Nein, in diesem Eintrag wird es nicht um Wahlmaschinen gehen. Der Titel spricht schließlich auch von einer Sicherheitslücke und nicht von einem Sicherheitsloch, wie Wahlmaschinen fairerweise genannt werden müssen (klar war das schon immer, aber die Ereignisse bei der Landtagswahl in Hessen weisen noch einmal deutlich darauf hin).
Wie hoffentlich alle hinreichend alten Leser schon am eigenen Leib erfahren haben, hat man als Wähler bei der Bundestagswahl zwei Stimmen. Die Zweitstimme bestimmt gemäß dem Verhältnis die Anzahl an Sitzen, die einer Partei im Bundestag zustehen. Mit der Erststimme wird in jedem Wahlkreis ein Direktkandidat gewählt. Die Sitze jeder Partei werden - nach Bundesland - zunächst mit den gewählten Direktkandidaten der Partei besetzt, sofern vorhanden. Alle weiteren Sitze der Partei werden der Reihe nach mit den Kandidaten auf der Landesliste besetzt. Für den Fall, und hier wird es interessant, dass eine Partei in einem Bundesland mehr Direktkandidaten gewonnen hat als ihr gemäß der Zweitstimme Sitze zustehen würden, kommen trotzdem alle Direktkandidaten in den Bundestag, und es entstehen sogenannte Überhangmandate. Der Bundestag hat dann also mehr Mitglieder als eigentlich vorgesehen.
Jetzt wird es interessant für Parteien, die eine Chance haben, Direktkandidaten erfolgreich ins Rennen zu schicken. Wir alle wissen, dass das in der Praxis vor allem zwei Parteien sind, die ich aus Gründen der Neutralität Alice und Eve nennen werde. Nehmen wir an, Eve gewinnt in einer Bundestagswahl 230 Bundestagssitze gemäß Zweitstimmen. Davon werden 150 mit Direktkandidaten besetzt. (Die Zahlen sind erfunden, orientieren sich aber in etwa an den Wahlergebnissen von 2005.) Wenn es keine Überhangmandate gibt, hat Eve damit 38,5% der 598 Sitze im Bundestag - ein ordentlicher Brocken, aber weit davon entfernt, ohne Koalition eine Regierung bilden zu können.
Also gründet Eve eine Briefkastenpartei namens Ede und tritt bei der nächsten Wahl nur für die Zweitstimme an, während alle Direktkandidaten für Ede kandidieren. Ede tritt dafür ohne Landeslisten für die Zweitstimme an. In der Realität werden sich natürlich viele Menschen davon vergackeiert fühlen oder die Wahlstrategie gar nicht verstehen, aber nehmen wir mal an, Bob der Bürger ist naiv genug um mitzumachen ohne das sonstige Wahlergebnis zu verändern (wir schaffen das!). Dann hat Eve nach wie vor 230 Sitze durch Zweitstimmen gewonnen, während Ede 150 Überhangmandate erhält. Wenn sich sonst nichts am Wahlergebnis ändert, ergeben sich für die Partei damit insgesamt 50,8% der 748 Sitze im Bundestag - sechs Sitze über der absoluten Mehrheit.
Das Problem ist natürlich nicht unbekannt. Aber aus der Perspektive von jemandem, der schon endlose Debatten über Cheating in Netzwerkspielen geführt hat, ist es doch kurios, dass eine derart massive Lücke in einem System existiert ohne ausgebeutet zu werden. Das spricht wohl zum einen dafür, dass unsere Politik nicht ganz korrupt ist; schwerer wiegt allerdings mit Sicherheit, dass im sogenannten "Echten Leben" nicht die gleiche Anonymität herrscht wie im Internet.
Ach ja: Jegliche Ähnlichkeiten mit Charakteren aus Kryptographie oder Kindersendungen sind natürlich rein zufällig.
Sonntag, Februar 24, 2008
Freitag, Februar 08, 2008
Talk to me
Nachdem letzte Woche in der Sneak ein dank hölzener Dialoge enttäuschender, generischer "Junge aus Slum in Rio mit Drogenverbindungen kann wenigstens Fußball spielen"-Film lief, wurden wir diese Woche wieder mit einem erfrischend schönen Film für den Sneakbesuch belohnt. Talk to me ist die Geschichte von zwei Schwarzen, die mit Talkradio in Washington D.C. zur Zeit der Bürgerrechtsbewegung erfolgreich werden. Besonders die erste Hälfte des Films wirkt seriös und spannend, gleichzeitig aber auch immer wieder erfrischend witzig. Leider verfällt der Film gegen Ende der Versuchung des "Aufsteigender Star hat Probleme"-Klischees, und es gab mehrere Stellen, an denen ich mich wunderte, weshalb der Film jetzt noch weiterlief.
Was mir aber erst am Ende des Films klar wurde ist, dass der Film die wahre Geschichte von Petey Green erzählen wollte, was auch die Schwächen am Ende erklärt. Ein echtes Leben ist nunmal selten über seine ganze Länge hinweg filmreif. So ist Talk to me kein revolutionärer, aber sicherlich schön anzusehender Film - besonders einer zentralen Szene, die ich, Spoilerspoiler der ich bin, lieber nicht schildern werde, kann man sich als Zuschauer emotional kaum entziehen. Ich frage mich nur, weshalb ich noch nie von dem Film gehört hatte - in den USA lief er bereits letztes Jahr an, kurz bevor ich nach Oklahoma kam. Womöglich liegt es an der "Fire and forget"-Kultur des amerikanischen Kinos, bei dem fast nur die Einspielergebnisse am ersten Wochenende zählen.
Was mir aber erst am Ende des Films klar wurde ist, dass der Film die wahre Geschichte von Petey Green erzählen wollte, was auch die Schwächen am Ende erklärt. Ein echtes Leben ist nunmal selten über seine ganze Länge hinweg filmreif. So ist Talk to me kein revolutionärer, aber sicherlich schön anzusehender Film - besonders einer zentralen Szene, die ich, Spoilerspoiler der ich bin, lieber nicht schildern werde, kann man sich als Zuschauer emotional kaum entziehen. Ich frage mich nur, weshalb ich noch nie von dem Film gehört hatte - in den USA lief er bereits letztes Jahr an, kurz bevor ich nach Oklahoma kam. Womöglich liegt es an der "Fire and forget"-Kultur des amerikanischen Kinos, bei dem fast nur die Einspielergebnisse am ersten Wochenende zählen.
Dienstag, Februar 05, 2008
Ärger mit Templates
Erstaunlich, wie man manchmal Zeit mit unnötigem Kram verbringen kann. Ich habe beschlossen, KDE 4 einmal auszuprobieren, nicht zuletzt wegen KDevelop.
Nun ist KDE 4 zwar schon brauchbar, aber nicht unbedingt etwas, was man in seinem jetzigen Zustand auf normale Anwender loslassen sollte. Wenn schon, denn schon, dachte ich mir und holte mir also gleich das Allerneueste aus dem Subversion-Repository. Soweit lief alles problemlos, doch als ich dann aus meiner schönen neuen KDE 4-Sitzung heraus KDevelop starten wollte, verabschiedete sich selbiges schon beim Starten mit
auf der Konsole. Nachdem eine Internetsuche recht erfolglos verlaufen war und auch im IRC-Channel niemand so recht weiter wusste, habe ich mir die Sache genauer angesehen. Etwa zwei Stunden und etliche Flüche über die schwer debugbare Boost-Bibliothek später musste ich feststellen, dass zwei Templateinstanziierungen in verschiedenen Bibliotheken, die eigentlich identisch sein sollten, nicht vom Runtime-Linker zusammengeführt wurden.
Da kratzt man sich schon mal am Kopf. Nach diversen anderen Experimenten hat letztlich einfach ein kompletter Rebuild von KDevPlatform das Problem behoben.
Bleibt nur noch die Frage, warum die Templateinstanziierungen nicht von Anfang an identisch waren. Womöglich lag es daran, dass ich den make-Vorgang beim ersten Durchlauf neustarten musste, nachdem ich eine fehlende, aber von cmake nicht bemängelte Bibliothek nachinstalliert hatte. Oder ich habe soeben das erste Zeichen dafür erhalten, dass mein Thinkpad demnächst des Denkens müde sein könnte...
Nun ist KDE 4 zwar schon brauchbar, aber nicht unbedingt etwas, was man in seinem jetzigen Zustand auf normale Anwender loslassen sollte. Wenn schon, denn schon, dachte ich mir und holte mir also gleich das Allerneueste aus dem Subversion-Repository. Soweit lief alles problemlos, doch als ich dann aus meiner schönen neuen KDE 4-Sitzung heraus KDevelop starten wollte, verabschiedete sich selbiges schon beim Starten mit
kdevelop: libs/serialization/src/extended_type_info.cpp:74:
static void boost::serialization::detail::tkmap::insert(
const boost::serialization::extended_type_info*):
Assertion `lookup(eti) == m_self->m_map.end()' failed.
auf der Konsole. Nachdem eine Internetsuche recht erfolglos verlaufen war und auch im IRC-Channel niemand so recht weiter wusste, habe ich mir die Sache genauer angesehen. Etwa zwei Stunden und etliche Flüche über die schwer debugbare Boost-Bibliothek später musste ich feststellen, dass zwei Templateinstanziierungen in verschiedenen Bibliotheken, die eigentlich identisch sein sollten, nicht vom Runtime-Linker zusammengeführt wurden.
Da kratzt man sich schon mal am Kopf. Nach diversen anderen Experimenten hat letztlich einfach ein kompletter Rebuild von KDevPlatform das Problem behoben.
Bleibt nur noch die Frage, warum die Templateinstanziierungen nicht von Anfang an identisch waren. Womöglich lag es daran, dass ich den make-Vorgang beim ersten Durchlauf neustarten musste, nachdem ich eine fehlende, aber von cmake nicht bemängelte Bibliothek nachinstalliert hatte. Oder ich habe soeben das erste Zeichen dafür erhalten, dass mein Thinkpad demnächst des Denkens müde sein könnte...
Montag, Februar 04, 2008
Das Waisenhaus
Vor zwei Wochen (ja, ich weiß, ich bin spät dran) hat mich die neue Montagssneak begeistert. Wir sahen Das Waisenhaus, einen spanischen Horrorfilm oder Thriller, der in zwei Wochen in Deutschland anläuft.
Wie der aufmerksame Leser sieht fällt es mir schwer, diesen Film genau in ein Genre zu stecken. Das Problem bei "Thriller" ist, dass dabei womöglich zu viel an Action gedacht wird oder an groß angelegte Plots mit politischen oder wirtschaftlichen Szenarien. Zudem war Das Waisenhaus für einen Thriller viel zu angsteinflößend. Andererseits denkt man bei "Horrorfilm" womöglich an Geister oder gar Zombies und Splattereffekte, und damit läge man auch ziemlich daneben.
Aber genau mit solchen Erwartungen der Zuschauer spielt der Film, und das macht ihn so gut. Eine Frau zieht mit ihrem Mann und Adoptivsohn in das abgelegene ehemalige Waisenhaus in der Nähe des Meers, in dem sie aufgewachsen ist, um dort ein neues Heim für behinderte Kinder aufzubauen. Der Adoptivsohn, der gerne mit seinen unsichtbaren Freunden spielt, verkündet eines Tages in einer Höhle am Strand, dass er neue Freunde kennengelernt hat. Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um sechs Kinder, die früher einmal im Waisenhaus gelebt haben.
Währenddessen spielt der Film mittels Kameraführung und Sounddesign mit dem Zuschauer und baut dabei Schritt für Schritt die Erwartung auf, dass doch demnächst diese Kinder als Geister in Erscheinung treten. Und der Zuschauer wird in dieser Hinsicht auch nicht enttäuscht, als bei der Eröffnungsfeier für das neue Heim im alten Waisenhaus der Adoptivsohn spurlos verschwindet - oder doch?
Der Film folgt der immer hoffnungsloser werdenden Suche nach dem verlorenen Sohn und erzählt dabei die Geschichte des Waisenhauses. Am Ende erfährt der Zuschauer in der grandiosen Auflösung auch, was mit dem Sohn passiert ist. Ironie des Schicksals, und mal wieder eine derbe aber schöne Lektion für alle Eltern da draußen.
Fazit: Das Waisenhaus sollte man gesehen haben. Und damit meine ich auch Menschen, die wie ich eher von Horrorfilmen Abstand nehmen.
Wie der aufmerksame Leser sieht fällt es mir schwer, diesen Film genau in ein Genre zu stecken. Das Problem bei "Thriller" ist, dass dabei womöglich zu viel an Action gedacht wird oder an groß angelegte Plots mit politischen oder wirtschaftlichen Szenarien. Zudem war Das Waisenhaus für einen Thriller viel zu angsteinflößend. Andererseits denkt man bei "Horrorfilm" womöglich an Geister oder gar Zombies und Splattereffekte, und damit läge man auch ziemlich daneben.
Aber genau mit solchen Erwartungen der Zuschauer spielt der Film, und das macht ihn so gut. Eine Frau zieht mit ihrem Mann und Adoptivsohn in das abgelegene ehemalige Waisenhaus in der Nähe des Meers, in dem sie aufgewachsen ist, um dort ein neues Heim für behinderte Kinder aufzubauen. Der Adoptivsohn, der gerne mit seinen unsichtbaren Freunden spielt, verkündet eines Tages in einer Höhle am Strand, dass er neue Freunde kennengelernt hat. Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um sechs Kinder, die früher einmal im Waisenhaus gelebt haben.
Währenddessen spielt der Film mittels Kameraführung und Sounddesign mit dem Zuschauer und baut dabei Schritt für Schritt die Erwartung auf, dass doch demnächst diese Kinder als Geister in Erscheinung treten. Und der Zuschauer wird in dieser Hinsicht auch nicht enttäuscht, als bei der Eröffnungsfeier für das neue Heim im alten Waisenhaus der Adoptivsohn spurlos verschwindet - oder doch?
Der Film folgt der immer hoffnungsloser werdenden Suche nach dem verlorenen Sohn und erzählt dabei die Geschichte des Waisenhauses. Am Ende erfährt der Zuschauer in der grandiosen Auflösung auch, was mit dem Sohn passiert ist. Ironie des Schicksals, und mal wieder eine derbe aber schöne Lektion für alle Eltern da draußen.
Fazit: Das Waisenhaus sollte man gesehen haben. Und damit meine ich auch Menschen, die wie ich eher von Horrorfilmen Abstand nehmen.
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