Syriza hat die Wahlen in Griechenland mit deutlichem Abstand gewonnen. Typisch für der Herren eigener Geist, in dem sich unsere heutige Zeit spiegelt, sorgen sich die Verfechter der marktkonformen Demokratie um die verschiedenen wirtschaftlichen Konsequenzen des Wahlergebnisses. Zum Beispiel: Sieht es für ausländische Investitionen in Griechenland jetzt düster aus? Ich möchte dies als Anlass für ein paar grundsätzliche Überlegungen nehmen.
Lauscht man den Sonntagsreden der Politiker, dann gehört die Steigerung der Attraktivität des eigenen Landes für ausländische Investoren zu den wichtigsten Tugenden einer Regierung. Zeit für die Frage nach des Kaisers neuen Kleidern: Warum eigentlich?
Die oberflächlichen Argumente sind einfach: Da kommt jemand, stellt eine Fabrik o.ä. hin, und das schafft Arbeitsplätze. So weit richtig, sofern man mal von den vielen Beispielen der Enttäuschung absieht, in denen ein ausländisches Unternehmen mit zeitlich beschränkten Steuergeschenken angelockt wird. Wenn diese Geschenke dann auslaufen sind alle furchtbar überrascht, wenn sich das Unternehmen wieder verabschiedet.
Aber selbst wenn die Investoren bleiben, so bleiben sie nur, wenn und weil sie einen dauerhaften Profit darin sehen. Aus der Perspektive des Auslands sieht das super aus: Man schickt eine einmalige Geldsumme, und erhält anschließend einen potentiell ewig anhaltenden Geldstrom, ohne, dass man dafür eine Gegenleistung bieten muss. Dies ist schließlich das Wesen allen Profits und aller Kapitalerträge.
Dementsprechend schlecht sieht der Deal für das Land aus, in dem die Investition getätigt wird: Klar, am Anfang kommt da eine Geldsumme herein, und klar, da werden Arbeitsplätze geschaffen. Aber gleichzeitig verpflichtet sich das Land dazu, potentiell auf ewig einen Geldstrom ins Ausland zu schicken, ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten.
Auf einmal sehen ausländische Investitionen überhaupt nicht mehr so toll aus.
Es wird noch schlimmer: Braucht man die ausländischen Investitionen überhaupt, um die Arbeitsplätze zu schaffen? In vielen Fällen nein. Das nötige Geld für den Aufbau der Fabrik o.ä. kann auch im Inland zum Beispiel durch den Finanzsektor bereitgestellt werden. Die gleiche Produktion kann oft gewährleistet werden, ohne dass danach langfristig Geld ins Ausland fließt. Schlimmstenfalls fließen die gleichen Ströme an reiche Inländer, bestenfalls in Pensionsfonds oder in einen Staatsfonds à la Norwegen oder Alaska.
Ein schönes Beispiel für all diese Überlegungen ist die Ausbeutung Rohstoff-reicher armer Länder. Dort kommen ausländische Investoren und bauen Minen. Sie entziehen dem Land die Bodenschätze, aber die Gewinne kassieren Ausländer. Dabei könnten diese Länder prinzipiell die gleichen Minen selbst bauen. Sicherlich müssten sie anfänglich notwendige Maschinen aus dem Ausland kaufen - aber die langfristigen Gewinne würden sie selbst einkassieren. Es wäre genau das umgekehrte Bild: eine einmalige Geldsumme wurde anfänglich ans Ausland gehen, damit ein langfristiger Geldstrom an Gewinnen aus dem Ausland aufgebaut wird. Das sieht kurzfristig teuer aus, ist aber langfristig der intelligentere Weg. Manche Regierungen verstehen das auch.
Das Beispiel der Maschinen, zu deren Bau das technische Know-How zumindest anfänglich nicht im Inland verfügbar ist, zeigt auch, dass ausländische Investitionen unter bestimmten Umständen ein akzeptabler Kompromiss sein können. Zum Beispiel eben dann, wenn das organisatorische Know-How im Inland nicht verfügbar ist, und dafür gesorgt wird, dass diese Know-How im Zuge der Investition langsam aufgebaut wird. Letzteres zu garantieren ist aber ein extrem schwieriges Spiel mit dem Feuer.
Die Idee, sich für ausländische Investitionen attraktiv machen zu wollen, ist fehlgeleitet. Das heißt nicht, dass man sich abschotten muss. Es heißt erst recht nicht, dass man auf internationalen Handel verzichten sollte - das ist eine andere Geschichte. Aber es heißt eben, dass es besser für ein Land ist, wenn es Investitionen aus sich selbst heraus generiert. Daran sollte sich Politik orientieren.
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