Es war einmal, vor einer langen Zeit, da war ich ein lautstärkerer Gegner des Glaubens an Gott. Jeder, der sich mit mir über Gott unterhalten hat weiß natürlich, dass ich auch heute noch alles andere als ein Freund des Glaubens an Götter oder ähnliche widernatürliche Konzepte bin, aber dennoch bin ich in meinen Tiraden gegen den Glauben milder geworden. Es war eine lang andauernde Entwicklung, die mir diese eher, aber eben nicht ganz, selten als solche erkennbare Milde gegeben hat.
Gläubige tun mir leid.
Übrigens geht es mir hier des Titels zum Trotz nicht um Religion, sondern lediglich um den Glauben an Gott (wobei ich Gott stellvertretend für jegliche Götter, -innen und ähnliche unrealistische Ideen nenne). Mir ist durchaus bewusst, dass Religion noch andere Aspekte hat, die im Wesentlichen nichts anderes sind als Techniken zur Formung der Gesellschaft. Wie jede andere Technologie können sie zum Guten wie zum Schlechten verwendet werden. Um all diese zusätzlichen Aspekte geht es mir hier aber nicht. Der vorliegende Blogeintrag beschränkt sich auf den Glauben an Gott.
Nach dieser Klarstellung nun die berechtigte Frage: Warum tun mir Gläubige leid?
Ich habe im Laufe meines Lebens drei Grundtypen von Gläubigen kennengelernt. Der erste Typ ist gläubig und hat darüber noch nie nachgedacht. Selten kommt es vor, dass dieser Typ irgendwann anfängt nachzudenken und die richtigen Schlüsse zieht. Meistens ist das Fehlen der Reflexion aber einfach ein Zeichen dafür, dass derjenige in keiner Lebenslage besonders viel reflektiert, und das tut mir leid.
Der zweite Typ ist der, der mir persönlich am unverständlichsten ist: Er hat über den Glauben nachgedacht und ist ernsthaft zu dem Schluss gekommen, dass ein Gott wirklich real existiert. Dieser Typ tut mir leid, weil entweder sein Wissen über die reale Welt oder seine Fähigkeit zum logischen Denken furchtbar verkümmert sein muss.
Zu guter Letzt gibt es noch den Typ, der zwar erkannt hat, dass keinerlei Hinweise auf die Existenz eines Gottes existieren, der sich aber trotzdem mehr schlecht als recht ein Gerüst zusammenschustert, das ihm den Glauben an einen Gott ermöglicht. Für diese Flucht in die Phantasie gibt es die verschiedensten Begründungen, aber bisher erregten doch alle mein Mitleid - denn letztendlich flieht dieser Typ fast immer vor der Realität, weil er sie fürchtet.
Mir ist natürlich klar, dass ich in vieler Hinsicht mit dieser Einstellung genauso arrogant daherkomme wie ein Missionar, der die armen Ungläubigen bekehren will - so viel Selbstkritik muss sein. Andererseits kommt auch irgendwann der Punkt, an dem man diese ewige Selbstkritik beiseite legen und eine Linie in den Sand ziehen muss. Immerhin geht es hier nicht um Meinungen, sondern um die wahrhaftige, objektive Realität. Wer sich dieser Realität verschließen will, wird von mir - und das ist der wichtige Unterschied zum Missionar - nicht zur Umkehr gezwungen. Er darf aber auch nicht auf mein Verständnis hoffen; er tut mir nur leid.
Übrigens gibt es ja historisch gesehen noch die vermeintlichen Pragmatiker, die an Gott glauben, um präventiv himmlische Bonusmeilen zu sammeln. Es ist beruhigend, dass mir in der Praxis noch niemand begegnet ist, der diese Position ernsthaft vertritt. Denn abgesehen von allen anderen Kritikpunkten, die gegen die Pascalsche Wette sprechen, gilt doch vor allem immer noch diese Weisheit, die ich vor langem so oder so ähnlich gehört habe:
Richte all dein Streben im Leben danach, ein guter Mensch zu sein, und kümmere dich nicht darum, einen Gott anzubeten. Wenn es einen Gott gibt, und er ist böse, ungerecht oder eifersüchtig, so hat er deine Anbetung nicht verdient. Wenn es einen Gott gibt, und er ist gut und gerecht, so wirst du seine Anerkennung nicht durch Gebete, sondern nur durch dein Handeln im Leben gewinnen. Und wenn es keinen Gott gibt, so wirst du nach dem Tod doch deinen Mitmenschen als das in Erinnerung bleiben, was du im Leben warst: ein guter Mensch.
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