Samstag, September 17, 2011

Modern Monetary Theory - eine Zwischenbilanz

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde ich auf die Modern Monetary Theory gestoßen. Das war eine großartige Erfahrung, weil ich zum ersten Mal in meinem Leben den Eindruck hatte, dass hier wirklich jemand von Grund auf erklärt, wie unser Geldsystem tatsächlich funktioniert, ausgehend davon, welche Transaktionen die Zentralbanken und Geschäftsbanken dieser Welt tagtäglich durchführen. Was ist Geld eigentlich? Woher kommt es? Auf Fragen dieser Art hat MMT sehr klare und plausible Antworten. Es war, als würde ein Schleier von meinen Augen entfernt.

Meinen ersten Kontakt und erste Erkenntnisse daraus habe ich daraufhin in diesem Blog dokumentiert (#1, #2, #3). In diesen ersten Einträgen ist auch noch Skepsis zu erkennen, denn tatsächlich ist MMT immer noch eher eine Randerscheinung. In der Zwischenzeit habe ich weiter nach Lücken im Gebilde gesucht, und dabei viel gelernt und auch viele Flamewars mit erlebt. Inzwischen hat sich meine Überzeugung aber gefestigt, dass MMT die richtige Sichtweise auf makro-ökonomische Zusammenhänge liefert.

Es sind dann noch eine Reihe weiterer Einträge gefolgt, z.B. über Arbeitslosigkeit (#1, #2, #3) und über die Zusammenhänge in der Eurozone (#1, #2). Viele dieser Einsichten sind nicht exklusiv der MMT zuzuordnen, sondern kommen aus einem insgesamt besseren Verständnis der makro-ökonomischen Zusammenhänge.

Ich will nun einmal Zwischenbilanz ziehen, indem ich noch einmal explizit auf einige besonders hilfreiche Quellen zum Einstieg in MMT verlinke.
Zu jeden dieser Seiten gehört auch jeweils ein Blog, in dem Vertreter von MMT schreiben, teilweise mit wissenschaftlichem Hintergrund, teilweise aus Laienperspektive. Ich wünsche viel Spaß und Aha-Effekt beim Lesen!

7 Kommentare:

kalmar hat gesagt…

Hi Nicolai,

schön, dass du wieder mehr schreibst. Ich lese das immer gerne und mit viel Gewinn. Du warst ja richtig produktiv während meines Urlaubs.

Viele Grüße,
Christian

Nicolai Hähnle hat gesagt…

Gern geschehen. Es kommt und geht halt immer wieder in Schüben ;)

Java Chap hat gesagt…

hallo, endlich mal jemand der mmt betreffend aufklärt, werde mir am wochenende viel zeit nehmen

Systemfrager hat gesagt…

Kannst du einen Blogartikel schreiben und die Theorie, kurz und verständlich in Grundzügen (und mit ihren Intentionen) zu beschreiben?

Systemfrager hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Anonym hat gesagt…

Hi,

ich habe leider noch nicht alles gelesen. So wie ich das gelesen habe könnte der Staat die Zentralbank wieder verstaatlichen und Geld drucken und die Banken ausschalten. Allerdings wäre dann der Staat Kapitalmonopolist, was vielleicht auch wieder Probleme gäbe.

Aber wäre dann der nächste Schritt möglich, das man jedem Bürger ein bedingungsloses Grundeinkommen durch die Geldschöpfung finanziert. Zumindestens als Anschubfinanziertung. Dann vielleicht Steuern auf Grund, Boden, Resourcen, Erbschaften und Vermögen erhebt? Dann wäre die Geldschöpfung tatsächlich komplett demokratisiert. Das ist so mein Grundgedanke, was hälst du denn grundsätzlich von so einer Idee?

lg
Bert

Nicolai Hähnle hat gesagt…

Hallo Bert,

die Zentralbank bei uns ist bereits und war schon immer staatlich (die Bundesbank ist eine juristische Person öffentlichen Rechts, die EZB ist ein Konstrukt von Europarecht). Es gibt lediglich größtenteils irrationale Hemmungen, die Zentralbank auch entsprechend einzusetzen.

Ein BGE könnte man natürlich so finanzieren. Das Kernproblem ist, wie hoch ein solches BGE sein kann ohne sich durch Inflation selbst ad absurdum zu führen - bzw. wie hoch die Steuern sein müssten, um ein BGE in größerer Höhe zu ermöglichen.

Darüber wissen wir, wenn wir ehrlich sind, einfach so gut wie nichts. (Was übrigens auch ein Argument für die Einführung eines BGE ist: man muss es ausprobieren, um mehr zu lernen.)