Donnerstag, Dezember 06, 2007

Mir könnet alles

... außer Hochdeutsch. Wer Sinn für Humor hat und/oder 24 kennt, sollte sich das hier einmal ansehen. Man kann von der Originalserie halten was man will, die Idee daraus eine schwäbische WG-Soap zu machen ist genial und wurde genial umgesetzt.

Danach möchte ich den interessierten Leser bitten, sich diesen SWR-Beitrag zum Thema anzusehen, und dann über die angesprochene Problematik nachzudenken.

Für mich ist das ein klarer Fall von Perversion im Urheberrecht, wie sie sich in letzter Zeit leider häufen. Wann immer wir über Gesetze reden sollten wir im Hinterkopf behalten, welchem Zweck das Recht dienen soll. Ein Großteil der existierenden Gesetze dient sicherlich einfach dem friedlichen Zusammenleben, aber trifft das auch auf das Urheberrecht zu? Was würde ohne Urheberrecht passieren?

Unsere Gesellschaft würde sicher nicht zusammenbrechen. Aber das Urheberrecht kann den kreativen Menschen, die signifikant zu unserer Kultur beitragen, dabei helfen, ein geregeltes Leben zu führen. (Ich sage hier bewusst "kann", denn schließlich kommt es auf die konkrete Form des Urheberrechts an.) Die Gesellschaft als Ganze hat ein Interesse an einem reichhaltigen Kulturgut, und das entsteht nur durch die Arbeit von talentierten Menschen. Also kommt die Gesellschaft den talentierten Menschen entgegen, indem ein Urheberrecht eingeführt wird.

In dem konkret vorliegenden Fall wird dieses Ziel des Urheberrechts aber ins Gegenteil verkehrt. Sie sind zwar keine Hitchcocks, aber die Resynchronisationen von 24 und anderen Filmen bereichern zweifellos unser Kulturgut, womöglich auf kreativere Weise als die Originale selbst!

Die Nutzung des Filmmaterials in den Resynchronisationen ist zudem in jeder Hinsicht fair, nicht zuletzt weil die kreativen Köpfe, die viel Zeit in diese Resynchronisationen stecken, kein Geld dabei verdienen. Außerdem verlieren die ursprünglichen Autoren der Filme durch all das keine Kunden. Es ist also in unser aller Interesse, dass die schwäbischen Stimmkünstler und andere frei schaffen und ihr Gesicht zeigen können. Nur leider beraubt uns zu strenges oder zu streng ausgelegtes Urheberrecht in diesem und ähnlichen Fällen von wertvollem Kulturgut.

Wer die Entwicklung des Urheberrechts in den letzten Jahren verfolgt hat (nicht nur in Deutschland) wird feststellen, dass die Gesetzgebung die Interessen der Gesellschaft aus den Augen verloren hat. Leider entwickelt sich unser Urheberrecht in eine Richtung, die nicht der Bereicherung des Kulturguts, sondern der Kontrolle des Kulturguts dient. Das muss geändert werden.

Das ist die Stelle, an der in der klassischen Präsentation der Punkt "Und genau so könnt ihr handeln!" kommen sollte. Dummerweise handelt es sich hier nicht um ein Problem, das von heute auf morgen behoben werden kann. Ihr müsst bedenken, dass es eine handvoll milliardenschwerer Unternehmen gibt, deren Existenz womöglich davon abhängt, dass sich das Urheberrecht entgegen der Interessen der Gesellschaft weiterentwickelt. Solange diese Unternehmen in ihrer heutigen Form existieren wird das Urheberrecht nicht zur Ruhe kommen.

Sofern Ihr also nicht gerade zu den wenigen Bundestags- und Europaparlamentsmitgliedern gehört, die mein Blog lesen, ist Eure wichtigste Aufgabe, dieses Problem im Hinterkopf zu behalten und immer, wenn es in einer Diskussion sein hässliches Gesicht zeigt, auf der richtigen Seite zu stehen. Es schadet natürlich auch nicht, darüber Bescheid zu wissen, wer in diesem Gebiet aktiv ist.

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