Ein kleiner Einschub zu den verschiedenen Bezeichnungen für Fernverkehrstraßen in den USA ist angesichts des Bildes in meinem letzten Eintrag vielleicht angebracht. Ein Highway kann im Prinzip alles sein von einer einfachen Landstraße in schlechtem Zustand bis zur gut ausgebauten Autobahn. Die meisten wichtigen und viel befahrenen Highways sind allerdings mindestens 2+2-spurig ausgelegt. Besonders in den Gegenden der USA, in denen nichts ist (von Oklahoma bis Nevada, und natürlich auch anderswo) haben solche mehrspurigen Highways oft einen deutlichen Mittelstreifen. "Deutlich" bedeutet hier, dass gerne einmal 100m Steppe zwischen den beiden Richtungen liegt. Mit Platz muss hier eben nicht gespart werden.
Besonders betonen sollte man an der Stelle, dass Highways in der Regel nicht kreuzungsfrei sind, und das gilt auch für die geteilten, mehrspurigen Highways. Immerhin sind die Kreuzungen auf diesen Highways eher unproblematisch, da kreuzender Verkehr die beiden Richtungen nicht auf einmal überqueren muss, sondern im Mittelbereich noch einmal anhalten kann und muss.
Die sogenannten Interstates sind die Highways, die sich als Hauptverkehrsadern durch die gesamte USA ziehen, wie die I-35 von der Grenze nach Mexiko im Süden bis zur Grenze nach Kanada im Norden, oder wie die I-40 von der Ostküste nach Westen bis kurz vor Los Angeles. Diese sind, zumindest soweit ich gesehen habe, durchgängig mindestens 2+2-spurig, und fast immer zu Freeways ausgebaut, vor allem in der Nähe von Städten.
Zu guter Letzt ist ein Freeway das, was wir unter einer Autobahn verstehen: Eine mindestens 2+2-spurige Straße ohne Kreuzungen oder Grundstückseinfahrten und daher mit "free-flowing traffic", was den Freeways ihren Namen gibt. Obwohl er auf Bundesebene definiert ist, wird der Begriff Freeway in den USA aber im Alltag nicht überall gleich häufig benutzt. In Oklahoma ist er mir beim Fahren noch nie begegnet, in Kalifornien dagegen ständig.
Zum Tempolimit muss ich auch noch ein Wort loswerden. Auf den gut ausgebauten Straßen sind 70 bis 75 Meilen pro Stunde die Regel. Wir sind, angepasst an die anderen Fahrer, typischerweise knappe 10 Meilen pro Stunde zu schnell und damit deutsche Richtgeschwindigkeit gefahren. Damit sind wir nicht in Probleme gekommen - weder mit anderen Fahrern noch mit der Polizei - aber übertreiben sollte man es wohl trotzdem nicht, nach allem, was ich von anderen gehört habe. Auf den Straßen, die mehr unseren Land- und Bundesstraßen ähneln, sind Tempolimits von 55 bis 65 Meilen pro Stunde die Regel, womit man auch auf deutschem Geschwindigkeitsniveau ist - für höhere Geschwindigkeiten sind diese Straßen meist sowieso nicht geeignet, wenn man mal von den schnurgeraden Strecken durch die Wüsten absieht. Alles in allem ist die Mär von übertrieben niedrigen Tempolimits in den USA jedenfalls nur ein Gerücht.
Ärgerlicher ist, dass die Amerikaner keine Spurwechseldisziplin haben. Wir mussten mehr als einmal Fahrer rechts überholen, die - zum Teil deutlich - unterhalb des Tempolimits auf der linken Spur unterwegs waren, obwohl nur recht wenig Verkehr auf der Straße war. Das ist hier in der Regel nicht verboten und auch nicht ganz unüblich, aber unangenehm ist es jedes Mal.
Lerne, wie die Welt wirklich ist, aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.
Freitag, November 30, 2007
Home sweet home
Wir sind zurück in Norman, unseren Minivan haben wir in Oklahoma City zurückgegeben, und die Abrechnung ist gemacht. Wir haben insgesamt etwa 4500 Meilen, also über 7200 Kilometer, zurückgelegt. Aber der Reihe nach.
Ich habe zuletzt von Mittwoch, unserem Tag in Los Angeles berichtet. Am Donnerstagmorgen sind wir zunächst nach Malibu im Westen von Los Angeles gefahren, weil Emilies Freund ihr gesagt hatte, dass sie dort unbedingt hinmüsse. Dort angekommen haben wir immerhin einen Fotographen getroffen, der uns über die dort ansässigen Vögel (Pelikane, Reiher und Möven) aufklären konnte, aber der Strand selbst war wenig spektakulär.
Death Valley ist ein beeindruckender Ort. Beim Anblick dieses majestätischen Tals mitten in einer der Wüsten Kaliforniens versteht man auch ohne die im Sommer vorherrschenden mörderischen Temperaturen, warum man dem Tal diesen Namen gegeben hat. Trotz der Einsamkeit und Leere des Tals finden sich dort aber erstaunlich viele Camper und sogar eine Tankstelle, die man auf Grund der horrenden Preise aber besser meidet.
Natürlich ist das Adjektiv "horrend" in dem Kontext ziemlich relativ. Eine Gallone Benzin kostete an der Tankstelle etwa 4,40$. Beim aktuellen Wechselkurs (im Moment etwa 1,48$/€) sind das etwa 80 Euro-Cents pro Liter, für deutsche Verhältnisse also spottbillig. Aber in Oklahoma bekommt man Benzin durchaus schon mal für 2,90$ pro Gallone oder weniger - kein Wunder, dass das Verhältnis zu Autos hier ein anderes ist. Weiter westlich wird das Benzin übrigens generell teurer, da zusätzlich zum Bund auch die Bundesstaaten Benzinsteuer erheben, und Oklahoma im Vergleich wenig verlangt.
Am frühen Abend, was zu dieser Jahreszeit leider schon Dunkelheit bedeutet, sind wir in Las Vegas angekommen. Nach dem Motel in Los Angeles hatten wir beschlossen, nur eine Liste möglicher Motels zu besorgen und vor Ort die Wahl zu treffen. So fanden wir ein passables Motel am Nordende des Strips und zogen von dort aus los um die diversen Hotels und Casinos zu erkunden.
Las Vegas, oder besser gesagt, der kleine Teil von Las Vegas an den jeder denkt, wenn man Las Vegas erwähnt, wirkt unwirklich. Gigantische, unglaublich dekadent eingerichtete Gebäude säumen den Las Vegas Boulevard, und ganz ohne Hemmungen versuchen die Baumeister der Hotel-Casinos die Außenanlagen so beeindruckend wie möglich zu gestalten. Auch wenn die Gebilde natürlich hauptsächlich aus Plastik sind ist es schwer, davon nicht beeindruckt zu werden. Trotzdem hat sich mir die Frage gestellt, was man in Las Vegas eigentlich will. Denn nachdem man den Strip gesehen hat bleibt nicht mehr viel übrig außer unglaublich teuren Shows und Casinos, und meine Meinung über Casinos hat sich in Las Vegas definitiv nicht geändert.
Nachdem wir am Vorabend über den Strip gelaufen waren wäre ich am nächsten Tag am liebsten direkt weitergefahren, aber besonders Phoebe war ganz anderer Meinung und hat lieber über 400$ in irgendwelchen Läden ausgeben. Irgendwann in Las Vegas hat sie übrigens gesagt, ich verhalte mich wie ein alter englischer Gentleman, nur die Pfeife fehle mir. Irgendwo ist da wohl ein Kompliment versteckt.
Es war also leider schon später Freitagnachmittag, als wir Las Vegas verlassen haben. Daher haben wir vom Hoover Dam an der Grenze zu Arizona nicht mehr viel gesehen. Wenigstens sahen wir harmlos genug aus und wurden vom Polizisten bei den Sicherheitskontrollen einfach durchgewunken.
Unsere Fahrt nach Williams, auf der ich die ganze Zeit das Steuer hatte, war unspektakulär. Dort angekommen hatten wir zum ersten Mal ein Problem mit vollen Motels, und das, obwohl der ganze Ort subjektiv gesehen nur aus Motels und Souvenirläden besteht. Aber es war nunmal Wochenende, und der Grand Canyon ist scheinbar von allen National Parks der touristischste. Er ist vermutlich auch der einzige, der schon in über 200 Meilen Entfernung ausgeschildert ist.
Wir haben trotzdem noch kurz vor Mitternacht ein Motel gefunden, das gewissermaßen als Bonus noch eine Reihe internationaler Flaggen auf dem Hof präsentierte. Interessanterweise war auch als einziger US-Bundesstaat Oklahoma mit einer Flagge vertreten. Nach der eisigen Kälte draußen waren wir durch und durch glücklich, in unser großes und angenehm warmes Zimmer zu stürzen.
Am nächsten Morgen haben wir uns alle dick eingepackt, ich habe in weiser Voraussicht noch Schokolade in verschiedenen Formen gekauft, und dann fuhren wir die letzten etwa 60 Meilen bis zum Südeingang des Grand Canyons. Das erstaunliche an dieser Route ist, dass das Land verdammt eben ist. Irgendwann sieht man in der Ferne einen Streifen, der einen den Abgrund vermuten lässt, aber bis zu dem Punkt, an dem man tatsächlich vor dem Abgrund steht, ist das Gelände einfach nur platt.
Die Vegetation um den Grand Canyon herum ist eigenartig. Sie sieht aus wie die niedrigen Gewächse, die man sonst im Gebirge findet, nur dass sie zu richtigen Bäumen heranwächst. Der Canyon selbst wirkt dagegen zumindest auf den ersten Blick eher kahl, abgesehen von den winzigen grünen Flecken, die man tief unten am Colorado River sieht. Beim Anblick des riesigen Canyons hat mich das Verlangen gepackt, dort hinunterzusteigen und zu zelten. Denn leider kann man am Grand Canyon nicht all zu viel tun, wenn man nicht die Ausrüstung hat um unten zu übernachten. Der Höhenunterschied zwischen Kante und Fluss beträgt über 1600m, und wir sind zwar - abgesehen von Theresia, die sich den Fuß verstaucht hatte - den ersten Abschnitt des Bright Angel Trails nach unten gelaufen, aber wir waren natürlich noch weit vom Boden des Canyons entfernt als wir angesichts der sich neigenden Sonne umgekehrt sind. Mit Phoebe würde ich keine ernsthaften Wanderungen unternehmen, nicht nur wegen ihrer Phobie, aus Wasserflaschen anderer zu trinken.
Nachdem wir keinen Ort gefunden haben, an dem das Beobachten des Sonnenuntergangs besonders vielversprechend wirkte - die Sonne geht nunmal im Südwesten unter - war es an der Zeit, den Grand Canyon in Richtung Osten zu verlassen. Die Fahrt über die Highways Arizonas war furchtbar langweilig, und ich war froh, als ich von Olivier abgelöst wurde. Wir hatten unsere Pläne noch einmal geändert und übernachteten in Albuquerque in New Mexico, um am nächsten Tag noch etwas Sightseeing einzuschieben. Wie heißt es so schön: What happens in Albuquerque stays in Albuquerque? Leider ist das nicht immer der Fall.
Wie dem auch sei, am nächsten Morgen hatte Phoebe zwar genügend Energie um Theresia und mir die Haare zu flechten, aber niemand hatte mehr so richtig Lust, etwas zu unternehmen. Daher sind wir nonstop nach Norman gefahren, was uns richtig freundlich mit Regen und zähflüssigem Verkehr dank Unfällen empfangen hat. Schweren Herzens haben wir alle vom Urlaub Abschied genommen, und auf merkwürdige Weise auch voneinander, denn so dicht wie die vergangenen 11 Tage werden wir nicht mehr aufeinanderhocken. Es war absolut toll, mit diesen Jungs und Mädels unterwegs zu sein - auch wenn Phoebe und Tim irgendwann angefangen haben, ein idiotisches Lachen nachzuahmen, dass sie in irgendeiner Fernsehserie aufgeschnappt hatten... sowas gehört zu der ganzen Erfahrung eben dazu.
Am Montag bin ich ein letztes Mal mit dem vollkommen zugebröselten Van gefahren, um ihn in Oklahoma City abzugeben. Amandine, Olivier und Tim waren auch noch dabei, und Nicholas hat uns zurück nach Norman gefahren - vielen Dank! Und jetzt hat uns die Realität leider endgültig wieder. Aber zunächst habe ich noch ein paar Bilder für euch.
Unser Minivan beim Tanken irgendwo in Colorado
Und nochmal von außen, am zweiten Tag im Berlin-Ichthyosaur State Park in Nevada (der Regen am Ende hat alles weggewaschen)
Ein typisch amerikanischer Highway
Was Mathematiker ohne Tafel tun
Der Beweis, dass die Golden Gate Bridge nicht immer vom Nebel verhüllt wird
Der Strand von oben
Geburtstagskuchen am Pazifik
Jack und ich vor Grauman's Chinese Theatre
Ich habe zuletzt von Mittwoch, unserem Tag in Los Angeles berichtet. Am Donnerstagmorgen sind wir zunächst nach Malibu im Westen von Los Angeles gefahren, weil Emilies Freund ihr gesagt hatte, dass sie dort unbedingt hinmüsse. Dort angekommen haben wir immerhin einen Fotographen getroffen, der uns über die dort ansässigen Vögel (Pelikane, Reiher und Möven) aufklären konnte, aber der Strand selbst war wenig spektakulär.
Death Valley ist ein beeindruckender Ort. Beim Anblick dieses majestätischen Tals mitten in einer der Wüsten Kaliforniens versteht man auch ohne die im Sommer vorherrschenden mörderischen Temperaturen, warum man dem Tal diesen Namen gegeben hat. Trotz der Einsamkeit und Leere des Tals finden sich dort aber erstaunlich viele Camper und sogar eine Tankstelle, die man auf Grund der horrenden Preise aber besser meidet.
Natürlich ist das Adjektiv "horrend" in dem Kontext ziemlich relativ. Eine Gallone Benzin kostete an der Tankstelle etwa 4,40$. Beim aktuellen Wechselkurs (im Moment etwa 1,48$/€) sind das etwa 80 Euro-Cents pro Liter, für deutsche Verhältnisse also spottbillig. Aber in Oklahoma bekommt man Benzin durchaus schon mal für 2,90$ pro Gallone oder weniger - kein Wunder, dass das Verhältnis zu Autos hier ein anderes ist. Weiter westlich wird das Benzin übrigens generell teurer, da zusätzlich zum Bund auch die Bundesstaaten Benzinsteuer erheben, und Oklahoma im Vergleich wenig verlangt.
Am frühen Abend, was zu dieser Jahreszeit leider schon Dunkelheit bedeutet, sind wir in Las Vegas angekommen. Nach dem Motel in Los Angeles hatten wir beschlossen, nur eine Liste möglicher Motels zu besorgen und vor Ort die Wahl zu treffen. So fanden wir ein passables Motel am Nordende des Strips und zogen von dort aus los um die diversen Hotels und Casinos zu erkunden.
Las Vegas, oder besser gesagt, der kleine Teil von Las Vegas an den jeder denkt, wenn man Las Vegas erwähnt, wirkt unwirklich. Gigantische, unglaublich dekadent eingerichtete Gebäude säumen den Las Vegas Boulevard, und ganz ohne Hemmungen versuchen die Baumeister der Hotel-Casinos die Außenanlagen so beeindruckend wie möglich zu gestalten. Auch wenn die Gebilde natürlich hauptsächlich aus Plastik sind ist es schwer, davon nicht beeindruckt zu werden. Trotzdem hat sich mir die Frage gestellt, was man in Las Vegas eigentlich will. Denn nachdem man den Strip gesehen hat bleibt nicht mehr viel übrig außer unglaublich teuren Shows und Casinos, und meine Meinung über Casinos hat sich in Las Vegas definitiv nicht geändert.
Nachdem wir am Vorabend über den Strip gelaufen waren wäre ich am nächsten Tag am liebsten direkt weitergefahren, aber besonders Phoebe war ganz anderer Meinung und hat lieber über 400$ in irgendwelchen Läden ausgeben. Irgendwann in Las Vegas hat sie übrigens gesagt, ich verhalte mich wie ein alter englischer Gentleman, nur die Pfeife fehle mir. Irgendwo ist da wohl ein Kompliment versteckt.
Es war also leider schon später Freitagnachmittag, als wir Las Vegas verlassen haben. Daher haben wir vom Hoover Dam an der Grenze zu Arizona nicht mehr viel gesehen. Wenigstens sahen wir harmlos genug aus und wurden vom Polizisten bei den Sicherheitskontrollen einfach durchgewunken.
Unsere Fahrt nach Williams, auf der ich die ganze Zeit das Steuer hatte, war unspektakulär. Dort angekommen hatten wir zum ersten Mal ein Problem mit vollen Motels, und das, obwohl der ganze Ort subjektiv gesehen nur aus Motels und Souvenirläden besteht. Aber es war nunmal Wochenende, und der Grand Canyon ist scheinbar von allen National Parks der touristischste. Er ist vermutlich auch der einzige, der schon in über 200 Meilen Entfernung ausgeschildert ist.
Wir haben trotzdem noch kurz vor Mitternacht ein Motel gefunden, das gewissermaßen als Bonus noch eine Reihe internationaler Flaggen auf dem Hof präsentierte. Interessanterweise war auch als einziger US-Bundesstaat Oklahoma mit einer Flagge vertreten. Nach der eisigen Kälte draußen waren wir durch und durch glücklich, in unser großes und angenehm warmes Zimmer zu stürzen.
Am nächsten Morgen haben wir uns alle dick eingepackt, ich habe in weiser Voraussicht noch Schokolade in verschiedenen Formen gekauft, und dann fuhren wir die letzten etwa 60 Meilen bis zum Südeingang des Grand Canyons. Das erstaunliche an dieser Route ist, dass das Land verdammt eben ist. Irgendwann sieht man in der Ferne einen Streifen, der einen den Abgrund vermuten lässt, aber bis zu dem Punkt, an dem man tatsächlich vor dem Abgrund steht, ist das Gelände einfach nur platt.
Die Vegetation um den Grand Canyon herum ist eigenartig. Sie sieht aus wie die niedrigen Gewächse, die man sonst im Gebirge findet, nur dass sie zu richtigen Bäumen heranwächst. Der Canyon selbst wirkt dagegen zumindest auf den ersten Blick eher kahl, abgesehen von den winzigen grünen Flecken, die man tief unten am Colorado River sieht. Beim Anblick des riesigen Canyons hat mich das Verlangen gepackt, dort hinunterzusteigen und zu zelten. Denn leider kann man am Grand Canyon nicht all zu viel tun, wenn man nicht die Ausrüstung hat um unten zu übernachten. Der Höhenunterschied zwischen Kante und Fluss beträgt über 1600m, und wir sind zwar - abgesehen von Theresia, die sich den Fuß verstaucht hatte - den ersten Abschnitt des Bright Angel Trails nach unten gelaufen, aber wir waren natürlich noch weit vom Boden des Canyons entfernt als wir angesichts der sich neigenden Sonne umgekehrt sind. Mit Phoebe würde ich keine ernsthaften Wanderungen unternehmen, nicht nur wegen ihrer Phobie, aus Wasserflaschen anderer zu trinken.
Nachdem wir keinen Ort gefunden haben, an dem das Beobachten des Sonnenuntergangs besonders vielversprechend wirkte - die Sonne geht nunmal im Südwesten unter - war es an der Zeit, den Grand Canyon in Richtung Osten zu verlassen. Die Fahrt über die Highways Arizonas war furchtbar langweilig, und ich war froh, als ich von Olivier abgelöst wurde. Wir hatten unsere Pläne noch einmal geändert und übernachteten in Albuquerque in New Mexico, um am nächsten Tag noch etwas Sightseeing einzuschieben. Wie heißt es so schön: What happens in Albuquerque stays in Albuquerque? Leider ist das nicht immer der Fall.
Wie dem auch sei, am nächsten Morgen hatte Phoebe zwar genügend Energie um Theresia und mir die Haare zu flechten, aber niemand hatte mehr so richtig Lust, etwas zu unternehmen. Daher sind wir nonstop nach Norman gefahren, was uns richtig freundlich mit Regen und zähflüssigem Verkehr dank Unfällen empfangen hat. Schweren Herzens haben wir alle vom Urlaub Abschied genommen, und auf merkwürdige Weise auch voneinander, denn so dicht wie die vergangenen 11 Tage werden wir nicht mehr aufeinanderhocken. Es war absolut toll, mit diesen Jungs und Mädels unterwegs zu sein - auch wenn Phoebe und Tim irgendwann angefangen haben, ein idiotisches Lachen nachzuahmen, dass sie in irgendeiner Fernsehserie aufgeschnappt hatten... sowas gehört zu der ganzen Erfahrung eben dazu.
Am Montag bin ich ein letztes Mal mit dem vollkommen zugebröselten Van gefahren, um ihn in Oklahoma City abzugeben. Amandine, Olivier und Tim waren auch noch dabei, und Nicholas hat uns zurück nach Norman gefahren - vielen Dank! Und jetzt hat uns die Realität leider endgültig wieder. Aber zunächst habe ich noch ein paar Bilder für euch.
Unser Minivan beim Tanken irgendwo in Colorado
Und nochmal von außen, am zweiten Tag im Berlin-Ichthyosaur State Park in Nevada (der Regen am Ende hat alles weggewaschen)
Ein typisch amerikanischer Highway
Was Mathematiker ohne Tafel tun
Der Beweis, dass die Golden Gate Bridge nicht immer vom Nebel verhüllt wird
Der Strand von oben
Geburtstagskuchen am Pazifik
Jack und ich vor Grauman's Chinese Theatre
Samstag, November 24, 2007
3100 Meilen später
[Da ich kein Internet hatte poste ich diesen Eintrag aus dem Mountain Side Inn in Williams, in der Nähe des Grand Canyons; mehr Einträge auf Google Maps werden folgen, aber die Internetanbindung hier ist zu langsam, um angenehm mit dem ach so tollen Web 2.0 zu arbeiten; das Hochladen von Bildern habe ich auch irgendwann aufgegeben]
Ich sitze am Freitagnachmittag in einem ungewöhnlich und angenehm unscheinbaren Cafe am "Strip" in Las Vegas und warte darauf, dass die weibliche Fraktion unserer 7-köpfigen Mannschaft das Okay für die Weiterfahrt in Richtung Grand Canyon gibt. Während die ihrer Shoppingpflicht nachgeht habe ich genügend Zeit, die letzten knapp über sieben Tage revue passieren zu lassen.
Am letzten Donnerstag hat Josi uns (das heißt Olivier, Theresia, Tim und mich) netterweise (nochmal vielen, vielen Dank!) nach Oklahoma City gefahren hat, wo wir unseren Mietvan abgeholt haben. Nach einem kurzen Startversuch hat Theresia erst einmal vor dem Fahren zurückgeschreckt, weshalb ich uns zurück nach Norman gefahren habe. Am Abend sind wir dann zum Walmart gefahren, um Proviant, Paper Towels und eine Straßenkarte zu kaufen, und um danach Olivier und Theresia, die noch bis um sieben Uhr in einer Vorlesung waren, vom South Oval abzuholen. Damit waren wir komplett: Amandine, Emilie, Olivier (alle drei aus Frankreich), Phoebe (aus England), Theresia, Tim und ich (aus Deutschland), und es ging los auf der I-35 nach Norden in Richtung Kansas. (Hier in San Francisco, v.l.n.r.: ich, Emilie, Olivier, Phoebe, Amandine, Tim, Theresia)
An dieser Stelle muss ich sagen, dass amerikanische Autos angenehm groß sind. Unser Dodge Minivan hat zwei Sitze vorne, zwei in der Mitte und eine Rückbank mit drei Sitzen. Natürlich sieht das Auto inzwischen ziemlich chaotisch aus, so vollgepackt wie es ist. Aber man kann immer noch aus dem Rückfenster heraussehen, und nur auf der Rückbank fühlt man sich etwas eingeengt. Phoebe verlässt ihr Königreich hinten rechts trotzdem nicht, dafür hat sie es sich dort zu gemütlich eingerichtet.
Wir sind die ganze Nacht von Donnerstag auf Freitag durchgefahren. Irgendwann nach Mitternacht, als wir bereits auf der I-70 kurz vor der Grenze von Kansas nach Colorado waren, hat mich Olivier abgelöst. Als die Sonne aufging waren wir bereits über den Hauptkamm der Rocky Mountains hinweg, und wir machten eine etwas längere Pause im Glenwood Canyon am Colorado River.
Einen Umweg der abgedrehteren Art haben wir dann auf Grund einer Fehlnavigation meinerseits durch ein paar National Forests gemacht. Auf Schotterstraßen ging es da durch die Ausläufer der Rocky Mountains, und wir waren doch alle ganz froh, als wir wieder zurück auf der I-70 waren. Kurz vor Utah in Grand Junction wurde Olivier dann von Theresia abgelöst, nachdem er direkt von der linken Spur in eine Tankstelle gefahren ist ohne zu bemerken, dass er dabei beinahe einen Sheriff gerammt hätte. Der Sheriff hatte zum Glück offenbar besseres zu tun, als uns anzuhalten. Vielleicht war er auch einfach nicht für diese Gegend zuständig.
Am Nachmittag haben wir die I-70 dann noch einmal für ein paar Stunden verlassen, um im fantastischen Tal entlang des Colorado Rivers bis zum Arches National Park zu fahren.
Die ganze Gegend ist gewissermaßen das Vorfeld des Grand Canyons, und im Arches National Park stehen diese unglaublichen natürlichen Steinbögen. In und um diese herum zu klettern war eine richtig erfrischende Abwechslung von der ständigen Fahrerei.
Tim hat irgendwann angefangen, überall Namen und OU-Symbole auf den Felsen zu hinterlassen. Um so größer war unser Jubel, als ich an der höchsten sicher erreichbaren Stelle an der Innenwand des South Windows (eines der Steinbögen) ein OU-Symbol vorfand, dass einer unserer Vorgänger dort hinterlassen haben muss.
Noch bevor wir im National Park ankamen haben die Akkus meiner Kamera mal wieder ihren Geist aufgegeben. Zum Glück hat mir Emilie ihre neue Kamera anvertraut, obwohl sie meine Kletterei offensichtlich beängstigt hat. Und ich bin, wie ihr seht, ja auch wieder heil am Boden angekommen. Kurz vor Sonnenuntergang am Freitag haben wir den Park dann wieder verlassen und ich habe uns durch Utah gefahren, zuerst über die nahezu menschenleere (vielleicht besser: autoleere) I-70 und dann über den Loneliest Highway durch die Wüste bis an die Grenze nach Nevada. Dort, nachdem wir ohne einmal zu übernachten zwei Zeitzonengrenzen überquert hatten, hat mich Olivier wieder für das letzte Stück bis Ely in Nevada abgelöst. Dort haben wir uns ein Motel gesucht und sind ins Bett beziehungsweise auf den Boden gefallen.
Wir nehmen uns auf diesem Trip immer nur ein Zimmer mit zwei Betten (bzw. in Ely zwei Zimmer mit jeweils einem Bett). Das ist mit Abstand die spaßigste und günstigste Möglichkeit um hier zu reisen, nur muss man eben ab und zu auf dem Fußboden übernachten. Nicht zuletzt bietet es auch immer wieder spannende neue Szenarien, um die überschüssigen Gäste ins Zimmer zu schmuggeln.
Am nächsten Morgen bin ich zum ersten Mal in meinem Leben durch einen Drive-Through gefahren, da die Mehrheit ein McDonalds-Frühstück haben wollte. Auf dem Weg von Ely nach Eureka in Nevada habe ich Emilie das Steuer überlassen, und sie hat uns über weitere Schotterstraßen bis in den Berlin-Ichtyosaur State Park gefahren, wo wir Fossilien und eine echte Goldgräber-Geisterstadt bewundert haben. In Berlin-Ichtyosaur hat Phoebe das Steuer übernommen, und da Emilie mal wieder etwas länger auf sich warten ließ, haben wir zu härteren Methoden gegriffen. Das Bild ist aus dem fahrenden Auto aufgenommen...
Phoebe hat uns bis nach Sparks zur I-80 gefahren, aber dann war mir ihr Fahrstil zu viel. Für das Eiern in der Spur ist auch die englische Herkunft keine Ausrede, also habe ich die Fahrt bis nach San Francisco übernommen. Über die gesamte Strecke von Norman bis San Francisco ist die Stimmung trotz so mancher Übermüdung immer besser geworden. Phoebe hat sich in den französischen Akzent und die Fehlaussprüche wie "Close the lights please" verliebt.
Bei dichtestem Nebel sind wir schließlich zu alten Hippiesongs ("If you're going to San Francisco...") über die Golden Gate Bridge gefahren und ich musste feststellen, dass Verkehr in San Francisco (und damit meine ich Kraftfahrzeugverkehr) nicht so angenehm ist wie andernorts. Dafür sind die Straßen zu eng und die Hügel zu steil. Wir haben auch bereut, uns nicht von Vornherein um eine Unterkunft zu kümmern und mussten daher eine ganze Weile herumgurken, bevor wir südlich vom Flughafen ein Motel gefunden haben.
Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten haben wir als erstes online nach einem günstiger gelegenen Motel gesucht und wurden mitten in San Francisco in Marina auch fündig. Dort sind wir früh am nächsten morgen, also am Sonntag, hingefahren, um von dort entlang der Küste und an Ölaufräumern vorbei zum Pier 33 zu laufen, wo uns die Fähre nach Alcatraz erwartet hat. Den größten Teil des Nachmittags haben wir dann auch mit Sightseeing und der Selfguided Audio Tour auf der Insel der Seevögel verbracht.
Zurück auf dem Festland sind wir über den Pier 39 geschlendert, haben eine klassische Suppe im Sour Dough Bread genossen und sind durch die massenweise vorhandenen Läden getingelt, bevor wir mit dem Bus zurück zum Motel gefahren sind um unser Zimmer zu beziehen. Während Phoebe sich mit einem Bekannten getroffen hat sind wir anderen singend und hüpfend durch The Marina gezogen. Unser Plan, in eine Karaokebar zu gehen, wurde leider von der absurden Gesetzgebung hierzulande zerstört. Offensichtlich ist man selbst in San Francisco nicht in der Lage, vernünftige Regelungen für Leute zu finden, die unter 21 sind und einfach nur gemütlich ausgehen wollen. Auf dem Weg zurück haben wir zum Glück noch ein angenehmes Organic Café gefunden, in dem wir je nach Geschmack heiße Schokolade oder Kaffee genossen haben.
Danach wollte Tim offensichtlich einen Punkt machen und hat eine Flasche Wodka in einem Liquor Store gekauft. Und damit ist der ganze "unter 21 kein Alkohol"-Wahn ad absurdum geführt, denn in besagter Karaokebar hätte unsere unter-21-jährige sicher nichts getrunken. Zum Glück haben uns die Betten das viele Gehüpfe bei der darauffolgenden Zimmerparty nicht übel genommen. Ich bin irgendwann weggedöst, während die anderen weitergefeiert haben und angesichts der Gemälde an der Wand Marc Chagall lobgepriesen haben.
Am nächsten Morgen sind wir am Strand entlang zur Golden Gate Bridge gelaufen, die glücklicherweise ganz und gar nebelfrei war. Danach ging es mit dem Bus nach Chinatown. Nach einem Nachmittagessen in einem chinesischen Restaurant dort ist meine Stäbchenkunst zwar marginal mehr vorhanden als zuvor, aber von chinesischem Essen bin ich immer noch nicht überzeugt. Im Anschluss sind wir zum Coit Tower gelaufen, und in dessen Nähe haben wir eine kostenlose Fahrt mit dem Cable Car zu Fisherman's Wharf erschlichen. Dort gingen natürlich die meisten von uns auf Souvenirjagd, während ich mich hauptsächlich damit begnügt habe, die Bumperstickersprüche zu lesen.
Am Dienstagmorgen überreichten wir Tim sein "San Francisco is sexy"-T-Shirt als Geburtstagsgeschenk, danach habe ich wieder das Steuer übernommen. Über die Golden Gate Bridge, die Ostseite der Bay und zurück über die Bay Bridge sind wir zum Highway 1 an die Westküste gefahren, um diesem nach Süden zu folgen. Zweimal haben wir an Stränden gerastet, unter anderem um eine Geburtstagstorte zu verzehren. Kurz nach Mitternacht sind wir dann mit Olivier am Steuer in Los Angeles, genauer gesagt in Hollywood, angekommen.
Dort hatten wir bereits ein Motel einen Katzensprung vom Walk of Fame entfernt gebucht. Dummerweise hat sich herausgestellt, dass wir, um zu unserem Zimmer zu kommen, direkt an der Rezeption vorbei mussten. Nachdem Emilie und ich eingecheckt haben haben wir uns viel zu viele Rucksäcke und Taschen geschnappt und haben das Zimmer bezogen. Amandine, Olivier und Theresia sollten als zweite Gruppe ins Zimmer kommen. Klevererweise haben sie den Aufzug übersehen, der direkt in der Lobby war und sind erst einmal in die falsche Richtung getappst. Mehr als einen irritierten Blick des Rezeptionisten haben sie aber dennoch nicht geerntet, und am Ende sind auch Phoebe und Tim ereignislos ins Zimmer gekommen.
Am Mittwochmorgen sind wir den Sternen auf dem Walk of Fame gefolgt, haben die Hand- und Schuh- (bzw. im Fall von Sean Connery Fuß-)Abdrücke vor Grauman's Chinese Theatre bewundert und sind mit der Metro zur Universal City gefahren. Universal City ist eine gigantische Touristen-Abschöpfanlage, der zweite Ort nach Pier 39, an dem ich Bubba Gump gesehen habe. Es gibt dort neben dem City Walk auch einen Park mit Attraktionen und Tours, aber bei 64$ Eintritt haben wir dann doch verzichtet, und uns darauf beschränkt "Star und Groupies" auf dem roten Teppich zu spielen. Und natürlich haben wir den Texas Longhorn-Fan, der uns ständig über den Weg gelaufen ist, mit "Boomer Sooner"-Rufen amüsiert.
Länger als vermutet war die Fahrt mit der Metro nach Long Beach, und auch wenn Long Beach nett anzusehen war, die Strände, die wir am Vortag gesehen haben waren besser. Der mit Abstand beste Strand der Reise war übrigens der Strand, an dem wir gelandet sind, als wir eigentlich gar nicht zu einem Strand, sondern nur zu öffentlichen Toiletten entlang Highway 1 wollten.
Nach Long Beach und einer weiteren Souvenirshoppingtour am Hollywood Boulevard (Walk of Fame) hat uns Tim dazu überredet, Mulholland Drive entlang zu fahren. Die Aussicht über Los Angeles bei Nacht war durchaus beeindruckend, aber müde wie ich von dem langen Tag war war ich doch froh, als ich wieder im Motel in mein Bett fallen konnte.
Jetzt ist es an der Zeit, dass ich mich mit den anderen auf der "iPod Plaza" gegenüber vom Wynn treffe. Der Ort heißt eigentlich Fashion Show Plaza, aber auf Grund der vier gigantischen Bildschirme die fast ausschließlich iPod-Werbung zeigen, nennen wir ihn so. Daher werde ich von unserer Fahrt nach Las Vegas beim nächsten Mal berichten.
Ich sitze am Freitagnachmittag in einem ungewöhnlich und angenehm unscheinbaren Cafe am "Strip" in Las Vegas und warte darauf, dass die weibliche Fraktion unserer 7-köpfigen Mannschaft das Okay für die Weiterfahrt in Richtung Grand Canyon gibt. Während die ihrer Shoppingpflicht nachgeht habe ich genügend Zeit, die letzten knapp über sieben Tage revue passieren zu lassen.
Am letzten Donnerstag hat Josi uns (das heißt Olivier, Theresia, Tim und mich) netterweise (nochmal vielen, vielen Dank!) nach Oklahoma City gefahren hat, wo wir unseren Mietvan abgeholt haben. Nach einem kurzen Startversuch hat Theresia erst einmal vor dem Fahren zurückgeschreckt, weshalb ich uns zurück nach Norman gefahren habe. Am Abend sind wir dann zum Walmart gefahren, um Proviant, Paper Towels und eine Straßenkarte zu kaufen, und um danach Olivier und Theresia, die noch bis um sieben Uhr in einer Vorlesung waren, vom South Oval abzuholen. Damit waren wir komplett: Amandine, Emilie, Olivier (alle drei aus Frankreich), Phoebe (aus England), Theresia, Tim und ich (aus Deutschland), und es ging los auf der I-35 nach Norden in Richtung Kansas. (Hier in San Francisco, v.l.n.r.: ich, Emilie, Olivier, Phoebe, Amandine, Tim, Theresia)
An dieser Stelle muss ich sagen, dass amerikanische Autos angenehm groß sind. Unser Dodge Minivan hat zwei Sitze vorne, zwei in der Mitte und eine Rückbank mit drei Sitzen. Natürlich sieht das Auto inzwischen ziemlich chaotisch aus, so vollgepackt wie es ist. Aber man kann immer noch aus dem Rückfenster heraussehen, und nur auf der Rückbank fühlt man sich etwas eingeengt. Phoebe verlässt ihr Königreich hinten rechts trotzdem nicht, dafür hat sie es sich dort zu gemütlich eingerichtet.
Wir sind die ganze Nacht von Donnerstag auf Freitag durchgefahren. Irgendwann nach Mitternacht, als wir bereits auf der I-70 kurz vor der Grenze von Kansas nach Colorado waren, hat mich Olivier abgelöst. Als die Sonne aufging waren wir bereits über den Hauptkamm der Rocky Mountains hinweg, und wir machten eine etwas längere Pause im Glenwood Canyon am Colorado River.
Einen Umweg der abgedrehteren Art haben wir dann auf Grund einer Fehlnavigation meinerseits durch ein paar National Forests gemacht. Auf Schotterstraßen ging es da durch die Ausläufer der Rocky Mountains, und wir waren doch alle ganz froh, als wir wieder zurück auf der I-70 waren. Kurz vor Utah in Grand Junction wurde Olivier dann von Theresia abgelöst, nachdem er direkt von der linken Spur in eine Tankstelle gefahren ist ohne zu bemerken, dass er dabei beinahe einen Sheriff gerammt hätte. Der Sheriff hatte zum Glück offenbar besseres zu tun, als uns anzuhalten. Vielleicht war er auch einfach nicht für diese Gegend zuständig.
Am Nachmittag haben wir die I-70 dann noch einmal für ein paar Stunden verlassen, um im fantastischen Tal entlang des Colorado Rivers bis zum Arches National Park zu fahren.
Die ganze Gegend ist gewissermaßen das Vorfeld des Grand Canyons, und im Arches National Park stehen diese unglaublichen natürlichen Steinbögen. In und um diese herum zu klettern war eine richtig erfrischende Abwechslung von der ständigen Fahrerei.
Tim hat irgendwann angefangen, überall Namen und OU-Symbole auf den Felsen zu hinterlassen. Um so größer war unser Jubel, als ich an der höchsten sicher erreichbaren Stelle an der Innenwand des South Windows (eines der Steinbögen) ein OU-Symbol vorfand, dass einer unserer Vorgänger dort hinterlassen haben muss.
Noch bevor wir im National Park ankamen haben die Akkus meiner Kamera mal wieder ihren Geist aufgegeben. Zum Glück hat mir Emilie ihre neue Kamera anvertraut, obwohl sie meine Kletterei offensichtlich beängstigt hat. Und ich bin, wie ihr seht, ja auch wieder heil am Boden angekommen. Kurz vor Sonnenuntergang am Freitag haben wir den Park dann wieder verlassen und ich habe uns durch Utah gefahren, zuerst über die nahezu menschenleere (vielleicht besser: autoleere) I-70 und dann über den Loneliest Highway durch die Wüste bis an die Grenze nach Nevada. Dort, nachdem wir ohne einmal zu übernachten zwei Zeitzonengrenzen überquert hatten, hat mich Olivier wieder für das letzte Stück bis Ely in Nevada abgelöst. Dort haben wir uns ein Motel gesucht und sind ins Bett beziehungsweise auf den Boden gefallen.
Wir nehmen uns auf diesem Trip immer nur ein Zimmer mit zwei Betten (bzw. in Ely zwei Zimmer mit jeweils einem Bett). Das ist mit Abstand die spaßigste und günstigste Möglichkeit um hier zu reisen, nur muss man eben ab und zu auf dem Fußboden übernachten. Nicht zuletzt bietet es auch immer wieder spannende neue Szenarien, um die überschüssigen Gäste ins Zimmer zu schmuggeln.
Am nächsten Morgen bin ich zum ersten Mal in meinem Leben durch einen Drive-Through gefahren, da die Mehrheit ein McDonalds-Frühstück haben wollte. Auf dem Weg von Ely nach Eureka in Nevada habe ich Emilie das Steuer überlassen, und sie hat uns über weitere Schotterstraßen bis in den Berlin-Ichtyosaur State Park gefahren, wo wir Fossilien und eine echte Goldgräber-Geisterstadt bewundert haben. In Berlin-Ichtyosaur hat Phoebe das Steuer übernommen, und da Emilie mal wieder etwas länger auf sich warten ließ, haben wir zu härteren Methoden gegriffen. Das Bild ist aus dem fahrenden Auto aufgenommen...
Phoebe hat uns bis nach Sparks zur I-80 gefahren, aber dann war mir ihr Fahrstil zu viel. Für das Eiern in der Spur ist auch die englische Herkunft keine Ausrede, also habe ich die Fahrt bis nach San Francisco übernommen. Über die gesamte Strecke von Norman bis San Francisco ist die Stimmung trotz so mancher Übermüdung immer besser geworden. Phoebe hat sich in den französischen Akzent und die Fehlaussprüche wie "Close the lights please" verliebt.
Bei dichtestem Nebel sind wir schließlich zu alten Hippiesongs ("If you're going to San Francisco...") über die Golden Gate Bridge gefahren und ich musste feststellen, dass Verkehr in San Francisco (und damit meine ich Kraftfahrzeugverkehr) nicht so angenehm ist wie andernorts. Dafür sind die Straßen zu eng und die Hügel zu steil. Wir haben auch bereut, uns nicht von Vornherein um eine Unterkunft zu kümmern und mussten daher eine ganze Weile herumgurken, bevor wir südlich vom Flughafen ein Motel gefunden haben.
Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten haben wir als erstes online nach einem günstiger gelegenen Motel gesucht und wurden mitten in San Francisco in Marina auch fündig. Dort sind wir früh am nächsten morgen, also am Sonntag, hingefahren, um von dort entlang der Küste und an Ölaufräumern vorbei zum Pier 33 zu laufen, wo uns die Fähre nach Alcatraz erwartet hat. Den größten Teil des Nachmittags haben wir dann auch mit Sightseeing und der Selfguided Audio Tour auf der Insel der Seevögel verbracht.
Zurück auf dem Festland sind wir über den Pier 39 geschlendert, haben eine klassische Suppe im Sour Dough Bread genossen und sind durch die massenweise vorhandenen Läden getingelt, bevor wir mit dem Bus zurück zum Motel gefahren sind um unser Zimmer zu beziehen. Während Phoebe sich mit einem Bekannten getroffen hat sind wir anderen singend und hüpfend durch The Marina gezogen. Unser Plan, in eine Karaokebar zu gehen, wurde leider von der absurden Gesetzgebung hierzulande zerstört. Offensichtlich ist man selbst in San Francisco nicht in der Lage, vernünftige Regelungen für Leute zu finden, die unter 21 sind und einfach nur gemütlich ausgehen wollen. Auf dem Weg zurück haben wir zum Glück noch ein angenehmes Organic Café gefunden, in dem wir je nach Geschmack heiße Schokolade oder Kaffee genossen haben.
Danach wollte Tim offensichtlich einen Punkt machen und hat eine Flasche Wodka in einem Liquor Store gekauft. Und damit ist der ganze "unter 21 kein Alkohol"-Wahn ad absurdum geführt, denn in besagter Karaokebar hätte unsere unter-21-jährige sicher nichts getrunken. Zum Glück haben uns die Betten das viele Gehüpfe bei der darauffolgenden Zimmerparty nicht übel genommen. Ich bin irgendwann weggedöst, während die anderen weitergefeiert haben und angesichts der Gemälde an der Wand Marc Chagall lobgepriesen haben.
Am nächsten Morgen sind wir am Strand entlang zur Golden Gate Bridge gelaufen, die glücklicherweise ganz und gar nebelfrei war. Danach ging es mit dem Bus nach Chinatown. Nach einem Nachmittagessen in einem chinesischen Restaurant dort ist meine Stäbchenkunst zwar marginal mehr vorhanden als zuvor, aber von chinesischem Essen bin ich immer noch nicht überzeugt. Im Anschluss sind wir zum Coit Tower gelaufen, und in dessen Nähe haben wir eine kostenlose Fahrt mit dem Cable Car zu Fisherman's Wharf erschlichen. Dort gingen natürlich die meisten von uns auf Souvenirjagd, während ich mich hauptsächlich damit begnügt habe, die Bumperstickersprüche zu lesen.
Am Dienstagmorgen überreichten wir Tim sein "San Francisco is sexy"-T-Shirt als Geburtstagsgeschenk, danach habe ich wieder das Steuer übernommen. Über die Golden Gate Bridge, die Ostseite der Bay und zurück über die Bay Bridge sind wir zum Highway 1 an die Westküste gefahren, um diesem nach Süden zu folgen. Zweimal haben wir an Stränden gerastet, unter anderem um eine Geburtstagstorte zu verzehren. Kurz nach Mitternacht sind wir dann mit Olivier am Steuer in Los Angeles, genauer gesagt in Hollywood, angekommen.
Dort hatten wir bereits ein Motel einen Katzensprung vom Walk of Fame entfernt gebucht. Dummerweise hat sich herausgestellt, dass wir, um zu unserem Zimmer zu kommen, direkt an der Rezeption vorbei mussten. Nachdem Emilie und ich eingecheckt haben haben wir uns viel zu viele Rucksäcke und Taschen geschnappt und haben das Zimmer bezogen. Amandine, Olivier und Theresia sollten als zweite Gruppe ins Zimmer kommen. Klevererweise haben sie den Aufzug übersehen, der direkt in der Lobby war und sind erst einmal in die falsche Richtung getappst. Mehr als einen irritierten Blick des Rezeptionisten haben sie aber dennoch nicht geerntet, und am Ende sind auch Phoebe und Tim ereignislos ins Zimmer gekommen.
Am Mittwochmorgen sind wir den Sternen auf dem Walk of Fame gefolgt, haben die Hand- und Schuh- (bzw. im Fall von Sean Connery Fuß-)Abdrücke vor Grauman's Chinese Theatre bewundert und sind mit der Metro zur Universal City gefahren. Universal City ist eine gigantische Touristen-Abschöpfanlage, der zweite Ort nach Pier 39, an dem ich Bubba Gump gesehen habe. Es gibt dort neben dem City Walk auch einen Park mit Attraktionen und Tours, aber bei 64$ Eintritt haben wir dann doch verzichtet, und uns darauf beschränkt "Star und Groupies" auf dem roten Teppich zu spielen. Und natürlich haben wir den Texas Longhorn-Fan, der uns ständig über den Weg gelaufen ist, mit "Boomer Sooner"-Rufen amüsiert.
Länger als vermutet war die Fahrt mit der Metro nach Long Beach, und auch wenn Long Beach nett anzusehen war, die Strände, die wir am Vortag gesehen haben waren besser. Der mit Abstand beste Strand der Reise war übrigens der Strand, an dem wir gelandet sind, als wir eigentlich gar nicht zu einem Strand, sondern nur zu öffentlichen Toiletten entlang Highway 1 wollten.
Nach Long Beach und einer weiteren Souvenirshoppingtour am Hollywood Boulevard (Walk of Fame) hat uns Tim dazu überredet, Mulholland Drive entlang zu fahren. Die Aussicht über Los Angeles bei Nacht war durchaus beeindruckend, aber müde wie ich von dem langen Tag war war ich doch froh, als ich wieder im Motel in mein Bett fallen konnte.
Jetzt ist es an der Zeit, dass ich mich mit den anderen auf der "iPod Plaza" gegenüber vom Wynn treffe. Der Ort heißt eigentlich Fashion Show Plaza, aber auf Grund der vier gigantischen Bildschirme die fast ausschließlich iPod-Werbung zeigen, nennen wir ihn so. Daher werde ich von unserer Fahrt nach Las Vegas beim nächsten Mal berichten.
Donnerstag, November 15, 2007
All the leaves are brown
... and the sky is blue! Heute geht's los nach Kalifornien - über Kansas, Colorado, Utah und Nevada. Über Thanksgiving, bis zum nächsten Sonntag, bin ich mit einem Haufen cooler Leute in einem Minivan unterwegs. Jetzt muss ich aber erst noch ein paar Dinge packen, und mir noch eine letzte Vorlesung Zahlentheorie reinziehen, bevor ich am Montag und Dienstag die Uni schwänze...
Dienstag, November 13, 2007
Dies ist ein Liebesbrief
Über ein Auslandssemester in einem Blog zu berichten ist schwierig. Natürlich will ich euch auf dem Laufenden halten, was alles so passiert. Aber ich muss zugeben, dass mir schon vor längerem aufgefallen ist, dass meine Berichte oberflächlich sind. Ich erzähle von den Orten, an denen ich war, und von kulturellen Unterschieden, die mir besonders ins Auge gestochen sind. Ganz klar, dass vieles davon zu den für mich persönlich besonderen Eindrücken gehört. Jedoch bleibt ein Großteil dessen, was mich wirklich im Innersten bewegt, unausgesprochen.
Dafür gibt es gute Gründe. Zum einen ist ein Blog kein Tagebuch. Es gibt Menschen, die ihre privatesten Gefühle und Erlebnisse in die weite Welt posaunen. Ich dagegen denke, dass dies in der Regel dem klassischen Tagebuch vorbehalten bleiben sollte.
Zum anderen sind oberflächliche Themen sowohl für mich als Autor als auch für euch als Leser einfacher. Denn alle wirklich wichtigen Erlebnisse sind sehr subjektiv. Jeder kann nach Tulsa oder nach New York oder an die Cliffs of Moher fahren. (Ich persönlich würde im Anschluss am ehesten die Cliffs of Moher als wertvolle Erfahrung in Erinnerung behalten, jemand anderes vielleicht nur New York.) Davon kann man gut berichten, aber im Grunde ist es eben oberflächlich. Die wirklich bedeutenden und bleibenden Erinnerungen können so unscheinbar sein wie die Silhouette einer Leserin am Rande eines Teichs. Denn sie haben beinahe nie mit Orten oder offiziellen Anlässen zu tun, und falls doch, so dient der Ort oder Anlass meist nur als Katalysator. Wirklich wichtig sind nämlich nur andere Menschen. Und solange ihr als Leser diese Menschen nicht selbst kennt, ist es mir kaum möglich, von meinen Erfahrungen so zu berichten, dass ihr sie hinreichend nachvollziehen könnt.
Ich würde daran auch nichts ändern wenn mir meine Privatsphäre (und die meiner Mitmenschen hier!) egal wäre. Sicherlich könnte ich versuchen, euch mit schriftstellerischen Ausschweifungen wie in einem Roman an die Protagonisten meines Abenteuers hier heranzuführen. Aber - ich bitte um Entschuldigung - dafür ist mir meine Zeit zu schade. Ich verwende schon jetzt genügend Zeit mit dem Schreiben dieses Blogs, da ich nicht einfach nur meine erstbesten Gedanken zu Protokoll geben will. Trotzdem will ich euch ein paar der tollen Menschen, die ich hier kennengelernt habe, kurz vorstellen. Der wirklich spannende Tratsch bleibt aber privat!
Da wäre zum Beispiel Mohammed, mein algerisch-französischer Mitbewohner, der hier seinen Master macht. Es ist zum großen Teil ihm zu verdanken, dass unser Apartment trotz kolumbianischer Küchenbenutzung noch nicht ganz verwahrlost ist (das hört sich jetzt schlimmer an, als es ist). Er hat eine freundliche und bedachte Art, die er auch in seinen im Überfluss vorhandenen Humor einfließen lässt. Kombiniert mit seinem Akzent hat das schon dazu geführt, dass Besucher im Wortsinn vor Lachen auf dem Boden gelegen haben. Und ich habe noch nicht ganz aufgegeben, ihm "Pfüati" beizubringen (wie schreibt man das eigentlich?), aber bis jetzt hört es sich mehr wie "fifty" an.
Wer vor Lachen auf dem Boden lag war übrigens nicht irgendwer, sondern Phoebe ("Can't you hear I'm from England?"), die selbst im Swimmingpool noch am Tanzen ist, wenn die Musik passt. Es gab eine Phase, in der wir ständig Südstaatenakzente ("Howdyall") und die absurden Rufe der Fraternities und Sororities imitiert haben. Auch sonst haben wir jede Menge Spaß, nicht zuletzt mit so tiefgreifenden Erkenntnissen wie der, dass es doch tatsächlich Eltern gibt, die ihr Kind Shithead nennen (der Name wird Shutheed ausgesprochen).
Für Heroes und andere Serien ist Aissata ("Oooohhhh, Shasha!") aus Mali Expertin. Sie ist außer ihrer Schwester Seina übrigens die einzige Studentin aus Mali hier, und immer wieder für Parties und ähnliches zu haben. Ich darf daran erinnern, dass der Elf ihre Idee war. Auf dem Bild sind Aissata, ihre Energie geladene Mitbewohnerin Yan und Lukas.
Ein ganz anderer Typ Mensch ist Sachiyo aus Japan durch die ich gelernt habe, wie mit etwas Aufmerksamkeit aus einem schönen Abend ein besonderer Abend werden kann. Sie entspricht viel mehr dem Klischee von fernöstlicher Zurückhaltung, aber jedes Mal, wenn ich mich mit mir unterhalten habe, war eine Bereicherung. Leider habe ich nicht mehr viel mit ihr zu tun.
Neben ihr auf dem Sofa sitzt Dominik, den ich in diesem Blog schon öfter erwähnt habe. Er wird von (fast?) allen geliebt, nicht nur für seinen grandiosen deutschen Akzent. Durch seine Arbeit bei OU Nightly hat er immer wieder interessante Einblicke parat. Leider versagt Dominik genau diese Arbeit die Mitfahrt bei unserem Thanksgiving-Roadtrip. Es ist übrigens einfach angenehm, ab und zu wieder mit einem anderen Deutschen zu reden. Denn ich habe hier mit den wenigsten anderen Deutschen viel zu tun, und das ist auch gut so.
Überhaupt nicht dem fernöstlichen Klischee der Zurückhaltung entsprechen übrigens Südkoreaner. Fast alle, die ich von ihnen getroffen habe, waren total offen und eine Freude beim gegenseitigen Austausch. 아름 (Areum), die ich zum ersten Mal vor ein paar Wochen richtig kennengelernt habe, hat mir auch gleich eine südkoreanische Fernsehsendung gezeigt. Areum ist übrigens Mitbewohnerin von Theresia aus Paderborn. Manchmal sind sie auch einfach nur süß, zum Beispiel als 예리 (Ye Li) mir vom im koreanischen Singsang ausgesprochenen "ree-sal" erzählt hat. Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass damit eine Orchesterprobe gemeint war. Ich habe mir schon seit Jahren immer wieder überlegt, eine "ganz andere" Sprache zu lernen. Sieht aus, als hätte ich meine Entscheidung getroffen. Hier sind Cindy und Ye Li. Wie viele andere Koreaner heißt Cindy nicht wirklich Cindy, sondern hat sich diesen Namen zugelegt, weil er einfacher auszusprechen ist. Ihren echten Namen weiß ich nicht mehr, aber er klang ganz ähnlich.
Damit sind leider immer noch nicht alle erwähnt, die ich erwähnen wollte, und erst recht sind nicht alle erwähnt, die eine Erwähnung verdient haben. Aber es ist an der Zeit, dass ich diesen Eintrag abschließe. Vielleicht kommt ja noch ein Nachtrag... und wer wirklich mehr wissen will, wird dazu auch Gelegenheit bekommen.
Dafür gibt es gute Gründe. Zum einen ist ein Blog kein Tagebuch. Es gibt Menschen, die ihre privatesten Gefühle und Erlebnisse in die weite Welt posaunen. Ich dagegen denke, dass dies in der Regel dem klassischen Tagebuch vorbehalten bleiben sollte.
Zum anderen sind oberflächliche Themen sowohl für mich als Autor als auch für euch als Leser einfacher. Denn alle wirklich wichtigen Erlebnisse sind sehr subjektiv. Jeder kann nach Tulsa oder nach New York oder an die Cliffs of Moher fahren. (Ich persönlich würde im Anschluss am ehesten die Cliffs of Moher als wertvolle Erfahrung in Erinnerung behalten, jemand anderes vielleicht nur New York.) Davon kann man gut berichten, aber im Grunde ist es eben oberflächlich. Die wirklich bedeutenden und bleibenden Erinnerungen können so unscheinbar sein wie die Silhouette einer Leserin am Rande eines Teichs. Denn sie haben beinahe nie mit Orten oder offiziellen Anlässen zu tun, und falls doch, so dient der Ort oder Anlass meist nur als Katalysator. Wirklich wichtig sind nämlich nur andere Menschen. Und solange ihr als Leser diese Menschen nicht selbst kennt, ist es mir kaum möglich, von meinen Erfahrungen so zu berichten, dass ihr sie hinreichend nachvollziehen könnt.
Ich würde daran auch nichts ändern wenn mir meine Privatsphäre (und die meiner Mitmenschen hier!) egal wäre. Sicherlich könnte ich versuchen, euch mit schriftstellerischen Ausschweifungen wie in einem Roman an die Protagonisten meines Abenteuers hier heranzuführen. Aber - ich bitte um Entschuldigung - dafür ist mir meine Zeit zu schade. Ich verwende schon jetzt genügend Zeit mit dem Schreiben dieses Blogs, da ich nicht einfach nur meine erstbesten Gedanken zu Protokoll geben will. Trotzdem will ich euch ein paar der tollen Menschen, die ich hier kennengelernt habe, kurz vorstellen. Der wirklich spannende Tratsch bleibt aber privat!
Da wäre zum Beispiel Mohammed, mein algerisch-französischer Mitbewohner, der hier seinen Master macht. Es ist zum großen Teil ihm zu verdanken, dass unser Apartment trotz kolumbianischer Küchenbenutzung noch nicht ganz verwahrlost ist (das hört sich jetzt schlimmer an, als es ist). Er hat eine freundliche und bedachte Art, die er auch in seinen im Überfluss vorhandenen Humor einfließen lässt. Kombiniert mit seinem Akzent hat das schon dazu geführt, dass Besucher im Wortsinn vor Lachen auf dem Boden gelegen haben. Und ich habe noch nicht ganz aufgegeben, ihm "Pfüati" beizubringen (wie schreibt man das eigentlich?), aber bis jetzt hört es sich mehr wie "fifty" an.
Wer vor Lachen auf dem Boden lag war übrigens nicht irgendwer, sondern Phoebe ("Can't you hear I'm from England?"), die selbst im Swimmingpool noch am Tanzen ist, wenn die Musik passt. Es gab eine Phase, in der wir ständig Südstaatenakzente ("Howdyall") und die absurden Rufe der Fraternities und Sororities imitiert haben. Auch sonst haben wir jede Menge Spaß, nicht zuletzt mit so tiefgreifenden Erkenntnissen wie der, dass es doch tatsächlich Eltern gibt, die ihr Kind Shithead nennen (der Name wird Shutheed ausgesprochen).
Für Heroes und andere Serien ist Aissata ("Oooohhhh, Shasha!") aus Mali Expertin. Sie ist außer ihrer Schwester Seina übrigens die einzige Studentin aus Mali hier, und immer wieder für Parties und ähnliches zu haben. Ich darf daran erinnern, dass der Elf ihre Idee war. Auf dem Bild sind Aissata, ihre Energie geladene Mitbewohnerin Yan und Lukas.
Ein ganz anderer Typ Mensch ist Sachiyo aus Japan durch die ich gelernt habe, wie mit etwas Aufmerksamkeit aus einem schönen Abend ein besonderer Abend werden kann. Sie entspricht viel mehr dem Klischee von fernöstlicher Zurückhaltung, aber jedes Mal, wenn ich mich mit mir unterhalten habe, war eine Bereicherung. Leider habe ich nicht mehr viel mit ihr zu tun.
Neben ihr auf dem Sofa sitzt Dominik, den ich in diesem Blog schon öfter erwähnt habe. Er wird von (fast?) allen geliebt, nicht nur für seinen grandiosen deutschen Akzent. Durch seine Arbeit bei OU Nightly hat er immer wieder interessante Einblicke parat. Leider versagt Dominik genau diese Arbeit die Mitfahrt bei unserem Thanksgiving-Roadtrip. Es ist übrigens einfach angenehm, ab und zu wieder mit einem anderen Deutschen zu reden. Denn ich habe hier mit den wenigsten anderen Deutschen viel zu tun, und das ist auch gut so.
Überhaupt nicht dem fernöstlichen Klischee der Zurückhaltung entsprechen übrigens Südkoreaner. Fast alle, die ich von ihnen getroffen habe, waren total offen und eine Freude beim gegenseitigen Austausch. 아름 (Areum), die ich zum ersten Mal vor ein paar Wochen richtig kennengelernt habe, hat mir auch gleich eine südkoreanische Fernsehsendung gezeigt. Areum ist übrigens Mitbewohnerin von Theresia aus Paderborn. Manchmal sind sie auch einfach nur süß, zum Beispiel als 예리 (Ye Li) mir vom im koreanischen Singsang ausgesprochenen "ree-sal" erzählt hat. Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass damit eine Orchesterprobe gemeint war. Ich habe mir schon seit Jahren immer wieder überlegt, eine "ganz andere" Sprache zu lernen. Sieht aus, als hätte ich meine Entscheidung getroffen. Hier sind Cindy und Ye Li. Wie viele andere Koreaner heißt Cindy nicht wirklich Cindy, sondern hat sich diesen Namen zugelegt, weil er einfacher auszusprechen ist. Ihren echten Namen weiß ich nicht mehr, aber er klang ganz ähnlich.
Damit sind leider immer noch nicht alle erwähnt, die ich erwähnen wollte, und erst recht sind nicht alle erwähnt, die eine Erwähnung verdient haben. Aber es ist an der Zeit, dass ich diesen Eintrag abschließe. Vielleicht kommt ja noch ein Nachtrag... und wer wirklich mehr wissen will, wird dazu auch Gelegenheit bekommen.
Sonntag, November 11, 2007
Interview
Es gibt wenig Irritierenderes, als vor einer Kamera zu stehen, aber spassig war's trotzdem. Dominik ist ein Journalismusstudent, der für einen seiner Kurse als Projekt einen Kurzbericht über Reisen zu Thanksgiving produzieren muss, und da hat er mich anlässlich unsereres dräuenden Westküsten-Roadtrips um ein Interview gebeten.
Der Auf- und Abbau von Kamera & co. hat übrigens mindestens fünfmal so lange gedauert wie das eigentliche Interview, und von dem Interview wird letztendlich nur ein Bruchteil in seinem Bericht landen. Ich bin mal gespannt, ob ich das Video von meinem Interview noch zu sehen bekomme. Ich habe das Gefühl, nur totalen Blödsinn gelabert zu haben...
Im Anschluss haben wir uns noch gut über die Verantwortung von Reportern, ihre Arbeitsweise beim Schneiden und den Bericht über die Klimaerwärmung, an dem er arbeitet, unterhalten. Es gibt ja tatsächlich noch Amerikaner, die das alles leugnen, aber er will sich auf diese Diskussion in seinem Bericht nicht einlassen.
Wo ich gerade dabei bin: Es gibt auch mindestens einen Amerikaner, der Clinton die Verantwortung für 9/11 gibt. Er ist Reserve-Footballspieler , und ich habe ihn letzten Freitag getroffen, als ich mit Ty, meinem "host dad", zum Mittagessen gegangen bin. Die gesamte Diskussion über amerikanische Politik war durchaus interessant, denn (abgesehen von der Sache mit Clinton, die ich nun wirklich nicht nachvollziehen konnte) war seine Denkweise und Argumentation durchaus schlüssig - wenn man sich für den Rest der Welt nicht wirklich interessiert. Wenn doch nur solche Menschen auch mal ein Auslandssemester machen würden... das betrifft übrigens nicht nur Amerikaner. Ich kenne auch ein paar Deutschen, denen die Erfahrung nicht schaden würde.
Der Auf- und Abbau von Kamera & co. hat übrigens mindestens fünfmal so lange gedauert wie das eigentliche Interview, und von dem Interview wird letztendlich nur ein Bruchteil in seinem Bericht landen. Ich bin mal gespannt, ob ich das Video von meinem Interview noch zu sehen bekomme. Ich habe das Gefühl, nur totalen Blödsinn gelabert zu haben...
Im Anschluss haben wir uns noch gut über die Verantwortung von Reportern, ihre Arbeitsweise beim Schneiden und den Bericht über die Klimaerwärmung, an dem er arbeitet, unterhalten. Es gibt ja tatsächlich noch Amerikaner, die das alles leugnen, aber er will sich auf diese Diskussion in seinem Bericht nicht einlassen.
Wo ich gerade dabei bin: Es gibt auch mindestens einen Amerikaner, der Clinton die Verantwortung für 9/11 gibt. Er ist Reserve-Footballspieler , und ich habe ihn letzten Freitag getroffen, als ich mit Ty, meinem "host dad", zum Mittagessen gegangen bin. Die gesamte Diskussion über amerikanische Politik war durchaus interessant, denn (abgesehen von der Sache mit Clinton, die ich nun wirklich nicht nachvollziehen konnte) war seine Denkweise und Argumentation durchaus schlüssig - wenn man sich für den Rest der Welt nicht wirklich interessiert. Wenn doch nur solche Menschen auch mal ein Auslandssemester machen würden... das betrifft übrigens nicht nur Amerikaner. Ich kenne auch ein paar Deutschen, denen die Erfahrung nicht schaden würde.
Samstag, November 10, 2007
Mile High
Ich wollte schon lange nach Colorado in die Rocky Mountains fahren, hatte das aber immer wieder aus verschiedensten Gründen verschoben. Nicht zuletzt, weil die Idee von Wanderungen nur auf begrenztes Interesse stößt. Als ich letzten Mittwoch den Wetterbericht fürs Wochenende sah, habe ich spontan beschlossen, dieses Wochenende einfach zu handeln und habe einen Flug nach Denver und einen Mietwagen gebucht - und zwar von Samstag bis Montag, da das so spontan sonst recht teuer geworden wäre.
Der Flug nach Denver war äußerst ereignislos. Colorado, einer der rechteckigsten Bundesstaaten der Welt, sieht von oben ziemlich skurril aus. Zunächst ist das Land einfach nur flach. Dann kommt Denver, und westlich von Denver fangen die Berge an, und zwar so gut wie ohne Übergang. Es wirkt beinahe so, als hätten die Designer vom östlichen und vom westlichen Colorado nicht miteinander geredet.
Mit einem Shuttle ging es dann zum Autoverleih. Auf einer Fläche gigantischen Ausmaßes steht dort ein Auto neben dem anderen. Der arme Mensch am Schalter hat eine Weile gebraucht um zu verstehen, wie deutsche Führerscheine funktionieren ("They don't have an expiry date?") und war auch sonst etwas mit meiner Identifikation überfordert (letztendlich haben wir uns darauf geeinigt, dass er eine Kopie des Visas haben kann). War ganz amüsant, aber eigentlich würde ich erwarten, dass die Leute sich zumindest an einem Flughafen auskennen.
Ich bin dann über die Umgehungsstraße 470 nördlich um Denver herum nach Boulder gefahren. Das war nicht ganz so klever, wie ich mir eigentlich hätte denken können, denn Boulder ist Heimat des Hauptcampus der University of Colorado, und samstags ist Footballtag. Nach viel Stop and Go habe ich dann aber doch einen günstigen, wenn auch zeitbegrenzten Parkplatz gefunden, und das sogar im Stadtinneren in der Nähe der Fußgängerzone. Ja, man glaubt es kaum, aber Boulder hat tatsächlich eine Fußgängerzone. Das war so furchtbar interessant, an jeder Ecke steht ein Musikant. Und auch sonst war einiges geboten. Am beeindruckendsten war der Zipcode Man, der tatsächlich bis auf eine Ausnahme jedem der auf der mit einer Kette ausgelegten USA-Karte stehenden Personen zur Postleitzahl den Namen des Ortes sagen konnte.
Überhaupt ist diese Fußgängerzone der wohl sympathischste von Menschenhand geschaffene Ort, den ich bis jetzt in den USA gesehen habe. An mehreren Stellen gibt es Spielbereiche, an denen sich Familien mit kleinen Kindern getummelt haben. Nach Didgeridoo- und Geigenspieler musste man nicht lange suchen. Und mit dem vereinzelten Scientologen muss man in so einer Umgebung wohl leben können.
Nur mit dem Begriff der Fußgängerzone an sich tun sich die Amerikaner offensichtlich schwer. Da "pedestrian" hierzulande ja schon beinahe eine Beleidigung ist, behelfen sie sich mit dem etwas irreführenden Begriff der "outdoor mall". Aber alles in allem: Wenn man noch die Faktoren "Unistadt" und "nahe Berge" berücksichtigt ist Boulder tatsächlich ein Ort, an dem ich mir vorstellen könnte, länger zu wohnen.
In Boulder habe ich mich mit Vorräten versorgt. Supermärkte zu finden ist zum Glück einfach, da man nur an den Highways entlang suchen muss. Danach ging es nach Estes Park, der letzten Stadt außerhalb des Rocky Mountain National Parks. Auf den Highways in den Bergen Colorados sind erstaunlich viele Radfahrer unterwegs, und die Straßen sind mit zusätzlichem Platz am Rand sogar dafür ausgelegt. Nach einem kurzen Abstecher nach Frankreich bin ich irgendwo in der Pampa in den Abend gewandert. Und dann war ich in den Bergen!
Es ist übrigens ganz interessant, wie sich in einer Stadt wie Estes Park der Stil einer amerikanischen Stadt an den Stil von Städten in den Alpen anpasst.
Früh am nächsten Morgen (vor Sonnenaufgang hab ich's leider doch nicht geschafft...) bin ich in den Rocky Mountain National Park gefahren, und das lässt sich nicht mehr adäquat mit Worten beschreiben.
Ganz besondere Erwähnung verdienen vielleicht noch die Fauna und der Lake Bierstadt, an dessen merkwürdiger Schreibweise ich leider nichts ändern kann.
Es hatte übrigens, zumindest außerhalb der Wälder, ganz angenehme Temperaturen. Schließlich kommt man bei den raschen Anstiegen doch schnell ins Schwitzen. Nur die dünne Luft ist etwas gewöhnungsbedürftig, was aber kein Wunder ist, wenn selbst die Ausgangspunkte der Wanderungen schon über 2500m liegen. Das einzige, was gefehlt hat, war richtige Schokolade. Leider musste ich mich mit Hershey's behelfen.
In einem Schockmoment habe ich dann festgestellt, dass ich die Adresse des Hostels in Denver nicht aufgeschrieben hatte. Zur Mittagszeit habe ich daher einen Abstecher nach Estes Park gemacht und den öffentlichen Internetzugang in der Public Library genutzt.
Als die Sonne dann am Untergehen war, bin ich Highway 7, 72 und 119 nach Süden bis zur Interstate 70, und diese dann zurück nach Denver gefahren. Bei Nacht bietet das Lichtermeer einer großen amerikanischen Stadt schon einen faszinierenden Anblick, und ich war für den monotonen Aufbau von Denver dann doch dankbar. Selbst ohne vernünftigen Stadtplan habe ich mich nur einmal auf dem Weg verfahren. Überhaupt merkt man, dass eine Stadt wie Denver nicht um Geschichte, sondern um Autos herum gebaut wurde. Insbesondere die Praxis, den Namen der Querstraße auf Kreuzungen an prominenter Stelle anzuzeigen, könnten wir in Deutschland ruhig übernehmen.
Am Montag habe ich dann in Denver die United States Mint besucht und bin durch die Innenstadt gebummelt.
Denver ist sicherlich ein schönes Städtchen, aber mit den Bergen kann es nicht mithalten - dafür bin ich zu sehr Freund der Natur. Übrigens hat auch Denver sowas wie eine Fußgängerzone, die aber eher wie eine schlechte Kopie von Boulder wirkt. Etwas erstaunt war ich, als ich in einem Virgin Superstore in der internationalen DVD-Sektion Triumph des Willens gefunden habe.
Mein Glaube an das Gute im Menschen lässt mich vermuten, dass im "Bonusmaterial" der DVD auch der geschichtliche Kontext erklärt wird, aber zumindest an der äußeren Präsentation war nicht zu erkennen, dass man den Film nicht wirklich in eine Reihe mit Das Leben der Anderen und Lola rennt stellen kann...
Die Wanderungen des Vortags haben letztendlich doch ihren Zoll in Form von schweren Beinen gefordert, und so habe ich mich irgendwann nur noch in den nächstbesten Film gesetzt, bevor ich zurück zum Flughafen gefahren bin, dem Ende meines Kurzurlaubs entgegen.
Der Flug nach Denver war äußerst ereignislos. Colorado, einer der rechteckigsten Bundesstaaten der Welt, sieht von oben ziemlich skurril aus. Zunächst ist das Land einfach nur flach. Dann kommt Denver, und westlich von Denver fangen die Berge an, und zwar so gut wie ohne Übergang. Es wirkt beinahe so, als hätten die Designer vom östlichen und vom westlichen Colorado nicht miteinander geredet.
Mit einem Shuttle ging es dann zum Autoverleih. Auf einer Fläche gigantischen Ausmaßes steht dort ein Auto neben dem anderen. Der arme Mensch am Schalter hat eine Weile gebraucht um zu verstehen, wie deutsche Führerscheine funktionieren ("They don't have an expiry date?") und war auch sonst etwas mit meiner Identifikation überfordert (letztendlich haben wir uns darauf geeinigt, dass er eine Kopie des Visas haben kann). War ganz amüsant, aber eigentlich würde ich erwarten, dass die Leute sich zumindest an einem Flughafen auskennen.
Ich bin dann über die Umgehungsstraße 470 nördlich um Denver herum nach Boulder gefahren. Das war nicht ganz so klever, wie ich mir eigentlich hätte denken können, denn Boulder ist Heimat des Hauptcampus der University of Colorado, und samstags ist Footballtag. Nach viel Stop and Go habe ich dann aber doch einen günstigen, wenn auch zeitbegrenzten Parkplatz gefunden, und das sogar im Stadtinneren in der Nähe der Fußgängerzone. Ja, man glaubt es kaum, aber Boulder hat tatsächlich eine Fußgängerzone. Das war so furchtbar interessant, an jeder Ecke steht ein Musikant. Und auch sonst war einiges geboten. Am beeindruckendsten war der Zipcode Man, der tatsächlich bis auf eine Ausnahme jedem der auf der mit einer Kette ausgelegten USA-Karte stehenden Personen zur Postleitzahl den Namen des Ortes sagen konnte.
Überhaupt ist diese Fußgängerzone der wohl sympathischste von Menschenhand geschaffene Ort, den ich bis jetzt in den USA gesehen habe. An mehreren Stellen gibt es Spielbereiche, an denen sich Familien mit kleinen Kindern getummelt haben. Nach Didgeridoo- und Geigenspieler musste man nicht lange suchen. Und mit dem vereinzelten Scientologen muss man in so einer Umgebung wohl leben können.
Nur mit dem Begriff der Fußgängerzone an sich tun sich die Amerikaner offensichtlich schwer. Da "pedestrian" hierzulande ja schon beinahe eine Beleidigung ist, behelfen sie sich mit dem etwas irreführenden Begriff der "outdoor mall". Aber alles in allem: Wenn man noch die Faktoren "Unistadt" und "nahe Berge" berücksichtigt ist Boulder tatsächlich ein Ort, an dem ich mir vorstellen könnte, länger zu wohnen.
In Boulder habe ich mich mit Vorräten versorgt. Supermärkte zu finden ist zum Glück einfach, da man nur an den Highways entlang suchen muss. Danach ging es nach Estes Park, der letzten Stadt außerhalb des Rocky Mountain National Parks. Auf den Highways in den Bergen Colorados sind erstaunlich viele Radfahrer unterwegs, und die Straßen sind mit zusätzlichem Platz am Rand sogar dafür ausgelegt. Nach einem kurzen Abstecher nach Frankreich bin ich irgendwo in der Pampa in den Abend gewandert. Und dann war ich in den Bergen!
Es ist übrigens ganz interessant, wie sich in einer Stadt wie Estes Park der Stil einer amerikanischen Stadt an den Stil von Städten in den Alpen anpasst.
Früh am nächsten Morgen (vor Sonnenaufgang hab ich's leider doch nicht geschafft...) bin ich in den Rocky Mountain National Park gefahren, und das lässt sich nicht mehr adäquat mit Worten beschreiben.
Ganz besondere Erwähnung verdienen vielleicht noch die Fauna und der Lake Bierstadt, an dessen merkwürdiger Schreibweise ich leider nichts ändern kann.
Es hatte übrigens, zumindest außerhalb der Wälder, ganz angenehme Temperaturen. Schließlich kommt man bei den raschen Anstiegen doch schnell ins Schwitzen. Nur die dünne Luft ist etwas gewöhnungsbedürftig, was aber kein Wunder ist, wenn selbst die Ausgangspunkte der Wanderungen schon über 2500m liegen. Das einzige, was gefehlt hat, war richtige Schokolade. Leider musste ich mich mit Hershey's behelfen.
In einem Schockmoment habe ich dann festgestellt, dass ich die Adresse des Hostels in Denver nicht aufgeschrieben hatte. Zur Mittagszeit habe ich daher einen Abstecher nach Estes Park gemacht und den öffentlichen Internetzugang in der Public Library genutzt.
Als die Sonne dann am Untergehen war, bin ich Highway 7, 72 und 119 nach Süden bis zur Interstate 70, und diese dann zurück nach Denver gefahren. Bei Nacht bietet das Lichtermeer einer großen amerikanischen Stadt schon einen faszinierenden Anblick, und ich war für den monotonen Aufbau von Denver dann doch dankbar. Selbst ohne vernünftigen Stadtplan habe ich mich nur einmal auf dem Weg verfahren. Überhaupt merkt man, dass eine Stadt wie Denver nicht um Geschichte, sondern um Autos herum gebaut wurde. Insbesondere die Praxis, den Namen der Querstraße auf Kreuzungen an prominenter Stelle anzuzeigen, könnten wir in Deutschland ruhig übernehmen.
Am Montag habe ich dann in Denver die United States Mint besucht und bin durch die Innenstadt gebummelt.
Denver ist sicherlich ein schönes Städtchen, aber mit den Bergen kann es nicht mithalten - dafür bin ich zu sehr Freund der Natur. Übrigens hat auch Denver sowas wie eine Fußgängerzone, die aber eher wie eine schlechte Kopie von Boulder wirkt. Etwas erstaunt war ich, als ich in einem Virgin Superstore in der internationalen DVD-Sektion Triumph des Willens gefunden habe.
Mein Glaube an das Gute im Menschen lässt mich vermuten, dass im "Bonusmaterial" der DVD auch der geschichtliche Kontext erklärt wird, aber zumindest an der äußeren Präsentation war nicht zu erkennen, dass man den Film nicht wirklich in eine Reihe mit Das Leben der Anderen und Lola rennt stellen kann...
Die Wanderungen des Vortags haben letztendlich doch ihren Zoll in Form von schweren Beinen gefordert, und so habe ich mich irgendwann nur noch in den nächstbesten Film gesetzt, bevor ich zurück zum Flughafen gefahren bin, dem Ende meines Kurzurlaubs entgegen.
Dienstag, November 06, 2007
Samstag, November 03, 2007
Da geht der Papst ab
Halloween, das Fest der Kürbisfixierung und Garant dafür, dass es im Oktober noch nicht zu viele Weihnachtsartikel zu kaufen gibt, ist gekommen, hat gesehen und hat in mancher Hinsicht gesiegt.
Auf Drängen von Aissata und Yan habe ich mich zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt verkleidet. Ein Stück Holz, Schnur und Entenband geben einen schönen Bogen, Ohren habe ich mir beim Händler meines Vertrauens besorgt, und Emilie war ganz begeistert von der Idee, mein Haar zu flechten. Voilà, der Elf (v.l.n.r.: Emilie, Silvia, der Autor).
Am Freitag war Kostümparty im Club 101 angesagt, und an verrückten Kostümen hat es nicht gemangelt. Besonders cool war Dominik als Papst auf der Tanzfläche. Wir sind Papst, in der Tat. Mein Bogen hat leider nicht allzu lange gehalten. Nachdem sich jemand mit dem Reißverschluss in der Bogenschnur verheddert hatte ist er leider glatt zerbrochen. Gut, dass ich nicht mit selbstgebauten Bogen auf die Jagd gehen muss...
Die Arab Student Associaten hat am Samstagnachmittag die wohl letzte Barbecue des Jahres veranstaltet, und im Anschluß habe ich mit Lisset, Silvia und Theresia Match Point angesehen. Dafür, dass der Film eine Romanze ist, ist er erstaunlich sehenswert. Die Geschichte ist leider zu realistisch, und die Rolle von Glück... nun ja, ich will das Ende nicht verraten.
Am Abend ging's dann zur nächsten Kostümparty, diesmal in zwei gegenüberliegenden Apartments in Traditions West. Das Bild zeigt die Horden draußen, aufgenommen aus der Tür von Chads Apartment (der Statuenmensch war einer der Gastgeber).
Die Polizei kam übrigens kurz vorbei, meinte dann aber - trotz Lärm - alles wäre in Ordnung, solange sich nur ja niemand mit Alkohol in der Hand draußen aufhält. Irgendwie absurd, aber mit so einer Regelung kann man gut leben. Was die strikte Einhaltung der Regelung angeht verweise ich auf das obige Bild.
Über die Parties selbst gibt es wenig zu berichten, außer dass Amerikaner nur zum "Bumping and Grinding" auf die Tanzfläche gehen, wie Jeremy, einer der anwesenden Amerikaner, treffend bemerkt hat.
Ein paar witzige Kostüme waren schon dabei (links im Bild ist nur ein Mensch...)
Jetzt muss ich aber Schluss machen, denn es ist schon viel zu spät und ich fliege morgen (d.h. eigentlich heute) nach Denver, um endlich mal wieder richtige Berge zu sehen.
Auf Drängen von Aissata und Yan habe ich mich zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt verkleidet. Ein Stück Holz, Schnur und Entenband geben einen schönen Bogen, Ohren habe ich mir beim Händler meines Vertrauens besorgt, und Emilie war ganz begeistert von der Idee, mein Haar zu flechten. Voilà, der Elf (v.l.n.r.: Emilie, Silvia, der Autor).
Am Freitag war Kostümparty im Club 101 angesagt, und an verrückten Kostümen hat es nicht gemangelt. Besonders cool war Dominik als Papst auf der Tanzfläche. Wir sind Papst, in der Tat. Mein Bogen hat leider nicht allzu lange gehalten. Nachdem sich jemand mit dem Reißverschluss in der Bogenschnur verheddert hatte ist er leider glatt zerbrochen. Gut, dass ich nicht mit selbstgebauten Bogen auf die Jagd gehen muss...
Die Arab Student Associaten hat am Samstagnachmittag die wohl letzte Barbecue des Jahres veranstaltet, und im Anschluß habe ich mit Lisset, Silvia und Theresia Match Point angesehen. Dafür, dass der Film eine Romanze ist, ist er erstaunlich sehenswert. Die Geschichte ist leider zu realistisch, und die Rolle von Glück... nun ja, ich will das Ende nicht verraten.
Am Abend ging's dann zur nächsten Kostümparty, diesmal in zwei gegenüberliegenden Apartments in Traditions West. Das Bild zeigt die Horden draußen, aufgenommen aus der Tür von Chads Apartment (der Statuenmensch war einer der Gastgeber).
Die Polizei kam übrigens kurz vorbei, meinte dann aber - trotz Lärm - alles wäre in Ordnung, solange sich nur ja niemand mit Alkohol in der Hand draußen aufhält. Irgendwie absurd, aber mit so einer Regelung kann man gut leben. Was die strikte Einhaltung der Regelung angeht verweise ich auf das obige Bild.
Über die Parties selbst gibt es wenig zu berichten, außer dass Amerikaner nur zum "Bumping and Grinding" auf die Tanzfläche gehen, wie Jeremy, einer der anwesenden Amerikaner, treffend bemerkt hat.
Ein paar witzige Kostüme waren schon dabei (links im Bild ist nur ein Mensch...)
Jetzt muss ich aber Schluss machen, denn es ist schon viel zu spät und ich fliege morgen (d.h. eigentlich heute) nach Denver, um endlich mal wieder richtige Berge zu sehen.
Donnerstag, November 01, 2007
Homecoming
Meine Güte, die Zeit vergeht aber auch zu schnell. Ich wollte eigentlich schon länger von noch so einer Tradition berichten, die es in Deutschland nicht gibt. Vor zwei Wochen war hier am Wochenende allerlei geboten, auch wenn es nicht ganz so ausgeartet ist wie anderswo.
Das sogenannte Homecoming ist eine der vielen Gelegenheiten, bei denen die Universität sich selbst feiert. Der Begriff kommt daher, dass Alumni zurück an ihre Schule oder Uni kommen, um alte Bekannte zu treffen und zu feiern. Und, nicht zu vergessern, um sich von ihrem Reichtum, sofern vorhanden, etwas erleichtern zu lassen. Natürlich sollen auch die Prä-Alumni darauf eingestimmt werden, sich irgendwann bereitwillig erleichtern zu lassen. Damit das alles klappt, wird so viel veranstaltet, dass zur Beschreibung eigentlich Tabellen statt Prosa nötig wären. Ich will es trotzdem mit Letzterer versuchen.
Das eigentliche Homecoming war am Wochenende, wobei als Dreh- und Angelpunkt ein Footballspiel diente (als ob das erwähnenswert wäre...). Aber schon während der gesamten Woche zuvor war die Uni spürbar lebendiger als sonst. Dazu muss man wissen, dass einige Gruppen von Studenten zu Homecoming an einem Wettbewerb teilnehmen, der wie eine Art Zehnkampf des Campuslebens aus verschiedenen Disziplinen besteht, in denen sie sich messen. Die Gruppen sind zum großen Teil, aber nicht ausschließlich, Kooperationen von Fraternities und Sororities. Dazu verfolgt jede dieser Gruppen ein Motto, das zum Übermotto "Dynamic Duos" passt. So waren zum Beispiel an einem Tag Skulpturen von Mario und Luigi, War and Peace, Calvin und Hobbes, Good and Evil und anderen auf dem South Oval zu sehen. Dummerweise hatte ich an dem Tag meine Kamera nicht dabei. Wer bringt schon seine Kamera mit an die Uni?
An einem anderen Tag ging es darum, Kreidezeichnung auf dem South Oval zu schaffen. Hier präsentieren sich zum Beispiel Road Runner und Coyote.
Kleine Anmerkung am Rande: Viel plakatiert wird hier nie. Stattdessen folgt man den Kreidehinweisen am Boden, die leider nicht immer ganz klar sind:
Am Freitagabend war dann Stepshow angesagt. Ich habe schon einmal über diesen Wahnsinn berichtet, aber dieses Mal habe ich für euch ein Video herausgesucht. Genau diese Shows, die zum Teil richtig beeindruckend sind, haben wir uns im Volleyballstadion angeschaut. Die Musik hört man vor Ort übrigens deutlich besser, aber das Publikum kreischt wirklich so durchgedreht.
Während dieser Veranstaltung wurde auch der "Homecoming Court" vorgestellt. Vermutlich aus dem Bedürfnis heraus, künstlich Besonderes und "Persönlichkeiten" zu schaffen (an dieser Stelle ein Gruß an el Presidente und andere Figuren), werden zu Homecoming eine Homecoming Queen und ein Homecoming King gewählt. Beide sind Seniors (d.h. Undergraduates in ihrem nominell letzten Jahr; ja, das erlaubt tolle Wortspiele), die von irgendwelchen Studentenorganisationen vorgeschlagen wurden. Alle Kandidaten zusammen bilden den Homecoming Court. Dass das ganze Theater nicht alle glücklich macht ist eins der Standardthemen amerikanischer Fernsehserien.
Die Vorstellung des Homecoming Courts war definitiv das interessanteste Erlebnis des Abends. Brav nach Geschlechtern getrennt wurden zunächst die Männer einzeln vorgestellt, danach die Frauen. Während die Männer jeweils aufs Feld liefen und sich die Hände schüttelten, würdigten sich die Frauen keines Blickes. Nur die letzte Kandidatin hat den anderen kurz zugewinkt, dann ihren offensichtlichen Fauxpas bemerkt und sich hastig in deutlichem Abstand von mindestens zwei Metern zur nächsten Rivalin eingereiht - wie alle ihre Vorgängerinnen. Die Männer, die zu diesem Zeitpunkt das Feld gemäß der Zeremonienplanung bereits verlassen hatten, waren direkt nebeneinander gestanden...
Am Freitagabend sind wir übrigens auch über die obligatorische Gruppe Pinguine gestolpert, die auf dem Weg zur Erleichterung waren.
Am Samstag fand dann die Homecoming Parade statt, ein Umzug durch ein kleines Stück von Norman. Der ganze Umzug wurde von einem hyperaktiven Kommentator begleitet, der um Größenordnungen enthusiastischer war als die Mehrheit der Zuschauer. Tatsächlich war der Umzug eine eher langweilige Angelegenheit, was für Umzüge ja nicht weiter ungewöhnlich ist. Ein paar coole Wagen zu den "Dynamic Duos" gab es aber doch zu sehen.
Hier ist noch der Wagen von Good and Evil, mit dem Pferd von OU und dem Tiger von Missouri, denn schließlich sollte ja noch ein Footballspiel folgen. Wie es sich gehört hat dann auch das Gute gewonnen...
Das sogenannte Homecoming ist eine der vielen Gelegenheiten, bei denen die Universität sich selbst feiert. Der Begriff kommt daher, dass Alumni zurück an ihre Schule oder Uni kommen, um alte Bekannte zu treffen und zu feiern. Und, nicht zu vergessern, um sich von ihrem Reichtum, sofern vorhanden, etwas erleichtern zu lassen. Natürlich sollen auch die Prä-Alumni darauf eingestimmt werden, sich irgendwann bereitwillig erleichtern zu lassen. Damit das alles klappt, wird so viel veranstaltet, dass zur Beschreibung eigentlich Tabellen statt Prosa nötig wären. Ich will es trotzdem mit Letzterer versuchen.
Das eigentliche Homecoming war am Wochenende, wobei als Dreh- und Angelpunkt ein Footballspiel diente (als ob das erwähnenswert wäre...). Aber schon während der gesamten Woche zuvor war die Uni spürbar lebendiger als sonst. Dazu muss man wissen, dass einige Gruppen von Studenten zu Homecoming an einem Wettbewerb teilnehmen, der wie eine Art Zehnkampf des Campuslebens aus verschiedenen Disziplinen besteht, in denen sie sich messen. Die Gruppen sind zum großen Teil, aber nicht ausschließlich, Kooperationen von Fraternities und Sororities. Dazu verfolgt jede dieser Gruppen ein Motto, das zum Übermotto "Dynamic Duos" passt. So waren zum Beispiel an einem Tag Skulpturen von Mario und Luigi, War and Peace, Calvin und Hobbes, Good and Evil und anderen auf dem South Oval zu sehen. Dummerweise hatte ich an dem Tag meine Kamera nicht dabei. Wer bringt schon seine Kamera mit an die Uni?
An einem anderen Tag ging es darum, Kreidezeichnung auf dem South Oval zu schaffen. Hier präsentieren sich zum Beispiel Road Runner und Coyote.
Kleine Anmerkung am Rande: Viel plakatiert wird hier nie. Stattdessen folgt man den Kreidehinweisen am Boden, die leider nicht immer ganz klar sind:
Am Freitagabend war dann Stepshow angesagt. Ich habe schon einmal über diesen Wahnsinn berichtet, aber dieses Mal habe ich für euch ein Video herausgesucht. Genau diese Shows, die zum Teil richtig beeindruckend sind, haben wir uns im Volleyballstadion angeschaut. Die Musik hört man vor Ort übrigens deutlich besser, aber das Publikum kreischt wirklich so durchgedreht.
Während dieser Veranstaltung wurde auch der "Homecoming Court" vorgestellt. Vermutlich aus dem Bedürfnis heraus, künstlich Besonderes und "Persönlichkeiten" zu schaffen (an dieser Stelle ein Gruß an el Presidente und andere Figuren), werden zu Homecoming eine Homecoming Queen und ein Homecoming King gewählt. Beide sind Seniors (d.h. Undergraduates in ihrem nominell letzten Jahr; ja, das erlaubt tolle Wortspiele), die von irgendwelchen Studentenorganisationen vorgeschlagen wurden. Alle Kandidaten zusammen bilden den Homecoming Court. Dass das ganze Theater nicht alle glücklich macht ist eins der Standardthemen amerikanischer Fernsehserien.
Die Vorstellung des Homecoming Courts war definitiv das interessanteste Erlebnis des Abends. Brav nach Geschlechtern getrennt wurden zunächst die Männer einzeln vorgestellt, danach die Frauen. Während die Männer jeweils aufs Feld liefen und sich die Hände schüttelten, würdigten sich die Frauen keines Blickes. Nur die letzte Kandidatin hat den anderen kurz zugewinkt, dann ihren offensichtlichen Fauxpas bemerkt und sich hastig in deutlichem Abstand von mindestens zwei Metern zur nächsten Rivalin eingereiht - wie alle ihre Vorgängerinnen. Die Männer, die zu diesem Zeitpunkt das Feld gemäß der Zeremonienplanung bereits verlassen hatten, waren direkt nebeneinander gestanden...
Am Freitagabend sind wir übrigens auch über die obligatorische Gruppe Pinguine gestolpert, die auf dem Weg zur Erleichterung waren.
Am Samstag fand dann die Homecoming Parade statt, ein Umzug durch ein kleines Stück von Norman. Der ganze Umzug wurde von einem hyperaktiven Kommentator begleitet, der um Größenordnungen enthusiastischer war als die Mehrheit der Zuschauer. Tatsächlich war der Umzug eine eher langweilige Angelegenheit, was für Umzüge ja nicht weiter ungewöhnlich ist. Ein paar coole Wagen zu den "Dynamic Duos" gab es aber doch zu sehen.
Hier ist noch der Wagen von Good and Evil, mit dem Pferd von OU und dem Tiger von Missouri, denn schließlich sollte ja noch ein Footballspiel folgen. Wie es sich gehört hat dann auch das Gute gewonnen...