Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen im Ausland zum Stolpern bringen. Eines dieser kleinen Dinge ist, in den USA die Kleingeldmenge im Geldbeutel unter Kontrolle zu halten. Langjährige Erfahrung mit Euromünzen erlaubt uns, das passende Kleingeld herauszusuchen, wenn wir zum Beispiel im Subway ein Sandwich kaufen. Doch wie sieht das im Ausland aus?
Natürlich war mir klar, dass das auf Grund des anderen Geldes in den USA zunächst etwas schwieriger sein würde. Man kann mir viel erzählen, aber nicht, dass sich ein praktisch denkender Mensch in den USA über den Entwurf der Münzen Gedanken gemacht hat. Oder, genauer: Höchstwahrscheinlich hat sich ein praktisch denkender Mensch darüber Gedanken gemacht, konnte seine Vorschläge dann aber politisch nicht durchsetzen. Die Münzwertverteilung ist unpraktischer als bei uns (1, 5, 10, 25 Cent; Dollarmünzen gibt es auch, treten in freier Wildbahn aber kaum auf), und die Amerikaner beharren darauf, den Nickel (5 Cent) größer zu machen als den Dime (10 Cent). Bei meinem Besuch der Münze in Denver habe ich auch den Grund dafür gelernt: Anno dazumal, als der Geldwert direkt mit dem verwendeten Material zusammenhing, war der aus sich selbst gefertigte Nickel eben größer als der aus Silber gefertigte Dime, weil Silber eine größere Wertdichte hatte. Seitdem hat sich offenbar nicht viel geändert. Aber an all das kann man sich gewöhnen, und da ich, meinem Mathematikstudium zum Trotz, einigermaßen des Kopfrechnens fähig bin waren die Münzwerte eher ein nebensächliches Problem.
Richtig blöd wird es durch das politische System und die Steuermentalität der Amerikaner. Man muss nämlich wissen, dass in der Politik in den USA alles ein bißchen direkter und lokaler funktioniert als bei uns, und es daher keine Mehrwertsteuer auf Bundesebene gibt. Stattdessen wird die Steuer von den Bundesstaaten und teilweise anscheinend auch von den Kommunen erhoben. Das logische Resultat davon ist, dass die Sales Tax, wie sie im Amerikanischen heißt (vermutlich sind auch andere Aspekte der Steuer anders als in Deutschland, aber Steuerrecht gehört normalerweise nicht zu den Dingen, mit denen ich mich einfach so spaßeshalber beschäftige), überall verschieden sein kann. In der Regel bewegt sie sich so zwischen 0,05 und 0,1, wenn ich mich richtig erinnere.
Ich bin mir nicht sicher, ob letztendlich die unterschiedlichen Steuersätze oder die Direktheit der Politik und der damit verbundene Wunsch, den Einfluss der Politik direkt spürbar zu machen, den größeren Anteil daran haben, jedenfalls ist eine zusätzliche Folge des ganzen Systems, dass in Läden in der Regel die Sales Tax nicht im angezeigten Preis inbegriffen ist. Der unwissende Deutsche geht also, um zum ursprünglichen Beispiel zurückzukommen, in einen Subway, gibt eine Bestellung auf und rechnet sich aus, dass er 5,99$ zu bezahlen hat. Dann macht er den Fehler, das passende Kleingeld herauszusuchen und stellt überrascht fest, dass er in Wirklichkeit 6,41$ bezahlen muss, weil die Sales Tax nicht im Preis inbegriffen ist.
Natürlich kann ich den Wunsch der Läden, den vom Käufer wahrgenommenen Preis zu reduzieren, nachvollziehen. Ebenso kann ich die Argumentation verstehen, dass die Läden klar angeben wollen, was sie verdienen; an den zusätzlichen Kosten ist der Staat "schuld", davon wollen sie sich distanzieren.
Auf der anderen Seite kenne ich dann aber auch keine Gnade. Wenn die Ladenbesitzer mir den tatsächlichen Preis erst ganz am Ende nennen, müssen sie sich eben auch gedulden, wenn ich zur Suche des passenden Kleingelds etwas länger brauche als mein Vorgänger.
Samstag, Januar 19, 2008
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