eine VO. Und da man ja den Welschen schlecht einen englischsprachigen Film mit deutschen Untertiteln vorsetzen kann - umgekehrt natürlich genauso wenig - hat man sich in der Schweiz offenbar entschlossen, Filme grundsätzlich in beiden Sprachen zu untertiteln. Vorsichtigerweise sollte ich an dieser Stelle anmerken, dass ich noch nicht dazu gekommen bin, in der Deutschschweiz den Gegentest durchzuführen - womöglich ist es ja auch eine Frage der Kinokette.

Jedenfalls ist es durchaus amüsant, einen Kinotrailer zu sehen, an dessen Ende groß die Zahl "2009" steht, untertitelt zuerst mit "2009" und darunter noch einmal mit "En 2009" (als ob man die Botschaft nicht auch ganz ohne Untertitel verstehen würde), woraus der Sprachkundige messerscharf schließt, dass die deutschen Untertitel über den französischen stehen. Etwas schade sind die deutschsprachigen Untertitel aber. Immer wieder habe ich versucht, die französischen Untertitel mitzulesen, was auf Grund der Geschwindigkeit für mich schon anspruchsvoll genug war. Da aber leider zwischen dem Bild und den französischen Untertiteln auch noch deutscher Text steht, wird das Auge durch die leichter verständlichen deutschen Untertitel abgelenkt, weshalb ich meine Versuche letztendlich aufgegeben habe.

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