Aus der Kategorie "Unglaubliches, das unkommentiert in der Zeitung steht" heute auf Seite 6 der Süddeutschen ein Artikel über weltweite Versorgung mit sauberem Wasser (längere Online-Version). Hier die Stelle, bei der ich nur noch die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen habe:
Ein Pilotprojekt sind zum Beispiel die 100 elektronischen Wasserzapfstellen in Uganda, die die GTZ im Auftrag der Bundesregierung aufgebaut hat. Mit einer aufladbaren Chipkarte können die Bewohner von Kampala an briefkastenartigen Stationen öffentliche Wasserhähne entsperren und sich sauberes Wasser zapfen.
Wasser ist ein überlebenswichtiges Gut - und das Beste, was der GTZ einfällt ist, Pumpen aufzustellen, die an elektronische Bezahlsysteme gekoppelt sind? In einem Entwicklungsland? Das ist einfach nur pervers.
Gut, auch wir bezahlen für Wasser. Aber in Deutschland liegt der Wasserpreis praktisch überall unter 2 Euro pro Kubikmeter, das sind 0,2 Cent pro Liter. Welcher Schwachkopf kommt auf die Idee, bei einem so wichtigen Gut wie Trinkwasser den Bezahlaspekt so ins Zentrum zu stellen?
So richtig bizarr ist das Detail mit der Chipkarte. Bei so etwas frage ich mich immer, ob das nicht einfach nur eine Form moderner Kolonialismus ist. Unter dem Vorwand bei der Trinkwasserversorgung zu helfen, überredet man die lokale Regierung, ein überteuertes, unangemessenes, vollkommen unnötiges Chipkartensystem bei einem deutschen Hersteller zu kaufen. Dann kann man sich selbst als Helfer stilisieren und die Menschen gleichzeitig noch richtig schön ausbeuten. Gleichzeitig verarscht man die Menschen in Deutschland, indem man das für Entwicklungshilfe bestimmte Geld in die Kassen der heimischen Industrie lenkt.
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