Letzten Mittwoch habe ich Hendrik und Teresa wieder getroffen, und nach einem gemeinsamen Abendessen ging es mal wieder in die Sneak Preview, wo Der Nebel lief, die Verfilmung einer Geschichte von Stephen King.
Ich muss gestehen, dass ich mich noch nie so sehr über einen Mord gefreut habe wie in diesem Film. Immerhin war ich nicht der Einzige: Das ganze Kino hat gejubelt, als die bibel-, aber doch hauptsächlich alttestamentstreue Predigerin, die mit Feuereifer an der Wiedereinführung von Menschenopfern gearbeitet hat, endlich erschossen wurde. Alles in allem handelte es sich um einen soliden und irgendwie menschlichen Horrorfilm, in der Hinsicht, dass alle Personen im Wesentlichen glaubwürdig handeln. Okay, über das Ende des Films lässt sich streiten, aber irgendwie war das sehr unhollywooden End doch auch auf saddistische Weise befriedigend.
Ich haben in diesem Film jedenfalls drei wichtige Lektionen gelernt. Erstens sollte man religiöse Fanatiker in anstrengenden Situationen rechtzeitig wegsperren. Zweitens kann es nie schaden, noch ein paar Minuten mit dem Selbstmord zu warten. Und drittens sollte man besser in Walmart, Target oder ähnlichen Supermärkten einkaufen, da diese keine Glasfront haben und man auch zum Apothekenbesuch nicht den Laden verlassen muss.
Freitag, Januar 25, 2008
Dienstag, Januar 22, 2008
Ossis Eleven
Seit einiger Zeit gibt es auch im Kino am Westerntor eine Sneak Preview. Die läuft immer montags, und ich bin natürlich gleich letzte Woche mit Christian und Jürgen reingegangen. Der Gesamteindruck der Sneak an sich ist sehr positiv, mit kommunikativem Charakter, günstigerem Eintrittspreis und Verlosung am Anfang. Andere Gestalten spricht sicher auch das günstige Bier an.
Es lief Ossi's Eleven (der inzwischen legalisierte Idiotenapostroph an dieser Stelle ist nicht auf meinen Mist gewachsen; der letzte Link ist übrigens alleine der schönen Bildauswahl halber empfehlenswert), eine deutsche, wie der Name vermuten lässt an Ocean's Eleven angelehnte, Komödie. Der Titel bezieht sich dabei sowohl auf die kleptomanische Hauptfigur namens Oswald, als auch auf den nicht näher spezifizierten ostdeutschen Handlungsort.
Nachdem Oswald seine Haft für den Diebstahl eines LKWs samt Ladung abgesessen hat, sucht er nach einem neuen Ziel, muss aber leider feststellen, dass die Casinokette, auf die er es abgesehen hat, dem wirtschaftlichen Abschwung zum Opfer gefallen ist. Dafür beschließt er, alte DM-Münzen zu klauen. Ziemlich absurde Idee, nicht nur wegen des übermässigen Gewichts, aber deswegen ist der Film nun mal eine Komödie. Mit einem alten Freund tappst er stümperhaft durch die "Planungs"-phase, bis die Gruppe der Möchtegerndiebe eher nebenbei und ohne Absicht auf elf Personen anwächst. Das Ende der Geschichte sei hier aber nicht verraten.
Ossis Eleven war eine ganz amüsante Komödie, die zwar an manchen Stellen nicht ganz das richtige Tempo erwischt, die wir aber voll und ganz genossen haben. Fazit: Nichts Besonderes, aber durchaus ein Film, den man sich an einem gemütlichen Abend mal reinziehen kann.
Es lief Ossi's Eleven (der inzwischen legalisierte Idiotenapostroph an dieser Stelle ist nicht auf meinen Mist gewachsen; der letzte Link ist übrigens alleine der schönen Bildauswahl halber empfehlenswert), eine deutsche, wie der Name vermuten lässt an Ocean's Eleven angelehnte, Komödie. Der Titel bezieht sich dabei sowohl auf die kleptomanische Hauptfigur namens Oswald, als auch auf den nicht näher spezifizierten ostdeutschen Handlungsort.
Nachdem Oswald seine Haft für den Diebstahl eines LKWs samt Ladung abgesessen hat, sucht er nach einem neuen Ziel, muss aber leider feststellen, dass die Casinokette, auf die er es abgesehen hat, dem wirtschaftlichen Abschwung zum Opfer gefallen ist. Dafür beschließt er, alte DM-Münzen zu klauen. Ziemlich absurde Idee, nicht nur wegen des übermässigen Gewichts, aber deswegen ist der Film nun mal eine Komödie. Mit einem alten Freund tappst er stümperhaft durch die "Planungs"-phase, bis die Gruppe der Möchtegerndiebe eher nebenbei und ohne Absicht auf elf Personen anwächst. Das Ende der Geschichte sei hier aber nicht verraten.
Ossis Eleven war eine ganz amüsante Komödie, die zwar an manchen Stellen nicht ganz das richtige Tempo erwischt, die wir aber voll und ganz genossen haben. Fazit: Nichts Besonderes, aber durchaus ein Film, den man sich an einem gemütlichen Abend mal reinziehen kann.
Samstag, Januar 19, 2008
Steuermentalität und Kleingeld
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen im Ausland zum Stolpern bringen. Eines dieser kleinen Dinge ist, in den USA die Kleingeldmenge im Geldbeutel unter Kontrolle zu halten. Langjährige Erfahrung mit Euromünzen erlaubt uns, das passende Kleingeld herauszusuchen, wenn wir zum Beispiel im Subway ein Sandwich kaufen. Doch wie sieht das im Ausland aus?
Natürlich war mir klar, dass das auf Grund des anderen Geldes in den USA zunächst etwas schwieriger sein würde. Man kann mir viel erzählen, aber nicht, dass sich ein praktisch denkender Mensch in den USA über den Entwurf der Münzen Gedanken gemacht hat. Oder, genauer: Höchstwahrscheinlich hat sich ein praktisch denkender Mensch darüber Gedanken gemacht, konnte seine Vorschläge dann aber politisch nicht durchsetzen. Die Münzwertverteilung ist unpraktischer als bei uns (1, 5, 10, 25 Cent; Dollarmünzen gibt es auch, treten in freier Wildbahn aber kaum auf), und die Amerikaner beharren darauf, den Nickel (5 Cent) größer zu machen als den Dime (10 Cent). Bei meinem Besuch der Münze in Denver habe ich auch den Grund dafür gelernt: Anno dazumal, als der Geldwert direkt mit dem verwendeten Material zusammenhing, war der aus sich selbst gefertigte Nickel eben größer als der aus Silber gefertigte Dime, weil Silber eine größere Wertdichte hatte. Seitdem hat sich offenbar nicht viel geändert. Aber an all das kann man sich gewöhnen, und da ich, meinem Mathematikstudium zum Trotz, einigermaßen des Kopfrechnens fähig bin waren die Münzwerte eher ein nebensächliches Problem.
Richtig blöd wird es durch das politische System und die Steuermentalität der Amerikaner. Man muss nämlich wissen, dass in der Politik in den USA alles ein bißchen direkter und lokaler funktioniert als bei uns, und es daher keine Mehrwertsteuer auf Bundesebene gibt. Stattdessen wird die Steuer von den Bundesstaaten und teilweise anscheinend auch von den Kommunen erhoben. Das logische Resultat davon ist, dass die Sales Tax, wie sie im Amerikanischen heißt (vermutlich sind auch andere Aspekte der Steuer anders als in Deutschland, aber Steuerrecht gehört normalerweise nicht zu den Dingen, mit denen ich mich einfach so spaßeshalber beschäftige), überall verschieden sein kann. In der Regel bewegt sie sich so zwischen 0,05 und 0,1, wenn ich mich richtig erinnere.
Ich bin mir nicht sicher, ob letztendlich die unterschiedlichen Steuersätze oder die Direktheit der Politik und der damit verbundene Wunsch, den Einfluss der Politik direkt spürbar zu machen, den größeren Anteil daran haben, jedenfalls ist eine zusätzliche Folge des ganzen Systems, dass in Läden in der Regel die Sales Tax nicht im angezeigten Preis inbegriffen ist. Der unwissende Deutsche geht also, um zum ursprünglichen Beispiel zurückzukommen, in einen Subway, gibt eine Bestellung auf und rechnet sich aus, dass er 5,99$ zu bezahlen hat. Dann macht er den Fehler, das passende Kleingeld herauszusuchen und stellt überrascht fest, dass er in Wirklichkeit 6,41$ bezahlen muss, weil die Sales Tax nicht im Preis inbegriffen ist.
Natürlich kann ich den Wunsch der Läden, den vom Käufer wahrgenommenen Preis zu reduzieren, nachvollziehen. Ebenso kann ich die Argumentation verstehen, dass die Läden klar angeben wollen, was sie verdienen; an den zusätzlichen Kosten ist der Staat "schuld", davon wollen sie sich distanzieren.
Auf der anderen Seite kenne ich dann aber auch keine Gnade. Wenn die Ladenbesitzer mir den tatsächlichen Preis erst ganz am Ende nennen, müssen sie sich eben auch gedulden, wenn ich zur Suche des passenden Kleingelds etwas länger brauche als mein Vorgänger.
Natürlich war mir klar, dass das auf Grund des anderen Geldes in den USA zunächst etwas schwieriger sein würde. Man kann mir viel erzählen, aber nicht, dass sich ein praktisch denkender Mensch in den USA über den Entwurf der Münzen Gedanken gemacht hat. Oder, genauer: Höchstwahrscheinlich hat sich ein praktisch denkender Mensch darüber Gedanken gemacht, konnte seine Vorschläge dann aber politisch nicht durchsetzen. Die Münzwertverteilung ist unpraktischer als bei uns (1, 5, 10, 25 Cent; Dollarmünzen gibt es auch, treten in freier Wildbahn aber kaum auf), und die Amerikaner beharren darauf, den Nickel (5 Cent) größer zu machen als den Dime (10 Cent). Bei meinem Besuch der Münze in Denver habe ich auch den Grund dafür gelernt: Anno dazumal, als der Geldwert direkt mit dem verwendeten Material zusammenhing, war der aus sich selbst gefertigte Nickel eben größer als der aus Silber gefertigte Dime, weil Silber eine größere Wertdichte hatte. Seitdem hat sich offenbar nicht viel geändert. Aber an all das kann man sich gewöhnen, und da ich, meinem Mathematikstudium zum Trotz, einigermaßen des Kopfrechnens fähig bin waren die Münzwerte eher ein nebensächliches Problem.
Richtig blöd wird es durch das politische System und die Steuermentalität der Amerikaner. Man muss nämlich wissen, dass in der Politik in den USA alles ein bißchen direkter und lokaler funktioniert als bei uns, und es daher keine Mehrwertsteuer auf Bundesebene gibt. Stattdessen wird die Steuer von den Bundesstaaten und teilweise anscheinend auch von den Kommunen erhoben. Das logische Resultat davon ist, dass die Sales Tax, wie sie im Amerikanischen heißt (vermutlich sind auch andere Aspekte der Steuer anders als in Deutschland, aber Steuerrecht gehört normalerweise nicht zu den Dingen, mit denen ich mich einfach so spaßeshalber beschäftige), überall verschieden sein kann. In der Regel bewegt sie sich so zwischen 0,05 und 0,1, wenn ich mich richtig erinnere.
Ich bin mir nicht sicher, ob letztendlich die unterschiedlichen Steuersätze oder die Direktheit der Politik und der damit verbundene Wunsch, den Einfluss der Politik direkt spürbar zu machen, den größeren Anteil daran haben, jedenfalls ist eine zusätzliche Folge des ganzen Systems, dass in Läden in der Regel die Sales Tax nicht im angezeigten Preis inbegriffen ist. Der unwissende Deutsche geht also, um zum ursprünglichen Beispiel zurückzukommen, in einen Subway, gibt eine Bestellung auf und rechnet sich aus, dass er 5,99$ zu bezahlen hat. Dann macht er den Fehler, das passende Kleingeld herauszusuchen und stellt überrascht fest, dass er in Wirklichkeit 6,41$ bezahlen muss, weil die Sales Tax nicht im Preis inbegriffen ist.
Natürlich kann ich den Wunsch der Läden, den vom Käufer wahrgenommenen Preis zu reduzieren, nachvollziehen. Ebenso kann ich die Argumentation verstehen, dass die Läden klar angeben wollen, was sie verdienen; an den zusätzlichen Kosten ist der Staat "schuld", davon wollen sie sich distanzieren.
Auf der anderen Seite kenne ich dann aber auch keine Gnade. Wenn die Ladenbesitzer mir den tatsächlichen Preis erst ganz am Ende nennen, müssen sie sich eben auch gedulden, wenn ich zur Suche des passenden Kleingelds etwas länger brauche als mein Vorgänger.
Dienstag, Januar 15, 2008
Ende gut, alles gut
Nachdem ich Sebastian in Orlando abgeliefert hatte bin ich nach Norman zurückgefahren. Das sagt und schreibt sich schnell, dauert aber etwa anderthalb Tage, in denen ich unter anderem durchs nächtliche Alabama gefahren bin. Auf der kleinen Landstraße, die sich durch menschenleere Wälder und über Hügel gewunden hat, hatte ich mehr als einmal das Gefühl, die ersten paar Minuten eines Horrorfilms zu erleben. Glücklicherweise hat mein Auto die ganze Fahrt mitgemacht, so dass ich nicht in einem von einem Axtmörder geführten Motel übernachten musste. Da ich alleine unterwegs war, wäre es sowieso kein guter Horrorfilm geworden.
Am zweiten Tag bin ich spätabends in Amandines Apartment getaumelt, wo ich mein restliches Gepäck zwischengelagert hatte. Wir haben zusammen festgestellt, dass es auch in Oklahoma schöne und grüne Flecken in der Natur gibt, was ich zwar irgendwie vorher auch schon wusste, aber mangels Auto nur einmal vorher erleben konnte. Wir sind wieder auf eine Reise gegangen, die über die Great Smokey Mountains in Tennessee, was unfairerweise im deutschen Mathematikunterricht seltener in Erscheinung tritt als ein gewisser anderer Bundesstaat, und Floridas Strände wieder nach Orlando geführt hat. Unterwegs haben wir sogar eine richtige, wenn auch eher kleine, mittelalterliche Festung gesehen, die vor vielen Jahrhunderten einmal eine spanische Siedlung vor feindlichen Schiffen schützte.
In Orlando war dann endgültig Abschied angesagt, wir voneinander, ich von allem Möglichen. Meine Flüge verliefen problemlos und angenehm, nicht zuletzt dank des älteren Ehepaars, das unterwegs zu einem von Südkoreanern gebauten Krankenhaus in Äthiopien war und mich auf dem Flug nach Detroit mit Popcorn und Schokolade versorgt hat. Mein erster Blick aus dem Fenster auf der hiesigen Seite des um Größenordnungen die teichübliche Fläche übersteigenden Teichs war dann gleich wieder richtig schön typisch deutsch: Eisenbahnverkehr, dynamischer Verkehr auf Autobahnen, chaotischer und daher irgendwie menschlicher wirkende Siedlungen. Meine Eltern haben mich vom Flughafen abgeholt, und nach einer recht kurzen Familienwiedervereinigung schreibe ich diesen Eintrag bereits im Zug nach Paderborn sitzend.
Und was habe ich in den letzten Monaten gelernt? Mit den anderen Austauschstudenten habe ich immer gewitzelt, die Antwort würde "Französisch und ein bißchen Spanisch" sein, und darin steckt sicherlich viel Wahrheit. Im Nachhinein bin ich irgendwie froh, in eine Gegend gegangen zu sein, bei der ich mir regelmässig die Frage "Warum ausgerechnet dort?" anhören musste. Denn in den USA sind vor allem die Extreme stärker ausgeprägt als bei uns. Die Konservativen sind konservativer, die Liberalen liberaler, die Dicken dicker, die Fitnessfanatiker fitnessfanatischer, die Umweltverschmutzer umweltverschmutzender und die Umweltbewussten - halt, nein, hier sind wir Deutschen nach wie vor Weltmeister. Wie dem auch sei, all diese Extreme leben, wenn auch nicht immer miteinander, so doch zumindest nebeneinander friedlich im selben Land. Und Oklahoma gehört zu den uneuropäischsten Gegenden der USA. So habe ich die Extreme besser kennengelernt, die mir am fremdesten waren und zum Großteil auch noch sind. Ich denke, dass ich in Oklahoma weit mehr als anderswo Verständnis dafür gewinnen konnte, wie dieses Land tickt. Aber Football werde ich mir in Deutschland trotzdem nicht ansehen.
Am zweiten Tag bin ich spätabends in Amandines Apartment getaumelt, wo ich mein restliches Gepäck zwischengelagert hatte. Wir haben zusammen festgestellt, dass es auch in Oklahoma schöne und grüne Flecken in der Natur gibt, was ich zwar irgendwie vorher auch schon wusste, aber mangels Auto nur einmal vorher erleben konnte. Wir sind wieder auf eine Reise gegangen, die über die Great Smokey Mountains in Tennessee, was unfairerweise im deutschen Mathematikunterricht seltener in Erscheinung tritt als ein gewisser anderer Bundesstaat, und Floridas Strände wieder nach Orlando geführt hat. Unterwegs haben wir sogar eine richtige, wenn auch eher kleine, mittelalterliche Festung gesehen, die vor vielen Jahrhunderten einmal eine spanische Siedlung vor feindlichen Schiffen schützte.
In Orlando war dann endgültig Abschied angesagt, wir voneinander, ich von allem Möglichen. Meine Flüge verliefen problemlos und angenehm, nicht zuletzt dank des älteren Ehepaars, das unterwegs zu einem von Südkoreanern gebauten Krankenhaus in Äthiopien war und mich auf dem Flug nach Detroit mit Popcorn und Schokolade versorgt hat. Mein erster Blick aus dem Fenster auf der hiesigen Seite des um Größenordnungen die teichübliche Fläche übersteigenden Teichs war dann gleich wieder richtig schön typisch deutsch: Eisenbahnverkehr, dynamischer Verkehr auf Autobahnen, chaotischer und daher irgendwie menschlicher wirkende Siedlungen. Meine Eltern haben mich vom Flughafen abgeholt, und nach einer recht kurzen Familienwiedervereinigung schreibe ich diesen Eintrag bereits im Zug nach Paderborn sitzend.
Und was habe ich in den letzten Monaten gelernt? Mit den anderen Austauschstudenten habe ich immer gewitzelt, die Antwort würde "Französisch und ein bißchen Spanisch" sein, und darin steckt sicherlich viel Wahrheit. Im Nachhinein bin ich irgendwie froh, in eine Gegend gegangen zu sein, bei der ich mir regelmässig die Frage "Warum ausgerechnet dort?" anhören musste. Denn in den USA sind vor allem die Extreme stärker ausgeprägt als bei uns. Die Konservativen sind konservativer, die Liberalen liberaler, die Dicken dicker, die Fitnessfanatiker fitnessfanatischer, die Umweltverschmutzer umweltverschmutzender und die Umweltbewussten - halt, nein, hier sind wir Deutschen nach wie vor Weltmeister. Wie dem auch sei, all diese Extreme leben, wenn auch nicht immer miteinander, so doch zumindest nebeneinander friedlich im selben Land. Und Oklahoma gehört zu den uneuropäischsten Gegenden der USA. So habe ich die Extreme besser kennengelernt, die mir am fremdesten waren und zum Großteil auch noch sind. Ich denke, dass ich in Oklahoma weit mehr als anderswo Verständnis dafür gewinnen konnte, wie dieses Land tickt. Aber Football werde ich mir in Deutschland trotzdem nicht ansehen.
Sonntag, Januar 13, 2008
Florida
Am 30.12. haben wir Washington über den Reagan National Airport wieder verlassen, sind abends im unglaublich schwülen Orlando drunten gelandet und haben unseren Mietwagen abgeholt.
Die nächsten Tage sind wir recht gemütlich durch Florida getourt. Nach dem Motto "Wenn wir schon mal hier sind..." haben wir am ersten Tag in Florida, also an Silvester, Disney World bei Orlando durchwandert. Ich habe meine Zweifel, ob der Besuch den extrem teuren Eintrittspreis wirklich wert war. Rentabler ist Disney World für Leute, die sich die volle Dröhnung geben wollen und bis zu zehn Tage dort verbringen, aber das würde ich wahrscheinlich nicht aushalten. Immerhin sind alle Attraktionen kostenfrei, wenn man erstmal in einem der vier Theme Parks drinnen ist, die das touristische Hauptinteresse der Anlage sind. Und so hat sich der Besuch definitiv gelohnt, alleine schon aus metatouristischer Perspektive.
Auf einem Gelände, das so gigantisch ist, dass dort eigene Freeways gebaut werden, um von A nach B zu kommen, befinden sich inmitten großer Wald- und sonstiger Grünflächen unvorstellbar große Parkplatzflächen um jeden der vier Theme Parks. Permanent sind in jedem dieser Parkplatzbereiche mindestens fünf Leute damit beschäftigt, mit dem Auto ankommende Besucher in die jeweilige Betonwüste einzuweisen. Die Fahrer der Parkplatz-Tram und die Angestellten, die die Parkplatzgebühren einkassieren, sind dabei noch gar nicht eingerechnet.
Nach einem kurzen Mahl im Auto haben wir uns der vom Parkplatz in Richtung der Eingangstore rollenden Touristenwalze angeschlossen und den Theme Park namens Epcot betreten. Dieser Park unterteilt sich in einen Teil, in dem unter dem Motto "Future World" diverse Technologien verwässert werden bis sie in Form einer Jahrmarkt-artigen Attraktion präsentiert werden können - zum Beispiel eine simulierte Testfahrt, natürlich mit viel Sponsoring eines großen amerikanischen Autoherstellers - und einen Teil, in dem das Kitschpotential verschiedener Länder, Deutschland mit seinen Kuckucksuhren und Lederhosen natürlich eingeschlossen, voll ausgenutzt wird um Produkte an den Mensch zu bringen. Das hört sich jetzt schlimmer an als es eigentlich ist, denn der Park ist definitiv nett gestaltet, und die ganze Infrastruktur, die wahrscheinlich beeindruckender ist als der Park selbst ist gut versteckt.
Von den vier Theme Parks in Disney World haben einige sogar angeblich etwas mit Disney zu tun. Wir waren allerdings nur noch im sogenannten Animal Kingdom, wo die Natur Afrikas und Asiens zur Tourismusmaschine wird. Dazu gehört zum Beispiel eine Safari mit echten Tieren und einer gestellten Verfolgung von Wilderern. In einem anderen ride in einer Art Boot sind wir ordentlich nass geworden, wobei das angesichts des Regens, der angefing, als wir in einer der vielen Warteschlangen auf die Achterbahnfahrt auf "Mt Everest" gewartet haben, auch wieder egal war. Die Achterbahn durch den Regen zu fahren war auf jeden Fall sehr cool. Danach sind wir aber doch lieber zurück ins Motel gefahren, um uns trocken einzukleiden und einen Regenschirm zu kaufen, den wir den Rest des Abends nicht mehr gebraucht haben.
Wir sind nämlich wieder zu Epcot gefahren um dort Silvester zu feiern. Man muss dazu wissen, dass die gezeigten Länder aus aller Welt dort um einen großen See herum angeordnet sind. Jeden Abend wird über dem See eine beeindruckende Feuerwerk- und Lasershow namens Reflections of Earth gezeigt. Am Silvesterabend war diese Show so getimed, dass ihr Ende direkt in den Countdown zum neuen Jahr übergegangen ist. Alle um den See versammelten Länder, die bereits im neuen Jahr waren, wurden vor Mitternacht mit einem Feuerwerk in den Farben der jeweiligen Fahne geehrt. Dass das bei Deutschland nicht so recht geklappt hat sei an dieser Stelle auf Grund der außerordentlichen Herausforderung verziehen. Das finale Feuerwerk um Mitternacht hat der ganzen Show dann nochmal eins draufgesetzt.
Und was macht man kurz nach Mitternacht? Man drängt sich durch die Tausende, die den Park bevölkern und versucht, vor dem großen Ansturm zum Parkplatz zu kommen um zu flüchten. Wir haben wahrscheinlich zwanzig Minuten gebraucht, um uns an den anderen Leuten vorbeizukämpfen, aber wir haben es tatsächlich geschafft, vor dem großen Exodus die Parkwüste zu durchqueren.
Disney World ist ein faszinierendes Thema. So hat Disney (die genaue Struktur der vielen Firmen, die in diesem Konzern stecken ist mir zu verwirrend, so dass ich sie einfach alle in einen Topf namens "Disney" werfe) de facto legislative Rechte im Bereich von Disney World, das sich im Reedy Creek Improvement District befindet. Dieser Bezirk ist zwar nominell demokratisch organisiert, aber da quasi alles Land mehr oder weniger direkt Disney gehört und die einzigen Einwohner hochrangige Disney-Angestellte sind, besitzt hier ein Konzern sehr direkt eine demokratisch gewählte Regierung und könnte zum Beispiel seine eigene offizielle Polizeibehörde einrichten (was in diesem Fall aber nicht passiert ist). Vollkommen abartig, aber da in den USA nunmal beinahe alles auf lokaler Ebene geregelt ist, im Rahmen des Möglichen.
Zudem könnte man einen ganzen Eintrag allein den moralischen Aspekten einer Tourismusmaschine wie Disney World widmen. Dabei denke ich gar nicht mal an die Unmengen an Energie und Müll, sondern an die geistige Hygiene der Besucher. Viele der Attraktionen versuchen bewusst, einen Eindruck zu vermitteln, als würden sie dem Besucher etwas reales zeigen. Sie versuchen, den Besucher davon zu überzeugen, dass er jetzt wirklich etwas über China lernt oder über Deutschland, dabei wird immer nur ein kleiner, ins kitschige übertriebener Ausschnitt gezeigt. Und ich werde zum Beispiel nie wissen, ob die Straußeneier, an denen wir vorbeigefahren sind, echt waren oder nicht, oder ob sie vielleicht echt waren, aber von den Parkangestellten an eine andere Stelle getragen wurden, um sie für uns "Safari"-Teilnehmer sichtbar zu machen.
Natürlich wissen Besucher von Disney World im Prinzip, dass ein Unterschied zwischen Show und Realität besteht - ich hoffe es zumindest. Aber die Designer der Attraktionen tun alles, um diese Unterscheidung zu erschweren - und gerade in der Langzeiterinnerung verankert sich dann womöglich als Fakt, was lediglich Teil der Show war.
Klar ist aber, dass es trotzdem möglich und auch angemessen ist, die Reizüberflutung und die aufwendig produzierten Shows zu genießen. Nur sollte man danach wieder aufwachen und sich vergegenwärtigen, dass man in Disney World war und nicht in der Real World.
Am nächsten Tag sind wir den US-Highway 1 an der Ostküste Floridas heruntergefahren. Auf dem Weg haben wir die unglaublich grüne Natur und natürlich auch ein Stück Strand genossen. Sebastian hat festgestellt, dass er tatsächlich in Florida ist. Überhaupt sind wir weit gereist, und Hollywood noch einmal zu sehen war auch ganz witzig. Nein, ein Hollywood-Schild gab es dort nicht. Auf unseren ursprünglichen Plan, Miami zu besuchen, ist dann am Nachmittag bis frühen Abend eine unglaubliche Menge Wasser gefallen, so dass wir uns einfach in Florida City, der letzten "Stadt" vor den Keys, eine Unterkunft gesucht haben.
Von dort aus haben wir am Mittwoch, dem 2. Januar, den Everglades National Park besucht. Das war eine wohltuende Abwechslung vom organisierten Tourismus der vorangegangenen Tage, und wir konnten neben einem Alligator auch eine überproportionale Anzahl Deutscher und Menschen, die sich erinnern, bewundern.
Tags darauf sind wir weiter dem US-Highway 1 nach Key West gefolgt. Key West ist die und befindet sich auf der letzten Insel in der langen Inselkette im Süden von Florida. All diese Inseln sind durch Brücken untereinander verbunden. Das etwas amüsante Resultat ist, das auf einigen der kleineren Inseln nur ein Stück Highway, ein nicht asphaltierter Parkplatz und eine ganze Menge Palmen zu finden sind. Key West selbst ist ein extrem touristisches, aber insgesamt sehr nettes Städtchen. Ich fühlte mich mal wieder in der Vermutung bestätigt, dass normalen amerikanischen Städte vor allem deswegen Charme fehlt, weil sie zu viel Platz haben. Noch am selben Tag sind wir zurück nach Norden bis Pompano Beach gefahren, und am Freitag habe ich Sebastian am Flughafen von Orlando abgeliefert.
Die nächsten Tage sind wir recht gemütlich durch Florida getourt. Nach dem Motto "Wenn wir schon mal hier sind..." haben wir am ersten Tag in Florida, also an Silvester, Disney World bei Orlando durchwandert. Ich habe meine Zweifel, ob der Besuch den extrem teuren Eintrittspreis wirklich wert war. Rentabler ist Disney World für Leute, die sich die volle Dröhnung geben wollen und bis zu zehn Tage dort verbringen, aber das würde ich wahrscheinlich nicht aushalten. Immerhin sind alle Attraktionen kostenfrei, wenn man erstmal in einem der vier Theme Parks drinnen ist, die das touristische Hauptinteresse der Anlage sind. Und so hat sich der Besuch definitiv gelohnt, alleine schon aus metatouristischer Perspektive.
Auf einem Gelände, das so gigantisch ist, dass dort eigene Freeways gebaut werden, um von A nach B zu kommen, befinden sich inmitten großer Wald- und sonstiger Grünflächen unvorstellbar große Parkplatzflächen um jeden der vier Theme Parks. Permanent sind in jedem dieser Parkplatzbereiche mindestens fünf Leute damit beschäftigt, mit dem Auto ankommende Besucher in die jeweilige Betonwüste einzuweisen. Die Fahrer der Parkplatz-Tram und die Angestellten, die die Parkplatzgebühren einkassieren, sind dabei noch gar nicht eingerechnet.
Nach einem kurzen Mahl im Auto haben wir uns der vom Parkplatz in Richtung der Eingangstore rollenden Touristenwalze angeschlossen und den Theme Park namens Epcot betreten. Dieser Park unterteilt sich in einen Teil, in dem unter dem Motto "Future World" diverse Technologien verwässert werden bis sie in Form einer Jahrmarkt-artigen Attraktion präsentiert werden können - zum Beispiel eine simulierte Testfahrt, natürlich mit viel Sponsoring eines großen amerikanischen Autoherstellers - und einen Teil, in dem das Kitschpotential verschiedener Länder, Deutschland mit seinen Kuckucksuhren und Lederhosen natürlich eingeschlossen, voll ausgenutzt wird um Produkte an den Mensch zu bringen. Das hört sich jetzt schlimmer an als es eigentlich ist, denn der Park ist definitiv nett gestaltet, und die ganze Infrastruktur, die wahrscheinlich beeindruckender ist als der Park selbst ist gut versteckt.
Von den vier Theme Parks in Disney World haben einige sogar angeblich etwas mit Disney zu tun. Wir waren allerdings nur noch im sogenannten Animal Kingdom, wo die Natur Afrikas und Asiens zur Tourismusmaschine wird. Dazu gehört zum Beispiel eine Safari mit echten Tieren und einer gestellten Verfolgung von Wilderern. In einem anderen ride in einer Art Boot sind wir ordentlich nass geworden, wobei das angesichts des Regens, der angefing, als wir in einer der vielen Warteschlangen auf die Achterbahnfahrt auf "Mt Everest" gewartet haben, auch wieder egal war. Die Achterbahn durch den Regen zu fahren war auf jeden Fall sehr cool. Danach sind wir aber doch lieber zurück ins Motel gefahren, um uns trocken einzukleiden und einen Regenschirm zu kaufen, den wir den Rest des Abends nicht mehr gebraucht haben.
Wir sind nämlich wieder zu Epcot gefahren um dort Silvester zu feiern. Man muss dazu wissen, dass die gezeigten Länder aus aller Welt dort um einen großen See herum angeordnet sind. Jeden Abend wird über dem See eine beeindruckende Feuerwerk- und Lasershow namens Reflections of Earth gezeigt. Am Silvesterabend war diese Show so getimed, dass ihr Ende direkt in den Countdown zum neuen Jahr übergegangen ist. Alle um den See versammelten Länder, die bereits im neuen Jahr waren, wurden vor Mitternacht mit einem Feuerwerk in den Farben der jeweiligen Fahne geehrt. Dass das bei Deutschland nicht so recht geklappt hat sei an dieser Stelle auf Grund der außerordentlichen Herausforderung verziehen. Das finale Feuerwerk um Mitternacht hat der ganzen Show dann nochmal eins draufgesetzt.
Und was macht man kurz nach Mitternacht? Man drängt sich durch die Tausende, die den Park bevölkern und versucht, vor dem großen Ansturm zum Parkplatz zu kommen um zu flüchten. Wir haben wahrscheinlich zwanzig Minuten gebraucht, um uns an den anderen Leuten vorbeizukämpfen, aber wir haben es tatsächlich geschafft, vor dem großen Exodus die Parkwüste zu durchqueren.
Disney World ist ein faszinierendes Thema. So hat Disney (die genaue Struktur der vielen Firmen, die in diesem Konzern stecken ist mir zu verwirrend, so dass ich sie einfach alle in einen Topf namens "Disney" werfe) de facto legislative Rechte im Bereich von Disney World, das sich im Reedy Creek Improvement District befindet. Dieser Bezirk ist zwar nominell demokratisch organisiert, aber da quasi alles Land mehr oder weniger direkt Disney gehört und die einzigen Einwohner hochrangige Disney-Angestellte sind, besitzt hier ein Konzern sehr direkt eine demokratisch gewählte Regierung und könnte zum Beispiel seine eigene offizielle Polizeibehörde einrichten (was in diesem Fall aber nicht passiert ist). Vollkommen abartig, aber da in den USA nunmal beinahe alles auf lokaler Ebene geregelt ist, im Rahmen des Möglichen.
Zudem könnte man einen ganzen Eintrag allein den moralischen Aspekten einer Tourismusmaschine wie Disney World widmen. Dabei denke ich gar nicht mal an die Unmengen an Energie und Müll, sondern an die geistige Hygiene der Besucher. Viele der Attraktionen versuchen bewusst, einen Eindruck zu vermitteln, als würden sie dem Besucher etwas reales zeigen. Sie versuchen, den Besucher davon zu überzeugen, dass er jetzt wirklich etwas über China lernt oder über Deutschland, dabei wird immer nur ein kleiner, ins kitschige übertriebener Ausschnitt gezeigt. Und ich werde zum Beispiel nie wissen, ob die Straußeneier, an denen wir vorbeigefahren sind, echt waren oder nicht, oder ob sie vielleicht echt waren, aber von den Parkangestellten an eine andere Stelle getragen wurden, um sie für uns "Safari"-Teilnehmer sichtbar zu machen.
Natürlich wissen Besucher von Disney World im Prinzip, dass ein Unterschied zwischen Show und Realität besteht - ich hoffe es zumindest. Aber die Designer der Attraktionen tun alles, um diese Unterscheidung zu erschweren - und gerade in der Langzeiterinnerung verankert sich dann womöglich als Fakt, was lediglich Teil der Show war.
Klar ist aber, dass es trotzdem möglich und auch angemessen ist, die Reizüberflutung und die aufwendig produzierten Shows zu genießen. Nur sollte man danach wieder aufwachen und sich vergegenwärtigen, dass man in Disney World war und nicht in der Real World.
Am nächsten Tag sind wir den US-Highway 1 an der Ostküste Floridas heruntergefahren. Auf dem Weg haben wir die unglaublich grüne Natur und natürlich auch ein Stück Strand genossen. Sebastian hat festgestellt, dass er tatsächlich in Florida ist. Überhaupt sind wir weit gereist, und Hollywood noch einmal zu sehen war auch ganz witzig. Nein, ein Hollywood-Schild gab es dort nicht. Auf unseren ursprünglichen Plan, Miami zu besuchen, ist dann am Nachmittag bis frühen Abend eine unglaubliche Menge Wasser gefallen, so dass wir uns einfach in Florida City, der letzten "Stadt" vor den Keys, eine Unterkunft gesucht haben.
Von dort aus haben wir am Mittwoch, dem 2. Januar, den Everglades National Park besucht. Das war eine wohltuende Abwechslung vom organisierten Tourismus der vorangegangenen Tage, und wir konnten neben einem Alligator auch eine überproportionale Anzahl Deutscher und Menschen, die sich erinnern, bewundern.
Tags darauf sind wir weiter dem US-Highway 1 nach Key West gefolgt. Key West ist die und befindet sich auf der letzten Insel in der langen Inselkette im Süden von Florida. All diese Inseln sind durch Brücken untereinander verbunden. Das etwas amüsante Resultat ist, das auf einigen der kleineren Inseln nur ein Stück Highway, ein nicht asphaltierter Parkplatz und eine ganze Menge Palmen zu finden sind. Key West selbst ist ein extrem touristisches, aber insgesamt sehr nettes Städtchen. Ich fühlte mich mal wieder in der Vermutung bestätigt, dass normalen amerikanischen Städte vor allem deswegen Charme fehlt, weil sie zu viel Platz haben. Noch am selben Tag sind wir zurück nach Norden bis Pompano Beach gefahren, und am Freitag habe ich Sebastian am Flughafen von Orlando abgeliefert.
Mittwoch, Januar 02, 2008
Houston und Washington
Jetzt, wo sich Amerikaner und Deutsche wieder darin einig sind, wie die Jahreszahl geschrieben wird, komme ich ein bißchen zum Nachholen...
Unser Aufenthalt in New Orleans endete am Sonntag mit einem frühmorgendlichen Trip zur kombinierten Amtrak/Greyhound-Station. Die nächsten acht Stunden verbrachten wir in einem vollen Reisebus nach Houston, und während Sebastian offenbar den größten Teil der Zeit am Fenster geschlafen hat habe ich "The Swarm" (von Arthur Herzog, nicht Frank Schätzing) gelesen und mit viel Augenrollen die Eskapaden unserer Mitreisenden verdrängt. Auf der ganzen Fahrt hatten wir zwei längere Aufenthalte, bei denen jeweils alle Passagiere den Bus verlassen sollte. Etwa eine halbe Stunde nach der ersten dieser längeren Pausen in Baton Rouge fragte mich einer der konfusen Leute hinter uns, ob unser Bus nach Memphis fahren würde. Dass man bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel manchmal umsteigen muss war wohl eine Neuigkeit für meine Mitreisenden, die sich auch sonst eher auf dem geistigen Niveau von Halbstarken befanden. Eine Freundin der beiden besuchte sie ungefähr stündlich, um sich von einem von ihnen zwicken zu lassen und sich dann lautstark darüber zu beschweren. Eben alles wie zu Hause, nur dass die Qual hier länger dauert.
In Houston übernachteten wir in einem Motel in europäischer Gehentfernung vom Johnson Space Center, das wir am Heiligabend besucht haben. Das Besucherzentrum wirkt auf den ersten Blick wie ein überdimensionierter Kinderspielplatz, aber wenn man diesen Aspekt wegabstrahiert bleibt ein sehr interessantes Museum mit diversen Originalen aus der Frühzeit der NASA, darunter die ziemlich verkohlte Kapsel von Apollo 17 und der berühmte, MacGyver in den Schatten stellende Luftfilter von Apollo 13. Der Höhepunkt des Besuchs im Space Center ist natürlich die Tram Tour über das Gelände der NASA. Auf dieser Tour kamen wir unter anderem in den alten Mission Control Room. Dorthin muss man ganze 87 (in Worten: siebenundachtzig!) Stufen hinaufsteigen, vor denen uns der (Tour-)Führer wieder und wieder sehr zu unserer Erheiterung gewarnt hat. Nachdem das Mondprogramm vorzeitig aus Geldgründen eingestellt wurde, hat die NASA das bereits vorhandene Material für das Skylab verwendet. Eine Saturn V ist trotzdem noch übriggeblieben, und an dieser gigantischen, flachgelegten Rakete entlangzulaufen war sicherlich der beeindruckendste Moment im Space Center. Aber man kann dort auch andere Dinge lernen. So lobpreiste ein Australier, mit dem wir uns in einer der Warteschlangen unterhalten haben, die "German ruthless efficiency", die er in Berlin kennengelernt hat.
Das Schöne am Mondprogramm ist, dass es bewiesen hat, dass monumentale und erfolgreiche technische Projekte aus öffentlicher Hand nicht nur im Militär stattfinden müssen, sondern auch im zivilen Bereich möglich sind. Es kommt eben hauptsächlich aufs Geld an - und da kommt die ernüchterndere Erkenntnis, dass signifikante Etats für solche Projekte wohl nur durchs Heraufbeschwören eines Feindes (ob real, imaginär oder komplex) zu bekommen sind.
Da öffentliche Verkehrsmittel im Großraum Houston allem Anschein nach nicht ernst genommen werden sind wir am nächstem Morgen mit einem Flughafenshuttle zu George Bush (dem Älteren; aber es gibt trotz allem auch noch genügend Texaner, die auf den Jüngeren stolz sind) gefahren. Etwa eine Viertelstunde zu früh in Philadelphia angekommen mussten wir feststellen, dass unser Anschlussflug nach Baltimore/Washington gestrichen wurde, laut dem Menschen am Schalter aus "Operational blahblah, no idea what that means"-Gründen. Böse Zungen würden behaupten, um den nachfolgenden und letzten Flug in diese Richtung besser auszulasten; nettere Zungen gehen natürlich von ernsthaften Sicherheitsbedenken am Flugzeug aus. Jedenfalls sind wir drei Stunden später als geplant in Washington angekommen.
Bereits auf dem recht langen Weg vom Flughafen ins Stadtzentrum haben wir uns darüber gefreut, endlich wieder in der Zivilisation angekommen zu sein, wo U-Bahnen und Busse vorhanden und ausgeschildert sind. Lediglich die Tatsache, dass an der Greenbelt Station die Erklärungen zum Tarifsystem erst hinter den Schranken, deren Passieren ein Ticket erfordert, zu finden waren, hat mich etwas geärgert. Ohne dieses Hindernis hätten wir die richtige Wochenkarte früher kaufen können (es gibt zwei verschiedene, deren genaue Funktionsweise am Fahrkartenautomat natürlich nicht hinreichend erklärt wird).
Die Metro, wie die U-Bahn in Washington genannt wird, ist übrigens selbst einen Blick wert. Die Stationen wirken sehr retrofuturistisch und sollen wohl die Bedeutung Washingtons auch noch im Untergrund hervorheben. Jedenfalls bestehen sie im Gegensatz U-Bahn-Stationen anderer Städte nicht aus einem minimalistischen Netzwerk aus kleinen Tunneln, sondern vielmehr aus einem gigantischen Tunnel, in den ein Bahnhof hineingebaut wurde, der im wesentlichen oberirdischen Designs folgt. So entstehen die mit Abstand bombastischsten Stationen, die ich je gesehen habe.
Die ersten zwei Nächte haben wir in der Internationalen Jugendherberge nur eine handvoll Blocks vom Weißen Haus verbracht. Für die darauffolgenden drei Nächte mussten wir dann allerdings in ein Hotel etwas weiter außerhalb umziehen.
Aus touristischer Sicht ist Washington angenehm skalierbar. Wer sich nur von den Monumenten beeindrucken lassen und vielleicht einen Blick in die wichtigsten Gebäude werfen will, kommt in zwei Tagen durch. Auf der anderen Seite reihen sich an der National Mall auf der Hauptachse zwischen Kapitol und Lincoln Memorial die Museen der Smithsonian Institution, die keinen Eintritt verlangen - und wenn man sich alle Ausstellungen hier genauer ansehen will, reichen wahrscheinlich selbst zwei Wochen nicht aus. Eine gewisse Toleranz gegenüber inflationären Sicherheitskontrollen muss man natürlich auch mitbringen.
Das Weiße Haus ist ohne "reservations through your member of congress" leider nicht besuchbar, aber ins Kapitol kommt man, wenn man sich vor halb 9 morgens in die lange Schlange stellt um Tickets zu holen, also haben wir das natürlich getan. Wir haben auch dem Supreme Court und der Library of Congress einen Besuch abgestattet, bevor wir uns letztere nochmal im Kino angesehen haben. Und wir haben uns natürlich durch Museen geschlängelt, neben dem National Museum of the American Indian hauptsächlich durchs National Air and Space Museum.
Als wir dort gerade einen übriggebliebenen Mondlander betrachteten wurde ich plötzlich von jemandem angehauen. Da stand doch tatsächlich Areum neben mir, Lisset und Theresias Mitbewohnerin aus Südkorea. Wie's der Teufel so will ist sie am Vortag in Washington angekommen. Da sie aber auf der Suche nach Essen war und wir gerade von selbigem gekommen waren haben sich unsere Wege auch bald wieder getrennt. Die Welt ist so weit und doch so klein.
Unser Aufenthalt in New Orleans endete am Sonntag mit einem frühmorgendlichen Trip zur kombinierten Amtrak/Greyhound-Station. Die nächsten acht Stunden verbrachten wir in einem vollen Reisebus nach Houston, und während Sebastian offenbar den größten Teil der Zeit am Fenster geschlafen hat habe ich "The Swarm" (von Arthur Herzog, nicht Frank Schätzing) gelesen und mit viel Augenrollen die Eskapaden unserer Mitreisenden verdrängt. Auf der ganzen Fahrt hatten wir zwei längere Aufenthalte, bei denen jeweils alle Passagiere den Bus verlassen sollte. Etwa eine halbe Stunde nach der ersten dieser längeren Pausen in Baton Rouge fragte mich einer der konfusen Leute hinter uns, ob unser Bus nach Memphis fahren würde. Dass man bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel manchmal umsteigen muss war wohl eine Neuigkeit für meine Mitreisenden, die sich auch sonst eher auf dem geistigen Niveau von Halbstarken befanden. Eine Freundin der beiden besuchte sie ungefähr stündlich, um sich von einem von ihnen zwicken zu lassen und sich dann lautstark darüber zu beschweren. Eben alles wie zu Hause, nur dass die Qual hier länger dauert.
In Houston übernachteten wir in einem Motel in europäischer Gehentfernung vom Johnson Space Center, das wir am Heiligabend besucht haben. Das Besucherzentrum wirkt auf den ersten Blick wie ein überdimensionierter Kinderspielplatz, aber wenn man diesen Aspekt wegabstrahiert bleibt ein sehr interessantes Museum mit diversen Originalen aus der Frühzeit der NASA, darunter die ziemlich verkohlte Kapsel von Apollo 17 und der berühmte, MacGyver in den Schatten stellende Luftfilter von Apollo 13. Der Höhepunkt des Besuchs im Space Center ist natürlich die Tram Tour über das Gelände der NASA. Auf dieser Tour kamen wir unter anderem in den alten Mission Control Room. Dorthin muss man ganze 87 (in Worten: siebenundachtzig!) Stufen hinaufsteigen, vor denen uns der (Tour-)Führer wieder und wieder sehr zu unserer Erheiterung gewarnt hat. Nachdem das Mondprogramm vorzeitig aus Geldgründen eingestellt wurde, hat die NASA das bereits vorhandene Material für das Skylab verwendet. Eine Saturn V ist trotzdem noch übriggeblieben, und an dieser gigantischen, flachgelegten Rakete entlangzulaufen war sicherlich der beeindruckendste Moment im Space Center. Aber man kann dort auch andere Dinge lernen. So lobpreiste ein Australier, mit dem wir uns in einer der Warteschlangen unterhalten haben, die "German ruthless efficiency", die er in Berlin kennengelernt hat.
Das Schöne am Mondprogramm ist, dass es bewiesen hat, dass monumentale und erfolgreiche technische Projekte aus öffentlicher Hand nicht nur im Militär stattfinden müssen, sondern auch im zivilen Bereich möglich sind. Es kommt eben hauptsächlich aufs Geld an - und da kommt die ernüchterndere Erkenntnis, dass signifikante Etats für solche Projekte wohl nur durchs Heraufbeschwören eines Feindes (ob real, imaginär oder komplex) zu bekommen sind.
Da öffentliche Verkehrsmittel im Großraum Houston allem Anschein nach nicht ernst genommen werden sind wir am nächstem Morgen mit einem Flughafenshuttle zu George Bush (dem Älteren; aber es gibt trotz allem auch noch genügend Texaner, die auf den Jüngeren stolz sind) gefahren. Etwa eine Viertelstunde zu früh in Philadelphia angekommen mussten wir feststellen, dass unser Anschlussflug nach Baltimore/Washington gestrichen wurde, laut dem Menschen am Schalter aus "Operational blahblah, no idea what that means"-Gründen. Böse Zungen würden behaupten, um den nachfolgenden und letzten Flug in diese Richtung besser auszulasten; nettere Zungen gehen natürlich von ernsthaften Sicherheitsbedenken am Flugzeug aus. Jedenfalls sind wir drei Stunden später als geplant in Washington angekommen.
Bereits auf dem recht langen Weg vom Flughafen ins Stadtzentrum haben wir uns darüber gefreut, endlich wieder in der Zivilisation angekommen zu sein, wo U-Bahnen und Busse vorhanden und ausgeschildert sind. Lediglich die Tatsache, dass an der Greenbelt Station die Erklärungen zum Tarifsystem erst hinter den Schranken, deren Passieren ein Ticket erfordert, zu finden waren, hat mich etwas geärgert. Ohne dieses Hindernis hätten wir die richtige Wochenkarte früher kaufen können (es gibt zwei verschiedene, deren genaue Funktionsweise am Fahrkartenautomat natürlich nicht hinreichend erklärt wird).
Die Metro, wie die U-Bahn in Washington genannt wird, ist übrigens selbst einen Blick wert. Die Stationen wirken sehr retrofuturistisch und sollen wohl die Bedeutung Washingtons auch noch im Untergrund hervorheben. Jedenfalls bestehen sie im Gegensatz U-Bahn-Stationen anderer Städte nicht aus einem minimalistischen Netzwerk aus kleinen Tunneln, sondern vielmehr aus einem gigantischen Tunnel, in den ein Bahnhof hineingebaut wurde, der im wesentlichen oberirdischen Designs folgt. So entstehen die mit Abstand bombastischsten Stationen, die ich je gesehen habe.
Die ersten zwei Nächte haben wir in der Internationalen Jugendherberge nur eine handvoll Blocks vom Weißen Haus verbracht. Für die darauffolgenden drei Nächte mussten wir dann allerdings in ein Hotel etwas weiter außerhalb umziehen.
Aus touristischer Sicht ist Washington angenehm skalierbar. Wer sich nur von den Monumenten beeindrucken lassen und vielleicht einen Blick in die wichtigsten Gebäude werfen will, kommt in zwei Tagen durch. Auf der anderen Seite reihen sich an der National Mall auf der Hauptachse zwischen Kapitol und Lincoln Memorial die Museen der Smithsonian Institution, die keinen Eintritt verlangen - und wenn man sich alle Ausstellungen hier genauer ansehen will, reichen wahrscheinlich selbst zwei Wochen nicht aus. Eine gewisse Toleranz gegenüber inflationären Sicherheitskontrollen muss man natürlich auch mitbringen.
Das Weiße Haus ist ohne "reservations through your member of congress" leider nicht besuchbar, aber ins Kapitol kommt man, wenn man sich vor halb 9 morgens in die lange Schlange stellt um Tickets zu holen, also haben wir das natürlich getan. Wir haben auch dem Supreme Court und der Library of Congress einen Besuch abgestattet, bevor wir uns letztere nochmal im Kino angesehen haben. Und wir haben uns natürlich durch Museen geschlängelt, neben dem National Museum of the American Indian hauptsächlich durchs National Air and Space Museum.
Als wir dort gerade einen übriggebliebenen Mondlander betrachteten wurde ich plötzlich von jemandem angehauen. Da stand doch tatsächlich Areum neben mir, Lisset und Theresias Mitbewohnerin aus Südkorea. Wie's der Teufel so will ist sie am Vortag in Washington angekommen. Da sie aber auf der Suche nach Essen war und wir gerade von selbigem gekommen waren haben sich unsere Wege auch bald wieder getrennt. Die Welt ist so weit und doch so klein.
Dienstag, Januar 01, 2008
A Guads Neiß!
Jaha, 2008 hat inzwischen auch die (bzw. Teile der) USA erreicht. Wir sind dem Verkehrschaos bei Disney World wieder heil entkommen und planen gerade unsere nächsten Tage in Florida. Mehr Berichte aus der Neuen Welt sind auf Grund von längerem WLAN-Mangel in den letzten Tagen etwas verzögert worden, kommen aber bald.
Bis dahin wünsche ich euch allen ein gutes neues Jahr. Mögen eure realistischen guten Vorsätze Realität, und eure unrealistischen guten Vorsätze realistisch werden!
Bis dahin wünsche ich euch allen ein gutes neues Jahr. Mögen eure realistischen guten Vorsätze Realität, und eure unrealistischen guten Vorsätze realistisch werden!
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