Am Dienstag las ich einen aufmunternden Artikel auf Seite Drei der SZ über ein ansonsten eher unbekanntes Dorf namens Dardesheim. Laut Artikel erzeugt Dardesheim mit Windkraft an guten Tagen das 40fache seines Energieverbrauchs, und der Kommune geht es durch die Windkraft finanziell so gut wie nur wenigen anderen im Land. Das alles geschieht in einer Zeit, in der die Bundesregierung in Sachen Energiekonzepte stolz ihre Vorvorgestrigkeit demonstriert.
Eine Zukunft mit erneuerbaren Energien ist realistisch, wird hier die frohe Botschaft am lebenden Beispiel verkündet.
Erneuerbare Energien sind aber auch eine technische Herausforderung für die Stromnetze. Der Wind lässt sich nicht kontrollieren, und es ist eine Schande, wenn Windräder stillgelegt werden müssen, weil die Stromnetze nicht in der Lage sind, die Kapazitätsspitzen abzutransportieren, oder weil überschüssige Energie nicht gespeichert werden kann.
Diese Probleme zu lösen ist technisch machbar, erfordert aber natürlich signifikante Infrastrukturinvestitionen - und das ist das Problem. Die Infrastruktur steckt nämlich fest in den Händen der Betreiber der Kraftwerke von gestern. Investitionen in Infrastruktur, die erneuerbare Energien nützlicher machen würden, sind nicht in deren Interesse.
Und gerade die politischen Parteien, die immer am lautesten von Marktwirtschaft posaunen, zeigen in dieser für unsere Zukunft so zentralen Situation, dass sie von Marktwirtschaft eigentlich überhaupt nichts verstehen.
Was bedeutet Marktwirtschaft denn aus demokratischer Perspektive?
Demokratische Marktwirtschaft bedeutet, dass der Staat den Markt so gestaltet, dass die Teilnehmer darauf gegeneinander ausgespielt werden um dadurch das beste Ergebnis für die Bürger des Landes zu erzielen.
Damit das im Fall der Stromversorgung funktionieren kann, muss der Staat die physikalische Infrastruktur des Marktes - sprich: die Stromnetze - direkt kontrollieren können.
Deswegen fordere ich auch nicht eine Verstaatlichung der Atomkraftwerke. Dafür gäbe es zwar auch gute Gründe, aber zumindest die Perspektive der Marktgestaltung ist kein Argument dafür.
Eine Verstaatlichung der Stromnetze ist dagegen notwendig für einen funktionierenden Markt in der Stromversorgung.
Das sage ich zwar schon seit Jahren, aber gerade jetzt stehen die Zeichen dafür besonders günstig. Ein drastischer Ausbau der Netzleitungen mit Blick auf die zu erwartenden Verbrauchs- und Erzeugungsmuster von erneuerbaren Energien, sowie der Bau von Speicherkraftwerken im ganzen Land, ist schon lange überfällig. Gerade während einer Wirtschaftskrise bietet es sich an, dass der Staat massiv in Infrastruktur investiert um so die Nachfrage zu stärken und Arbeitsplätze zu schaffen.
Damit könnten wir die Krise abschütteln und gleichzeitig die Stromnetze reif fürs 21. Jahrhunderte machen. Aber dazu müsste die gängige Politik endlich die selbst auferlegten Denkblockaden abschütteln und wieder zu Visionen zurückfinden...
Sonntag, September 19, 2010
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