Montag, Dezember 11, 2006

Absolventenzahl als Erfolgsmaß?

Bisher wurden die Zuschüsse des Landes für Universitäten zum großen Teil an der Anzahl der eingeschriebenen Studierenden bemessen. Zukünftig sollen bei der Berechnung der Zuschüsse die Studierenden- durch die Absolventenzahl ersetzt werden. Dabei sollen besonders diejenigen Absolventen zählen, die in Regelstudienzeit fertig werden.

Angeblich will die Politik damit bessere Lehre belohnen. Nun ja, für sehr perverse Definitionen von "besserer Lehre" mag das sogar klappen. Aber schauen wir uns doch einmal an, was hier passieren wird. Unis werden dafür belohnt, dass sie mehr und schneller Absolventen "produzieren". Es gibt zwei verschiedene Wege, dies zu erreichen. Zum einen können die Unis versuchen, tatsächlich die Studenten zu fördern. Sie können sich um gute und intensive Betreuung kümmern, sie könnten versuchen, dass Zahlenverhältnis zwischen Dozenten und Studenten zu senken. Mit solche Methoden könnte die Abbrecherquote gesenkt und damit die Absolventenzahl erhöht werden. Dummerweise erfordern wirksame Maßnahmen dieser Art viel Engagement und noch mehr Geld.

Die zweite Möglichkeit ist viel einfacher und billiger. Die Unis könnten nämlich einfach ihre Anforderungen weit genug absenken. Dann werden die Abbrecherzahlen mit Sicherheit auch geringer. Schon haben wir mehr Absolventen - dummerweise aber Absolventen, deren Abschluss nichts mehr wert ist. Ob die Politik das wirklich will? Und ob die Wirtschaft, die ständig nach mehr Absolventen schreit, darüber so glücklich sein wird?

Jede Form von Metrik - ob Studierenden- oder Absolventenzahl oder irgendetwas anderes - kann ausgetrickst und missbraucht werden. Die Absolventenzahl als alleinige studentenbezogene Metrik zu verwenden ist ein fataler Fehler. Er wird weiter dazu führen, dass wir uns dem amerikanischen System anpassen. Am Ende werden die deutschen Universitäten die Bezeichnung "Universität" auf Grund des niedrigen Niveaus nicht mehr verdienen.

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