Donnerstag, Oktober 07, 2010

The Design of Everyday Things

In diesem Buch schildert Donald Norman anhand vieler Beispiele guten und schlechten Designs die Prinzipien, nach denen benutzbare Gegenstände entworfen werden sollten. Seine Beispiel reichen von Türgriffen über Telefonsysteme bis zu Fabrikanlagen, ließen sich aber genauso auf Computerschnittstellen und Webseiten übertragen. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich für das Thema Benutzbarkeit ein wenig interessiert.

Die meisten der Regeln, die Donald Norman aus psychologischen Erkenntnissen ableitet, sind zwar im Grunde einfach "nur" einleuchtende Banalitäten. Sich der grundlegenden Banalitäten so richtig bewusst zu werden ist aber nie verkehrt, zumal wenn dieser Vorgang durch sehr anschauliche Beispiele begleitet wird.

Über ein solches Beispiel bin ich selbst vor Kurzem in einem Regionalzug der Deutschen Bahn gestolpert. Die Türen zwischen Eingangsbereich und Sitzraum der Waggons waren in diesem Zug baulich von einer alten manuellen Tür nicht zu unterscheiden. Jede Tür hatte einen soliden Griff, der zum schwungvollen manuellen Öffnen und Schließen der Tür einlud.

Dummerweise war in die Türen aber eine Automatik eingebaut. Eine ganze Reihe von Fahrgästen - mich eingeschlossen - hat, von der Griffform verführt und in dem Willen, den Mitreisenden einen Gefallen zu tun, versucht, diese Türen zu schließen. Die Automatik verhinderte aber, dass sich die Türen vor Ablauf eines festen Zeitfensters wieder schließen ließen.

Regelmässige "Gewalt gegen Sachen" war die Folge, die weder der Psyche der Bahnfahrer noch der Türe selbst - und damit auch dem Budget der Bahn - besonders bekömmlich sein konnte.

Dieses Problem ist offenbar sogar jemandem aufgefallen, denn an den Türen waren kleine Aufkleber mit dem Aufdruck "Tür schließt automatisch" angebracht. Natürlich liest sowas erstens kein Mensch, und zweitens waren diese Aufkleber an vielen Türen wegen Abrieb ohnehin unleserlich.

Hätten die Designer dieser Türen das eingangs erwähnte Buch gelesen, so wäre ihnen klar gewesen, dass sie sich auf die Suche nach einer echten Lösung hätten begeben müssen.

Spontan fallen mir dazu zwei mögliche Ansätze ein. So könnte die Automatik vielleicht so gestaltet sein, dass sie sich nicht gegen ein Zuziehen der Tür wehrt. Alternativ könnte man die Griffe anders gestalten. Dass die zweite Option nicht gewählt wurde ist überraschend, weil sie bei den automatischen Türen in IC-Waggons zum Einsatz kommt. Die Griffe dieser Türen knicken beim Ziehen ab und signalisierem dem Benutzer dadurch, dass diese Türen nicht mit Kraftaufwand zu öffnen oder zu schließen sind, sondern dass es sich bei den Griffen in Wirklichkeit um eine Art Knopf oder Schalter handelt.

Es wäre so einfach.

Stattdessen leiden tagtäglich Menschen unter schlechtem Design, das den Alltag zwar nicht viel, aber doch vollkommen unnötig verkompliziert.

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