Donnerstag, September 13, 2007

Staatsterrorismus

Gestern war Colin Powell auf dem Campus in Norman, um im Konzertsaal eine Rede mit anschließender Fragerunde zu halten. Ich war erst eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung dort und stand deshalb vor wegen Überfüllung verschlossenen Türen. Im Theater gegenüber wurde jedoch eine Live-Übertragung aufgebaut, die ich mir angesehen habe.

Die Selbstinszenierung der Universität, vertreten durch den Präsidenten und früheren US-Senator David Boren sowie einen etwas aufgeregt wirkenden Undergraduate, war für deutsche Verhältnisse geradezu peinlich, für amerikanische Verhältnisse normal, und aus Rischs Perspektive vermutlich zu zurückhaltend. Die Rede selbst war definitiv interessant, zumal sie einen Einblick in das Denken der amerikanischen Politik bot.

Colin Powell wirkte durchaus als vernünftiger, zurückhaltender Mensch, was gerade bei Militärs eine wichtige und gute Qualität ist. Aber er scheint nur in Kategorien wie "Wo muss oder sollte die USA eingreifen?", "Welchen Diktator sollten wir stürzen?" oder auch "Wo brauchen die Menschen unsere Hilfe?" zu denken. Nicht ein einziges Mal hat er auch nur angedeutet, dass so etwas wie internationale Kooperation erstrebenswert wäre. Und wenn selbst ein Colin Powell so denkt, wie sieht das dann erst beim First Primate aus?

Die Fragerunde am Ende war eine Farce. Es wurden lediglich vor der Rede Karten verteilt, auf die Anwesende Fragen schreiben konnten. Diese Karten wurden eingesammelt, aber letztendlich wurden nur wenige, ausgewählte Fragen wirklich gestellt. Natürlich war klar, dass das bei einem derart großen Publikum nichts anderes machbar sein würde. Aber angesichts der großspurigen Ankündigung, Colin Powell würde mehr Wert auf die Fragerunde als auf die Rede legen, war die Ausbeute doch mehr als mager.

Ich sollte vielleicht noch den Titel dieses Eintrags erklären. The Oklahoma Daily ist eine von Studenten organisierte Zeitung, die täglich an der OU erscheint, kostenlos verteilt wird und heute ein Kurzinterview mit Colin Powell enthielt. Ein Zitat: "The poverty of some of our people, education, the environment - lots of things America needs to do and we have to make sure we only spend that which is absolutely essential on our military, on our police forces and on our terrorist activities."

Sonntag, September 09, 2007

Kreidezeit...

... wenigstens kein Jura. Passenderweise befinden sich sowohl das Museum of Natural History (in dem ich noch nicht war) als auch das College of Law (in dem ich nie sein werde) in unmittelbarer Nähe meines Apartments. Und das Rätsel, das wohl nie gelöst werden wird: Warum sprechen die Franzosen "law" eigentlich so aus, dass es sich wie ein verkorkstes "low" anhört? Ich war in der Tat sehr verwundert, als mir einige Franzosen erklären wollten, dass sie niedrig studieren.

Ich habe einen ziemlichen Rückstand, was meine Berichte angeht. Leider bin ich im Moment zu müde, um einen angemessen ausführlichen Eintrag zu verfassen. Daher muss ich vor allem loswerden, wie ich vor einigen Tagen geschockt wurde. An die merkwürdige Eins und Sieben habe ich mich ja schon gewöhnt, und auch die abstrusen Einheiten, die die Einheimischen hier verwenden, verlieren mit der Zeit an Abschreckpotenzial. Aber eine meiner Profs hier schreibt das Epsilon tatsächlich als \epsilon anstatt als \varepsilon. Du meine Güte, sieht das hässlich aus!

Dafür habe ich mich in die tolle, staubfreie Kreide hier verliebt. Sowas brauchen wir bei uns auch.